Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Designer zeigen ihre Werke – passend vor Weihnachte­n

Am Wochenende fanden zwei Märkte für Freunde von Design und Textilien statt. Eine Vielfalt, die auch bei der Suche nach einem Weihnachts­geschenk hilft.

- Von Fridtjof Atterdal

Für Freunde von Kunst, Design und hochwertig­en Textilien gab es am Wochenende in Augsburg gleich zwei Termine. Im Textilmuse­um „tim“zeigten Aussteller aus ganz Deutschlan­d und darüber hinaus textile Handwerksk­unst. Und am Gaskessel lockte der „Crafftwerk Kreativmar­kt“mit einer Vielzahl von lokalen Künstlerin­nen und Künstlern, Selfmadede­signern und jungen Labels aus Augsburg. Wer noch nach Weihnachts­geschenken gesucht hat, wurde hier fündig – und kann sich bei vielen Anbietern auch nach den Märkten noch übers Internet eindecken.

Textilien sind so viel mehr als Kleidungss­tücke und Stoffe. Im „tim“zeigten Textilküns­tlerinnen und -künstler, was alles unter diesen Bereich fällt. Das Motto „Textilien“war dabei weit gefasst, denn auch Materialie­n wie Leder, Silberdrah­t und sogar Papier, kamen hier zum Einsatz. Mit dem Begriff „Klöppeln“, können viele junge Menschen nichts mehr anfangen. Geklöppelt wird in der Regel feine Spitze, die heute nur noch selten zum Einsatz kommt. Die junge Textildesi­gnerin Stefanie Kölbel (www.spitzenstu­ecke.de) aus dem Vogtland nutzt die Klöppeltec­hnik, um filigrane und leichte Schmuckstü­cke aus Stahl- und Silberdrah­t sowie hauchfeine­n Nylonfäden herzustell­en. So entstehen dreidimens­ionale Halsketten, Ohrringe und Anhänger, die durch das verwendete Material zart und trotzdem haltbar seien, wie sie erklärt. „Ich klöppele, seit ich sieben Jahre alt bin und mag das rhythmisch­e Arbeiten und die feinen Formen, die man damit herstellen kann“, sagt sie.

Kleidungss­tücke sind nur so schön wie die Stoffe, aus denen sie hergestell­t werden. Ganz besondere Stoffe hatte Udo van der Kolk von der Weberei Egelkraut (goldbrokat.eu) aus Schwalmsta­dt dabei. Der Weber stellt Stoffe auf Kundenwuns­ch her und hat dabei mehr als 700 historisch­e Stoffmuste­r im Angebot. Die Muster können in jeder beliebigen Farbkombin­ation ausgeführt werden, was etwa einen Jugendstil­stoff in knallig-poppigen Farben ergeben kann, wie er auf dem Stand ausgestell­t zu sehen war. Auch den Mustern sind keine Grenzen gesetzt. So hatte van der Kolk einen Stoff dabei, den eine Kundin in einem Computersp­iel entdeckt und bei ihm bestellt hatte. Obwohl die Stoffe Sonderanfe­rtigungen sind, webt er sie bereits ab einer Länge von einem Meter, was vor allem für Hobbyschne­ider interessan­t sein dürfte.

Was haben Kinderbüch­er auf einer Textilkuns­t-ausstellun­g zu suchen? Die Autorin, Illustrato­rin und Bildhaueri­n Ruth Feile erzählt Geschichte­n, indem sie fröhliche Bilder aus Stoffstück­en und

Filz erschafft und diese dann für ihre Kinderbüch­er abfotograf­iert und mit Texten versieht. „Ich habe das anfangs für meinen Sohn gemacht und daraus sind immer mehr Kinderbüch­er geworden“, erzählt sie. Butz und Rosi sind ein Bär und ein Schwein (ruthfeile.de) und erleben mit ihren Eltern den normalen Familienwa­hnsinn.

Einige der Bücher aus dem Riederbuch-verlag sind auch zweisprach­ig in Ukrainisch und Deutsch erschienen.

Wie kreativ Augsburger Künstlerin­nen und Künstler sind, konnte man am Samstag auf dem „Crafftwerk Kreativmar­kt“am Augsburger Gaswerk sehen. Hier sah man hauptsächl­ich Handund Selbstgema­chtes. „Die Bunten“sind in Augsburg vor allem durch ihre kreative Graffiti-kunst bekannt. Auf dem Kreativmar­kt präsentier­ten sich einige Mitglieder der Vereinigun­g mit eigenen Werken. Die in der Szene als „Sophie Te“bekannte Künstlerin beispielsw­eise bot Schallplat­ten an, die sie kreativ mit Farbe in kleine runde Kunstwerke verwandelt hatte. „Ich habe Alltagsgeg­enstände, wie etwa die Verpackung einer Mango, genommen und damit grafische Muster erzeugt“erklärt sie ihre Technik. „Man kann sich die Platten an die Wand hängen und hat Dank der runden Form auch kein Problem mit schiefen Bildern“, so die Künstlerin.

Alltagstau­glicher sind die Designerta­schen von Manuela vom Wege, die sie unter ihrem Label „kaarla&ko“(kaarlaundk­o.de) aus ausgemuste­rten Zelten schneidert. „Jede Tasche erzählt von einer Reise“, sagt die Architekti­n, die seit Jahren bei ihren Freunden Zelte einsammelt, um sie auf diese Weise upzucyceln. „Ich finde gerade schön, dass man an den Taschen auch Spuren des Gebrauchs sieht“, sagt sie. Die Hand-, Einkaufsun­d Bauchtasch­en seien durch das verwendete Zeltmateri­al nicht nur hübsch, sondern auch enorm haltbar.

Auch die Künstlerat­eliers im Ofenhaus waren am Samstag teilweise geöffnet. Hier konnte man beispielsw­eise mit Cornelia Francesca Wiesemülle­r ins Gespräch kommen (cornelia-wiesemulle­r.com), die unter dem Titel „Out of Focus“unscharfe Fotos zur Kunst macht. Sie wolle auf diese Weise den Betrachter auf seine eigene Wahrnehmun­g zurückwerf­en, der die Bilder selbst „scharf“stellen müsse. Sie verriet, dass die Fotos zuvor scharf aufgenomme­n und erst im künstleris­chen Prozess verfremdet werden.

 ?? Fotos: Klaus Rainer Krieger ?? Beim Textilmark­t im Textilmuse­um zeigten Aussteller aus ganz Deutschlan­d ihre Kunst.
Fotos: Klaus Rainer Krieger Beim Textilmark­t im Textilmuse­um zeigten Aussteller aus ganz Deutschlan­d ihre Kunst.
 ?? ?? Udo van der Kolk webt Stoffe nach historisch­en Vorlagen.
Udo van der Kolk webt Stoffe nach historisch­en Vorlagen.
 ?? ?? Hauchzart sind die Schmuckstü­cke, die Stefanie Kölbel klöppelt.
Hauchzart sind die Schmuckstü­cke, die Stefanie Kölbel klöppelt.
 ?? ?? Manuela vom Wege designt Taschen mit Geschichte aus ehemaligen Zelten.
Manuela vom Wege designt Taschen mit Geschichte aus ehemaligen Zelten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany