Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die ärgerliche Geschichte um die Turm-tür
Der Eingang zum Fünffingerlesturm wurde erst im Frühjahr neu gemacht. Nun ist die Tür beschmiert. Es geht um ein Hakenkreuz – und um einen offensichtlich erbosten Anwohner.
Der Fünffingerlesturm in der Jakobervorstadt ist ein Denkmal aus dem Mittelalter. Die trutzigen Steine des einstigen Wehrturms haben eine entsprechend schöne alte Patina. Die knallblaue Farbe, die seit einigen Tagen auf der Eingangstüre prangt, will überhaupt nicht dazu passen. Es gibt eine Geschichte dahinter, die den Verein Alt-augsburg-gesellschaft nicht nur verärgert, sondern auch zu einer Anzeige bei der Polizei veranlasst hat.
Das Eingangsportal des Fünffingerlesturms, der in der Nähe der Kahnfahrt steht, ist erst im Frühjahr neu gemacht worden. „Eine Stifterin hat dafür 3000 Euro gespendet. Eigentlich wollten wir die
Holztür noch rot lasieren lassen – in der Farbe der Dachziegel“, erzählt Sebastian Berz, Vorsitzender der Alt-augsburg-gesellschaft, die sich um den Erhalt von Denkmälern kümmert. Stattdessen leuchtet die Tür nun in babyblau. Nicht nur Berz weiß, was passiert ist, sondern auch die Polizei. Es geschah in der Nacht auf Samstag, 5. November. Ein Unbekannter habe die Eingangstür des mittelalterlichen Denkmals mit einem Hakenkreuz und anderen Schmierereien versehen, berichtet Polizeihauptkommissar Alexander Feldkirchner auf Nachfrage. Der Schaden an der Tür wird auf einen höheren dreistelligen Betrag geschätzt. „Aktuell laufen die Ermittlungen gegen Unbekannt.“Die Altaugsburg-gesellschaft hat Anzeige erstattet. Gegen den zweiten
„Schmierfink“nicht. Er rückte mit blauer Farbe an. Offenbar hatten Hakenkreuz & Co. ihn so auf die Palme gebracht, dass er sie mit knalliger Farbe übertünchte. „Es heißt, dass es ein erboster Anwohner war“, meint Berz. Der Fall erinnert an ein Vorkommnis in der Augsburger Altstadt.
Rund drei Jahre ist es her, dass sich ein Anwohner an einem Graffito an einer Hauswand im Findelgäßchen störte. Unbekannte hatten einen übergroßen Schriftzug angebracht, der drei Penissen ähnelte. Der Nachbar griff kurzerhand zu einer knallroten Farbe und übermalte die Schmiererei auf der hellgelben Fassade. Er wollte den Penis-anblick vor allem Kindern und Jugendlichen ersparen. Dabei richtete er allerdings selbst einen Schaden im unteren vierstelligen Eurobereich an.
Die Alt-augsburg-gesellschaft will die Tür am Fünffingerlesturm im Frühjahr neu herrichten lassen. „Was sollen wir sie jetzt im Herbst aushängen und schleifen lassen“, meint Berz. Der Vorfall mit dem Hakenkreuz habe die Mitglieder betroffen gemacht. „Die Stifterin ist sehr traurig darüber.“