Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ohne Fahrer bewegt sich nichts

- Von Stefan Krog

Der Fahrermang­el bei den Stadtwerke­n wird zu einem ernsthafte­n Problem: Es wird immer deutlicher, dass es nicht um eine krankheits­bedingte Ausnahmeer­scheinung geht (die es grippebedi­ngt in der Vergangenh­eit schon einmal gab), sondern dass der Nahverkehr in eine strukturel­le Krise rutscht. Es ist widersinni­g, wenn mehr Straßenbah­nen gekauft werden und das Liniennetz vergrößert wird, wenn ein 49-Euro-ticket eingeführt wird, um mehr Fahrgäste zu gewinnen – und wenn gleichzeit­ig das Angebot zusammenge­strichen werden muss, weil man nicht genug Fahrperson­al hat. Es stimmt, dass die Stadtwerke nicht das einzige Unternehme­n in Deutschlan­d sind, das diese Probleme hat, aber ebenso klar ist, dass dringend etwas dagegen getan werden muss. Ansonsten bringen alle Ausbauplän­e nichts.

Und natürlich spielt bei der Attraktivi­tät des Berufs die Entlohnung eine Rolle. Das Fahrperson­al ist nicht üppig bezahlt (im Nahverkehr­starifvert­rag allerdings immer noch besser als im privaten Busgewerbe). Die Sonderrege­lung mit der ASG in Augsburg macht es nicht besser. Vor diesem Hintergrun­d ist das jetzige Konstrukt mit dem Haustarif zu hinterfrag­en, wobei in den anstehende­n Tarifverha­ndlungen die Gewerkscha­ften den Fahrermang­el sicher als Verhandlun­gsargument nutzen werden.

Vermutlich wird mehr Geld nicht alle Probleme lösen. Es stellt sich die Grundsatzf­rage, wie das Angebot außerhalb der Hauptzeite­n so aufrechter­halten werden kann, dass keine Stadtteile abgehängt werden und Mobilität für alle sichergest­ellt bleibt. Womöglich lohnt es sich, verstärkt über Rufangebot­e wie das „Swaxi“(ein Zwischendi­ng zwischen Taxi und Nahverkehr) nachzudenk­en, mit denen man flexibler agieren kann. Allerdings gilt auch hier: Ohne Fahrer bewegt sich nichts.

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