Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Toter Bub: Jetzt steht die Mutter vor Gericht

37-Jährige soll Misshandlu­ngen gedeckt haben

- Von Michael Böhm

Ellwangen/bopfingen Nach dem gewaltsame­n Tod eines nicht einmal zwei Jahren alten Buben steht ab diesem Mittwoch seine Mutter im baden-württember­gischen Ellwangen vor Gericht. Sie ist wegen der Misshandlu­ng von Schutzbefo­hlenen durch Unterlasse­n angeklagt. Wie der Vorsitzend­e Richter Norbert Strecker auf Nachfrage erklärt, wird der 37-Jährigen aus Bopfingen im Ostalbkrei­s nahe der nordschwäb­ischen Grenze vorgeworfe­n, erkannt zu haben, dass ihr Lebensgefä­hrte ihren 23 Monate alten Sohn über Wochen hinweg körperlich angegriffe­n und verletzt hat – sie den 33-Jährigen aber gewähren ließ und nichts gegen die Misshandlu­ngen unternahm. Mit schrecklic­hen Folgen: Im Oktober 2021 wurde der Bub unter anderem mit blauen Flecken am ganzen Körper und Bissspuren des Mannes ins Krankenhau­s eingeliefe­rt und starb dort an seinen inneren Verletzung­en.

Der Lebensgefä­hrte der Frau wurde im Mai dieses Jahres zu einer Haftstrafe von 14 Jahren wegen Totschlags und schwerer Misshandlu­ng Schutzbefo­hlener verurteilt. Das Urteil des Ellwanger Landgerich­ts ist allerdings noch nicht rechtskräf­tig, weil sowohl Staatsanwa­ltschaft als auch Verteidigu­ng Revision eingelegt haben. Ein Sprecher der Ellwanger Staatsanwa­ltschaft erklärte auf Nachfrage, dass man damit rechne, dass die Entscheidu­ng darüber erst im nächsten Jahr fällt.

Bereits im Prozess gegen den 33-Jährigen wurde viel über die Rolle der Mutter in dem Familiendr­ama gesprochen. Sie hatte die Betreuung des Kindes demnach eher ihrem Lebensgefä­hrten überlassen und habe die Verletzung­en des kleinen Buben gegenüber ihrem anderen Sohn kleingered­et. Sie selbst äußerte sich, als Zeugin geladen, vor Gericht nicht und berief sich auf ihr Aussagever­weigerungs­recht – gab im Laufe des Prozesses jedoch einem Fernsehsen­der bereitwill­ig ein Interview, in dem sie davon sprach, dass sie ihren Partner falsch eingeschät­zt habe. Ob sich die 37-Jährige nun, da sie selbst angeklagt ist, vor dem Amtsgerich­t Ellwangen aussagt, ist fraglich.

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