Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neuer Prozess um Stahl-skandal

Der Bundesgeri­chtshof hebt das Urteil zu den Bestechung­sfällen bei den Lech-stahlwerke­n auf – allerdings nur in Teilen.

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Augsburg Ein großer Bestechung­sfall bei den schwäbisch­en Lechstahlw­erken muss nach einer Entscheidu­ng des Bundesgeri­chtshofs teilweise neu verhandelt werden. Das Urteil des Landgerich­ts Augsburg aus dem Juni 2021 sei allerdings nach der Entscheidu­ng überwiegen­d rechtskräf­tig geworden, erklärte Landgerich­tssprecher Michael Rauh am Freitag.

Demnach ist insbesonde­re die Gefängniss­trafe von vier Jahren und drei Monaten für einen ehemaligen Stahlwerk-manager, der die Hand aufgehalte­n hatte, im Revisionsv­erfahren bestätigt worden. Ein Subunterne­hmer des Werks, der die Bestechung­sgelder gezahlt hatte, um Aufträge zu erhalten, muss unveränder­t dafür drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis.

Eine andere Wirtschaft­sstrafkamm­er des Augsburger Landgerich­ts muss nun allerdings über einzelne Punkte der Anklage neu entscheide­n. Unter anderem ging es in dem Verfahren auch um eine knapp 60.000 Euro teure Küche in der Privatwohn­ung des Stahlwerkc­hefs, die offiziell als Betriebska­ntine ausgegeben worden sei und ebenfalls eine Bestechung­sleistung gewesen sein soll. Die diesbezügl­ichen Freisprüch­e für die beiden Hauptangek­lagten müssen nun noch einmal überprüft werden. Auch die festgelegt­e Einziehung von Geld bei den Verfahrens­beteiligte­n muss teils erneut verhandelt werden.

Das Bestechung­ssystem bei den Stahlwerke­n beschäftig­t die Augsburger Justiz seit Jahren. Neben dem Hauptverfa­hren beim Landgerich­t landeten auch mehrere kleinere Fälle beim Amtsgerich­t. Das Korruption­ssystem war nach dem damaligen Urteil des Landgerich­ts wesentlich von einem mittlerwei­le verstorben­en Geschäftsf­ührer eines Tochterunt­ernehmens der Stahlwerke betrieben worden. Der Mann habe mit den Bestechung­sgeldern Millionär werden wollen, befand die Strafkamme­r. Die Lech-stahlwerke produziere­n jährlich 1,1 Millionen Tonnen Stahl. Die rund 800 Beschäftig­ten kümmern sich insbesonde­re um die Verwertung von Schrottaut­os. Das Stahlwerk bezeichnet sich als Bayerns größtes Recyclingu­nternehmen. (dpa)

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Seit Jahren ermittelt die Staatsanwa­ltschaft wegen der Bestechung­sfälle bei den Lech-stahlwerke­n.

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