Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Harte Wochen für den Aev-trainer
Eishockey-coach Peter Russell spricht über die schwierigen Zeiten in Augsburg, die unglückliche Niederlage in München und den Druck, den auch die Mannschaft verspürt.
In kleinen Schritten kommt Augsburg voran. Die Pleitenserie in der Deutschen Eishockey Liga beendeten die Panther mit einem 2:1 gegen Bietigheim. Danach kassierte das Team in München beim Tabellenführer mit 2:3 eine unglückliche Niederlage. Die Gäste hatten Pech, verpassten eine Riesenchance, selbst mit 3:2 in Führung zu gehen oder auch noch einmal den Ausgleich zum 3:3 zu schaffen. Unter dem Strich stand die 15. Saisonniederlage, der fünf Siege gegenüberstehen. Als 14. und Vorletzter der DEL schweben die Panther weiter in Abstiegsgefahr.
Die Situation bleibt schwierig, doch der Aev-trainer gab sich nach dem Match in München zuversichtlich. Zunächst unterlief Münchens Pressesprecher Emanuel Hugl ein lustiger, aber naheliegender Versprecher. Hugl bat den Augsburger Trainer „Kurt Russell“um seinen Kommentar zum Spiel.
Es ist nicht bekannt, wie viele Gemeinsamkeiten der Schotte an der Augsburger Trainerbank mit dem amerikanischen Schauspieler, der einen einsilbigen Einzelkämpfer in dem legendären Actionfilm „Die Klapperschlange“spielt, hat. Jedenfalls stutzte der Augsburger Russell unmerklich und antwortete gewohnt ausführlich. „Wir lagen mit 0:2 hinten und haben viel Charakter gezeigt. Ich denke, der Stress war weg nach dem Bietigheim-sieg. Das war eine harte Situation für jeden im Klub“, sagte der 47-Jährige über die letztlich erfolglose Aufholjagd in der Münchner Olympia-eishalle.
Adam Payerl und Terry Broadhurst sorgten mit ihren Toren innerhalb von nur 47 Sekunden für den 2:2-Ausgleich. Danach hatte Neuzugang Marcel Barinka das 3:2 auf dem Schläger. Der Tscheche mit deutschem Pass scheiterte allerdings am starken Münchner Schlussmann Allavena. Ein weiterer Treffer der Mannschaft von Trainer Don Jackson genügte, um den Münchnern den zweiten Heimsieg nach dem 6:0 vor Wochen gegen den AEV zu bescheren.
Zuletzt fielen die Resultate eng aus. Sieben der neun vergangenen Spiele endeten mit lediglich einem Treffer Unterschied. Aber nur ein Mal holte Augsburg alle drei Punkte – beim 2:1 im Kellerduell am Freitag gegen den jetzt Tabellenletzten Bietigheim. „Man urteilt nach Resultaten. Aber ich denke nicht, dass wir ein furchtbares Hockeyteam sind“, sagte der 48-Jährige. Trotz der Pleitenserie sei die Mannschaft in den vergangenen Wochen nicht in Panik verfallen. Im Gegenteil: „Wir sind als Gruppe enger zusammen gerückt.“
Über seine Position ist gesprochen worden. „Wenn der Klub einen neuen Trainer haben will, muss er das sagen. Ich weiß, dass das Geschäft so funktioniert“, sagte Russell nach dem Heimsieg gegen Bietigheim und fügte an: „Das waren die härtesten drei Wochen in meinem Hockey-leben. Ich bin als Trainer bis jetzt noch nie entlassen worden. Vielleicht wird es irgendwann passieren. Aber ich werde nicht aufgeben.“Nach den Gesprächen mit Hauptgesellschafter Lothar Sigl spürt der Aevcoach viel Rückhalt im Verein. „Aber ich glaube, die Mannschaft steht noch mehr unter Druck als der Trainer.“
Die Leistungen am Wochenende zeigten, dass das Team den Kampf annimmt. Trotz der Ausfälle der beiden Topverteidiger Blaz Gregorc und David Warsofsky stand die Abwehr vor Markus Keller mit Ausnahme des ersten Drittels sicher. Die Belastung für die Schlussmänner will der Coach allerdings künftig besser verteilen. Auch wenn Dennis Endras gesund ist, wird nicht automatisch die Nummer eins spielen, um einer Überlastung und damit einhergehenden Verletzungen des 37-Jährigen künftig vorzubeugen.
Als nächste Aufgabe steht das Auswärtsspiel am Freitag bei der Düsseldorfer EG an. Am Sonntag um 16.30 Uhr kommen die Straubing Tigers ins Curt-frenzel-stadion. Bei den Niederbayern unterlagen die Panther im bisherigen Saisonverlauf mit 2:5 und 1:5. Russell will nicht mehr zurückschauen.
Auch wenn die Fragen nach den Gründen für die Pleitenserie, die den Coach nervten, zunächst einmal weg sind. „Der Druck ist immer noch da. Aber jetzt konzentriere ich mich ganz auf meine Arbeit mit den Spielern“, umriss Russell seinen Plan für die nächsten Tage.
„Ich bin als Trainer noch nie entlassen worden. Vielleicht wird es irgendwann passieren. Aber ich werde nicht aufgeben.“
Peter Russell