Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Haunstetter Volleyballer tragen Trikots aus Plastikmüll
Bei der Neueinkleidung arbeitet man mit dem Beachvolleyball-nationalspieler Lukas Pfretzschner zusammen. Der hat eine eigene Firma gegründet, die nachhaltige Sportbekleidung herstellt.
Dass die Kinder und Jugendlichen, die sich in der Anton-betzler-halle in Göggingen einige Bälle zuspielen und umherrennen, zu den Volleyballern des TSV Haunstetten gehören, ist schnell zu erkennen. Alle tragen die neuen Trikots. Auf dem Dress sticht neben Schwarz die rote Vereinsfarbe deutlich heraus. Auf den Ärmeln ist in Weiß die Augsburger Skyline platziert. Doch neben dem gelungenen Design ist vor allem die Produktion besonders: Die Trikots wurden nachhaltig aus recyceltem Polyester hergestellt. Hinter der Organisation steckt unter anderem ein deutscher Beachvolleyball-nationalspieler.
Martin Sättele ist Abteilungsleiter der Volleyballer beim TSV Haunstetten. Über ihn kam die Aktion ab Ostern 2021 ins Rollen. „Wir haben uns schon längere Zeit gewünscht, dass wir von der Jugend bis zu den Erwachsenen in einheitlichen Trikots auflaufen. Über den bayerischen Beachvolleyballer Tim Noack sind wir dann auf die Firma Reset Sports gekommen, die Pilotkunden gesucht haben.“Die Firma verfolgt bei ihren Produktionen einen sehr nachhaltigen Ansatz. Ein Aspekt, der auch dem TSV sehr wichtig sei, so Sättele. Und so begann die Zusammenarbeit des Vereins mit der sehr jungen Firma, deren erster Kunde überhaupt somit Haunstetten war.
Geschäftspartner von Noack ist der deutsche Beachvolleyball-nationalspieler Lukas Pfretzschner, der mit dem TSV Haunstetten die Idee der Trikots vorantrieb und auch bei der Vorstellung aus Hamburg angereist ist. Der 22-Jährige ist auf Rang zwei der nationalen Rangliste im Beachvolleyball, zudem ist er auch schon in der Halle erfolgreich gewesen. Die sportliche Karriere steht bei Pfretzschner natürlich im Vordergrund. Abseits des sportlichen Geschehens hat er mit zwei weiteren Geschäftspartnern das Unternehmen „Reset Sports“gegründet, das sich auf nachhaltige Sportkleidung spezialisiert hat. Die Stoffe werden dort aus recyceltem Polyester hergestellt.
Die Idee dazu kam dem jungen Sportler vor einiger Zeit, nachdem er mit der eigenen Ausrüstung unzufrieden war: „Die Sachen, die ich im Profibereich gestellt bekommen habe, waren nicht wirklich schön und besonders nachhaltig war vieles auch nicht. Deshalb habe ich dann gesagt: Na gut, dann probiere ich das mal selbst.“Neben Noack vervollständigt Philipp Struwe das Unternehmertrio. Pfretzschner erzählt begeistert von der Idee und ist froh, mit dem TSV Haunstetten schnell einen ersten großen Auftrag an Land gezogen zu haben. Mittlerweile sind auch andere Vereine Kunden.
Die Trikots für die Haunstetter Volleyballer sind alle in Italien hergestellt worden, so der 22-jährige Unternehmer: „Wir produzieren ausschließlich in Europa. Es ist für uns ein wichtiger Ansatz, transparent mit der Wertschöpfungskette umzugehen.“Oft werden Trikots heutzutage aus Polyester hergestellt. Ein leichter Stoff, der schnell trocknet und atmungsaktiv ist. Vorteile, die auch die nachhaltig produzierten Trikots aus Polyester haben. Der wesentliche Unterschied ist der Aspekt der Nachhaltigkeit. Der Grundstoff der Trikots, die nun auch 250 Mitglieder des TSV Haunstetten tragen, ist nicht Erdöl, sondern Plastikmüll aus aller Welt. Alte Plastikflaschen, Schnittreste oder Fischernetze gehören laut dem deutschen Nationalspieler dazu. Diese werden eingeschmolzen und zu den Sportartikeln verarbeitet.
Pfretzschner betont: „Es wäre falsch zu sagen, dass unser Trikot Co2-neutral ist. Man rettet damit sicherlich auch nicht die Welt, aber es ist meiner Meinung nach auf jeden Fall besser als die herkömmlichen Varianten.“Beim TSV Haunstetten ist die Freude über die neuen Trikots groß. „Sie haben einen hohen Wiedererkennungswert und sind nachhaltig produziert worden. Die Resonanz war bisher sehr positiv, es haben sich auch einige als Fan noch ein Trikot zugelegt“, sagt Abteilungsleiter Sättele.