Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ohne Fahrer bewegt sich nichts
Der Fahrermangel bei den Stadtwerken wird zu einem ernsthaften Problem: Es wird immer deutlicher, dass es nicht um eine krankheitsbedingte Ausnahmeerscheinung geht (die es grippebedingt in der Vergangenheit schon einmal gab), sondern dass der Nahverkehr in eine strukturelle Krise rutscht. Es ist widersinnig, wenn mehr Straßenbahnen gekauft werden und das Liniennetz vergrößert wird, wenn ein 49-Euro-ticket eingeführt wird, um mehr Fahrgäste zu gewinnen – und wenn gleichzeitig das Angebot zusammengestrichen werden muss, weil man nicht genug Fahrpersonal hat. Es stimmt, dass die Stadtwerke nicht das einzige Unternehmen in Deutschland sind, das diese Probleme hat, aber ebenso klar ist, dass dringend etwas dagegen getan werden muss. Ansonsten bringen alle Ausbaupläne nichts.
Und natürlich spielt bei der Attraktivität des Berufs die Entlohnung eine Rolle. Das Fahrpersonal ist nicht üppig bezahlt (im Nahverkehrstarifvertrag allerdings immer noch besser als im privaten Busgewerbe). Die Sonderregelung mit der ASG in Augsburg macht es nicht besser. Vor diesem Hintergrund ist das jetzige Konstrukt mit dem Haustarif zu hinterfragen, wobei in den anstehenden Tarifverhandlungen die Gewerkschaften den Fahrermangel sicher als Verhandlungsargument nutzen werden.
Vermutlich wird mehr Geld nicht alle Probleme lösen. Es stellt sich die Grundsatzfrage, wie das Angebot außerhalb der Hauptzeiten so aufrechterhalten werden kann, dass keine Stadtteile abgehängt werden und Mobilität für alle sichergestellt bleibt. Womöglich lohnt es sich, verstärkt über Rufangebote wie das „Swaxi“(ein Zwischending zwischen Taxi und Nahverkehr) nachzudenken, mit denen man flexibler agieren kann. Allerdings gilt auch hier: Ohne Fahrer bewegt sich nichts.