Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Von Jörg Heinzle
Der Verdacht ist schnell ausgesprochen: Das ist doch Abzocke! Seit die Bußgelder für Verkehrsverstöße erhöht wurden, nimmt die Stadt Augsburg deutlich mehr Geld ein. Zuletzt gab es auch einige Kritik an der Stadt, weil sich Radfahrerinnen und Radfahrer über Kontrollen und Bußgelder beschwerten, für die sie kein Verständnis hatten. Es ging um Bußgelder etwa für das Radfahren an Stellen, an denen weit und breit kein Fußgänger unterwegs war – zum Beispiel auf dem Osramsteg über den Lech. Tatsächlich kann man sich hier die Frage stellen, ob etwas mehr Kulanz seitens des Ordnungsamtes denn wirklich so schlimm wäre.
Anders sieht es aber bei den Verstößen aus, für die der neue Bußgeldkatalog in erster Linie gilt. Es geht um Kraftfahrzeuge – und dabei um Verstöße, bei denen oft auch eine Gefahr für andere besteht. Wer zu schnell fährt, in zweiter Reihe oder auf Rad- und Fußwegen parkt, riskiert in vielen Fällen, dass andere zu Schaden kommen. Auch in Augsburg zeigen schwere Unfälle immer wieder, was Raserei anrichten kann. Auch beim tödlichen Unfall Ende August auf dem Ikea-parkplatz, bei dem eine junge Frau starb, soll der Fahrer viel zu schnell gewesen sein.
Eher kann man zu dem Schluss kommen, dass auch die neuen Bußgelder noch immer viel zu günstig sind, wenn man die extremen Fälle von Temposündern sieht. Natürlich ist es richtig, vor allem an sensiblen Punkten und vor Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten zu kontrollieren. Aber generell gilt: Wer am Straßenverkehr teilnimmt, der kennt die Regeln. Wer sich an die Regeln hält, muss auch nichts zahlen. Und wer bei einem Verstoß erwischt wird, der muss dafür Geradestehen. So einfach ist das – und eben keine Abzocke.