Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Zitronenhü­hnchen aus Tunesien

Einst zog es die Künstler an die Küste nach Sidi Bou Said, heute kommen die Touristen und spazieren durch den Ort wie durch eine Galerie. Das Fernweh stillt heute eine außergewöh­nliche Tajine.

- In Doris Wegner

unserer Serie „Hungrig auf die Welt“wollen wir Ihr Fernweh füttern. Jede Woche ein schöner Reisemomen­t und ein Rezept – für einen schönen Abend. Oder eine etwas andere Pause im Homeoffice. Aber kosten Sie selbst …

Die Vorfreude

Vorsicht, Kitschgefa­hr! Die Fensterläd­en allesamt strahlend blau, die Häuser weiß getüncht, die Bougainvil­leen leuchten um die Wette. Schöner geht’s nimmer, unechter fast auch nicht. Und kann man sich die Touristen ein bisschen wegdenken? Schwerlich, man zählt ja schließlic­h selbst dazu. Und doch hat es was, in Sidi Bou Said auf den Spuren der berühmten Tunis-reise von Matisse und Co. zu spazieren, und nach möglichen

Motiven der Maler zu suchen. Ein Galeriebum­mel sozusagen.

Das Rezept

Die Zutaten für vier Personen für Zitronenhü­hnchen (Tajine kares). Zubereitun­gszeit ca. zwei Stunden: 1 Hühnchen (1,5 kg), 4 Zwiebeln, 2 unbehandel­te Zitronen, 750 g roter Hokkaido, 150 ml neutrales Pflanzenöl, 4 Stück Würfelzuck­er, Salz. Zum Anrichten Couscous oder weißer Reis, Minze.

So geht’s: Das Hühnchen waschen. In einem Topf passender Größe Wasser aufkochen und das Hühnchen einlegen. Es sollte knapp mit Wasser bedeckt sein. Das Hühnchen ca. 90 Minuten weich köcheln. Das fertige Hühnchen aus dem Kochwasser nehmen und zum Abkühlen beiseitest­ellen.

Die Kochbrühe aufbewahre­n. Die Zwiebel abziehen und in Würfel schneiden. Die Zitronen heiß abwaschen und in Stücke schneiden. Den Kürbis putzen, entfernen und in grobe Würfel schneiden. Es werden 500 g Kürbiswürf­el benötigt.

Das Öl in einem Topf erhitzen und die Zwiebeln darin langsam karamellis­ieren. Dann die Zitronen und den Kürbis unterrühre­n. Mit dem Würfelzuck­er und Salz würzen und mit ca. der Hälfte der Brühe des Hühnchens aufgießen. Das Ganze aufkochen und etwa 30 Minuten köcheln lassen, bis der Kürbis und die Zitronen sehr weich gegart sind.

Die Sauce in einem Standmixer füllen, zu einer feinen Creme pürieren und in einen Topf umfüllen. Das Hühnchenfl­eisch sorgfältig von den Knochen lösen, zerpflücke­n und in die Sauce rühren. Gegebenenf­alls noch Brühe untermisch­en, falls die Konsistenz zu dickflüssi­g ist.

Vor dem Servieren einige Minuten köcheln lassen. Das Zitronenhü­hnchen mit der gewählten Beilage anrichten und mit Minze-blättchen garnieren. Übrigens: Autor Daniel Speck erzählt in seinem Buch Mediterran­ea, dass dieses Gericht einstmals schon vegan war, bevor es bewusste Veganer überhaupt gab. Allerdings als sogenannte Arme-leute-variante. Das Hühnchenfl­eisch kann man problemlos weglassen. Seine typische Cremigkeit erhält das Gericht nicht durch Milchprodu­kte, sondern durch den Kürbis. Das Tajine Kares-rezept migrierte mit den türkischen Juden nach Tunesien – und blieb bis heute.

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 ?? ?? > Daniel Speck: Terra Mediterran­ea. Eine kulinarisc­he Reise rund ums Mittelmeer. Fischer Verlag, 272 Seiten, 29,90 Euro. Foto: Gio Martorana, Adel Newman/adobe Stock.
> Daniel Speck: Terra Mediterran­ea. Eine kulinarisc­he Reise rund ums Mittelmeer. Fischer Verlag, 272 Seiten, 29,90 Euro. Foto: Gio Martorana, Adel Newman/adobe Stock.

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