Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das dritte Fürstenzimmer soll in altem Glanz erstrahlen
Der Goldene-saal-verein gibt der Stadt mehr als 200.000 Euro für die Planungen. Doch wann die Restaurierung des Raumes beginnt, ist noch offen.
Konrad Rebholz kennt im Augsburger Rathaus nahezu jedes Details des Goldenen Saals, das prachtvolle Südportal hinter dem Rednerpult hat es ihm besonders angetan. Die enge Beziehung des 56-Jährigen zu dem repräsentativen Ort ist einem seiner Ehrenämter geschuldet: Als Vorsitzender des Goldener-saal-vereins haben er und seine Vorgänger – darunter sein vor zwei Jahren verstorbener Vater Konrad Rebholz Senior – an der Seite vieler Mitstreiter seit 1975 insgesamt 1,6 Millionen Euro gesammelt und gespendet, um der Stadt bei der Wiederherstellung des Prachtsaals und zweier Fürstenzimmer unter die Arme zu greifen. Weitere 200.000 Euro liegen bereit, um das nächste Restaurierungsprojekt anzugehen.
Rebholz hat sich von einem der Rathaus-hausmeister den Schlüssel besorgt, um in das südöstliche Fürstenzimmer zu gelangen. Im Gegensatz zu den beiden auf der westlichen Seite des Goldenen Saals gelegenen Fürstenzimmern ist dieses noch nicht wieder in den Zustand vor dem Zweiten Weltkrieg versetzt worden. In etlichen Vitrinen sind dort die Geschenke der Augsburger Partnerstädte untergebracht. Vor Corona konnten die Besucherinnen und Besucher des Goldenen Saals einen Blick auf die Exponate werfen. Seither ist der Raum verschlossen und erfüllt zusätzlich die Funktion eines Stuhllagers. Mit einem repräsentativen Ort hat er so gar nichts gemein.
Der Goldene-saal-verein würde das gerne ändern und hat deshalb jüngst in seiner Mitgliederversammlung beschlossen, insgesamt gut 200.000 Euro an Spendengeldern zur Verfügung zu stellen, damit die Planungen für die Restaurierung des dritten Fürstenzimmers in Angriff genommen werden können. „Der Verein hat sich immer dann eingeschaltet, wo weitere Baufortschritte infrage gestellt waren und wo keine Finanzmittel zur Verfügung standen“, sagt Rebholz. Das sei auch heute noch die satzungsgemäße Aufgabe.
Der große Wunsch wäre eigentlich gewesen, die Arbeiten bis zum 450. Geburtstag von Stadtbaumeister
und Rathaus-erbauer Elias Holl im kommenden Jahr abgeschlossen zu haben, so Rebholz. Von diesem Ziel hat sich der Vorsitzende bereits verabschiedet. Jetzt hofft er, dass im Jubiläumsjahr zumindest die Planung angepackt wird und dann ab 2024 die Restaurierung zusammen mit diversen Baumaßnahmen im Rathaus (unter anderem Asbest- und Brandschutzsanierung) beginnt.
Laut Bauverwaltung war ursprünglich vorgesehen, 2024 während der Schließzeit des Rathauses die Rohbauarbeiten im südöstlichen Fürstenzimmer durchzuführen. Doch anders als die Sanierungsarbeiten sei der Umbau dieses Raums nicht im Entwurf des nächsten städtischen Doppelhaushaltes enthalten. Einen Zeitpunkt, wann die Rekonstruktion nach dem historischen Vorbild (dazu gehören unter anderem Kachelofen, Kassettendecke, holzgetäfelte Wände und Parkettboden) beginnen könnte, nennt die Stadt nicht. Die Planungsleistungen für Gebäude, Elektro, Tragwerk und Heizung/sanitär seien indes in Auftrag gegeben worden. Ebenso gibt es, so die Bauverwaltung, eine im Frühjahr 2022 aktualisierte Kostenberechnung: Diese geht von 1,5 Millionen Euro für den Rohbau sowie weiteren 4,29 Millionen Euro für den Ausbau des südöstlichen Fürstenzimmers aus. Wie viel die Stadt davon selbst tragen muss, steht noch nicht fest. „Es werden alle möglichen Zuschussquellen geprüft“, heißt es. In diesem Zusammenhang schätze man das Engagement und die Unterstützung des Goldener-saal-vereins sehr.
Die Wiederherstellung des nordwestlichen Fürstenzimmers rechts vom Eingang des Goldenen Saals war im Januar 1985 rechtzeitig zur 2000 Jahr-feier mit Ausnahme des Kachelofens abgeschlossen. Hier finden zahlreiche
Empfänge statt, der Raum kann auch für Trauungen gebucht werden. Die Restaurierung des gegenüberliegenden Fürstenzimmers erfolgte zwischen 2004 und 2010. Das vierte Fürstenzimmer (links vom Eingang) will die Stadt nicht rekonstruieren, was auch wegen des dort vorhandenen Aufzugs nicht möglich sei, sondern nur baulich verbessern. Es dient als Vorbereitungsraum für Veranstaltungen und soll als solcher erhalten bleiben.
Im Gegensatz zum südöstlichen Fürstenzimmer, das nach der Restaurierung für Pressekonferenzen, Empfänge und Ähnliches genutzt werden soll. Bis es so weit ist, müssen die Augsburgerinnen und Augsburger noch Geduld aufbringen. Ebenso wie Konrad Rebholz, der den Raum nach einer kurzen Stippvisite wieder absperrt.