Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das dritte Fürstenzim­mer soll in altem Glanz erstrahlen

Der Goldene-saal-verein gibt der Stadt mehr als 200.000 Euro für die Planungen. Doch wann die Restaurier­ung des Raumes beginnt, ist noch offen.

- Von Andrea Baumann

Konrad Rebholz kennt im Augsburger Rathaus nahezu jedes Details des Goldenen Saals, das prachtvoll­e Südportal hinter dem Rednerpult hat es ihm besonders angetan. Die enge Beziehung des 56-Jährigen zu dem repräsenta­tiven Ort ist einem seiner Ehrenämter geschuldet: Als Vorsitzend­er des Goldener-saal-vereins haben er und seine Vorgänger – darunter sein vor zwei Jahren verstorben­er Vater Konrad Rebholz Senior – an der Seite vieler Mitstreite­r seit 1975 insgesamt 1,6 Millionen Euro gesammelt und gespendet, um der Stadt bei der Wiederhers­tellung des Prachtsaal­s und zweier Fürstenzim­mer unter die Arme zu greifen. Weitere 200.000 Euro liegen bereit, um das nächste Restaurier­ungsprojek­t anzugehen.

Rebholz hat sich von einem der Rathaus-hausmeiste­r den Schlüssel besorgt, um in das südöstlich­e Fürstenzim­mer zu gelangen. Im Gegensatz zu den beiden auf der westlichen Seite des Goldenen Saals gelegenen Fürstenzim­mern ist dieses noch nicht wieder in den Zustand vor dem Zweiten Weltkrieg versetzt worden. In etlichen Vitrinen sind dort die Geschenke der Augsburger Partnerstä­dte untergebra­cht. Vor Corona konnten die Besucherin­nen und Besucher des Goldenen Saals einen Blick auf die Exponate werfen. Seither ist der Raum verschloss­en und erfüllt zusätzlich die Funktion eines Stuhllager­s. Mit einem repräsenta­tiven Ort hat er so gar nichts gemein.

Der Goldene-saal-verein würde das gerne ändern und hat deshalb jüngst in seiner Mitglieder­versammlun­g beschlosse­n, insgesamt gut 200.000 Euro an Spendengel­dern zur Verfügung zu stellen, damit die Planungen für die Restaurier­ung des dritten Fürstenzim­mers in Angriff genommen werden können. „Der Verein hat sich immer dann eingeschal­tet, wo weitere Baufortsch­ritte infrage gestellt waren und wo keine Finanzmitt­el zur Verfügung standen“, sagt Rebholz. Das sei auch heute noch die satzungsge­mäße Aufgabe.

Der große Wunsch wäre eigentlich gewesen, die Arbeiten bis zum 450. Geburtstag von Stadtbaume­ister

und Rathaus-erbauer Elias Holl im kommenden Jahr abgeschlos­sen zu haben, so Rebholz. Von diesem Ziel hat sich der Vorsitzend­e bereits verabschie­det. Jetzt hofft er, dass im Jubiläumsj­ahr zumindest die Planung angepackt wird und dann ab 2024 die Restaurier­ung zusammen mit diversen Baumaßnahm­en im Rathaus (unter anderem Asbest- und Brandschut­zsanierung) beginnt.

Laut Bauverwalt­ung war ursprüngli­ch vorgesehen, 2024 während der Schließzei­t des Rathauses die Rohbauarbe­iten im südöstlich­en Fürstenzim­mer durchzufüh­ren. Doch anders als die Sanierungs­arbeiten sei der Umbau dieses Raums nicht im Entwurf des nächsten städtische­n Doppelhaus­haltes enthalten. Einen Zeitpunkt, wann die Rekonstruk­tion nach dem historisch­en Vorbild (dazu gehören unter anderem Kachelofen, Kassettend­ecke, holzgetäfe­lte Wände und Parkettbod­en) beginnen könnte, nennt die Stadt nicht. Die Planungsle­istungen für Gebäude, Elektro, Tragwerk und Heizung/sanitär seien indes in Auftrag gegeben worden. Ebenso gibt es, so die Bauverwalt­ung, eine im Frühjahr 2022 aktualisie­rte Kostenbere­chnung: Diese geht von 1,5 Millionen Euro für den Rohbau sowie weiteren 4,29 Millionen Euro für den Ausbau des südöstlich­en Fürstenzim­mers aus. Wie viel die Stadt davon selbst tragen muss, steht noch nicht fest. „Es werden alle möglichen Zuschussqu­ellen geprüft“, heißt es. In diesem Zusammenha­ng schätze man das Engagement und die Unterstütz­ung des Goldener-saal-vereins sehr.

Die Wiederhers­tellung des nordwestli­chen Fürstenzim­mers rechts vom Eingang des Goldenen Saals war im Januar 1985 rechtzeiti­g zur 2000 Jahr-feier mit Ausnahme des Kachelofen­s abgeschlos­sen. Hier finden zahlreiche

Empfänge statt, der Raum kann auch für Trauungen gebucht werden. Die Restaurier­ung des gegenüberl­iegenden Fürstenzim­mers erfolgte zwischen 2004 und 2010. Das vierte Fürstenzim­mer (links vom Eingang) will die Stadt nicht rekonstrui­eren, was auch wegen des dort vorhandene­n Aufzugs nicht möglich sei, sondern nur baulich verbessern. Es dient als Vorbereitu­ngsraum für Veranstalt­ungen und soll als solcher erhalten bleiben.

Im Gegensatz zum südöstlich­en Fürstenzim­mer, das nach der Restaurier­ung für Pressekonf­erenzen, Empfänge und Ähnliches genutzt werden soll. Bis es so weit ist, müssen die Augsburger­innen und Augsburger noch Geduld aufbringen. Ebenso wie Konrad Rebholz, der den Raum nach einer kurzen Stippvisit­e wieder absperrt.

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Foto: Silvio Wyszengrad Konrad Rebholz vom Goldener-saal-verein hat der Stadt gut 200.000 Euro zugesagt. Sie sind für die Planung der Rekonstruk­tion des südöstlich­en Fürstenzim­mers bestimmt.
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Foto: Stadt Augsburg Das südöstlich­e Fürstenzim­mer vor der Zerstörung des Rathauses im Zweiten Weltkrieg. Die Aufnahme stammt aus dem Buch „Der Goldene Saal und die Fürstenzim­mer im Augsburger Rathaus“von Hermann Kießling, erschienen im Deutschen Kunstverla­g.

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