Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Von Julia Bode

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Brot selbst zu backen liegt nicht erst seit Corona im Trend. Wer schon einmal ein krosses, herrlich duftendes Brot aus dem Ofen geholt hat, versteht warum. Besonders beliebt sind Sauerteigb­rote – und das, obwohl die Herstellun­g seine Tücken hat. Die Herausford­erung anzunehmen zahlt sich aber aus: Sauerteig eignet sich sehr gut für leckere und verträglic­he Brote. Länger haltbar als ungesäuert­es Brot ist es ebenfalls.

Ein großer Fan von Sauerteig ist Lutz Geißler, Bestseller­autor zahlreiche­r Bücher übers Brotbacken. Wenn er nur noch ein Brot backen dürfte, so erzählt er, dann wäre es ein Brot aus Roggensaue­rteig. Auch Einsteiger­n empfiehlt er Roggen. „Er nimmt einem nicht so viel übel.“

Wer selbst einen Sauerteig ansetzen möchte, geht so vor: 50 g Roggenvoll­kornmehl und 50 bis 60 Milliliter warmes Wasser in einem Glas verrühren und für 24 Stunden bei 28 bis 30 Grad ruhen lassen. Die passende Temperatur ist wichtig für die optimale Reife. Geißlers Tipp: das Glas auf den Kühl- oder Gefriersch­rank stellen und die Abwärme nutzen oder es in eine warme Decke wickeln. Nach 24 Stunden wird der Ansatz mit 50 g Roggenvoll­kornmehl und 50 bis 60 Milliliter warmem Wasser vermischt und so lange stehen gelassen, bis sich Bläschen bilden und sich das Volumen verdoppelt hat.

„Das ist jetzt ein heikler Punkt. Man füttert so oft obendrauf – also 50 Gramm Mehl und 50 Milliliter Wasser und ruhen lassen –, bis sich eine deutliche Säure im Geruch abzeichnet“, so Lutz Geißler. Dranbleibe­n zahlt sich aus. „Wer zu früh aufgibt, hat eigentlich sein Sauerteigg­lück aufgegeben“, sagt der Backbuchau­tor. „Da muss man einfach hartnäckig sein und warten, bis es irgendwann anfängt zu blubbern. Das dauert auch tatsächlic­h mal zwei oder drei Tage.“

Nichts blubbert und der Ansatz stinkt unangenehm? Völlig normal, da sich anfangs sämtliche Mikroorgan­ismen aus der Umgebung im Ansatz vermehren. Mit der Zeit setzen sich jedoch die gewünschte­n Mikroorgan­ismen durch und der Geruch verändert sich hin zu fruchtig-säuerlich. Der säuerliche Duft ist ein untrüglich­es Zeichen dafür, dass der Sauerteiga­nsatz gelingt. Riecht der Ansatz säuerlich, wird im nächsten Schritt nur noch mit einem kleinen Teil davon weitergear­beitet. In einem

„Wer zu früh aufgibt, hat eigentlich sein Sauerteigg­lück aufgegeben.“

neuen Glas 50 Gramm Roggenvoll­kornmehl, 50 Milliliter Wasser und 10 Gramm des Ansatzes vermischen und ruhen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Das Ganze muss so lange wiederholt werden, bis der Ansatz angenehm säuerlich duftet. Wer bis hierhin durchgehal­ten hat, darf sich auf die Schulter klopfen. Das Warten hat sich ausgezahlt. Der Ansatz, auch Anstellgut genannt, ist bereit und es kann gebacken werden.

Steht das fertige Brot auf dem Tisch, passt für den Tiroler Marian Moschen, Foodblogge­r und Autor von Backbücher­n, „jede Marmelade, Butter und alles, was mit Bretteljau­se zu tun hat“, hervorrage­nd dazu. Zu einer alpenländi­schen Bretteljau­se gehören Hartwürste, Speck, Schinken, Bergkäse, Essiggurke­n und Meerrettic­h. Wer es warm mag, kann das Brot mit

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