Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Capitano kehrt zurück
Ex-kapitän Daniel Baier und die Verantwortlichen des FC Augsburg sprechen sich aus. Jetzt kann der Fan-liebling die Planungen für sein Abschiedsspiel forcieren. Einen Plan für seine Mannschaft hat er auch schon.
Es war am 23. Juli 2020, als Daniel Baier mit einem emotionalen Instagram-video seinen Abschied vom FC Augsburg verkündete. Kurz zuvor war die Vertragsauflösung zwischen dem Verein und dem Bundesliga-profi bekannt gegeben worden, der wie kein anderer für den FCA stand. Baier war Kapitän, Rekordspieler mit insgesamt 355 Pflichtspielen. Jetzt saß er da, irgendwo in den Bergen.
Das Video war in Schwarzweiß-format gefilmt, wirkte dadurch noch melancholischer, als es so schon war, denn es war eine schmerzhafte Trennung. „Dass der Moment kommen würde, war mir klar“, begann Baier. Man merkte ihm an, dass es ihm schwerfiel, die richtigen Worte zu finden. Er bedankte sich bei den Fans, den Klubmitarbeitern und seinen Mitspielern. Es werde ein Abschiedsspiel geben, versprach er, wo er versuchen wolle, noch einmal „alle Weggefährten“einzuladen.
Drei Jahre später ist es so weit. Der „Capitano“kehrt noch einmal in die Wwk-arena zurück, für sein Abschiedsspiel. Das verkündete Markus Krapf auf seiner ersten Mitgliederversammlung als neuer Fca-vorstandsvorsitzender. Daniel Baier bestätigte jetzt gegenüber unserer Redaktion die Planungen: „Das Spiel wird wohl in der Länderspielpause Anfang September 2023 stattfinden.“
Dass es überhaupt so lange dauerte, bis der Profi, der über zehn Jahre das Gesicht des FCA war, zu einem würdigen Abschied kommt, hat eine Vorgeschichte mit zwei, vor allem für den FCA, unrühmlichen Kapiteln. Da war zuerst das sportliche Ende von Daniel Baier.
Noch im Januar 2020 hatte der FCA den Vertrag mit Baier bis Sommer 2021 verlängert. Da hieß der Trainer noch Martin Schmidt. Fca-geschäftsführer Stefan Reuter schwärmte damals: „Mit seiner Erfahrung, seiner körperlichen Verfassung und seiner fußballerischen Klasse tut Daniel Baier unserer Mannschaft mit vielen jungen Spielern sehr gut.“Im März entließ Reuter dann Schmidt und holte Heiko Herrlich als neuen Trainer. Dann kam Corona. Nach der Pause war schnell klar, unter Herrlich hatte Baier keine Zukunft mehr. Selbst im letzten Saisonspiel gegen RB Leipzig saß der Kapitän nur draußen. Es kam zur Trennung. Stefan Reuter verkaufte diese mit genauso warmen Worten wie die Vertragsverlängerung. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft.
Das merkte auch Baier. Denn im August 2021 gab er sein Comeback beim FCA. Der damalige Vereinschef Klaus Hofmann holte ihn zurück, wollte ihn an die sportliche Entscheidungsebene rund um Stefan Reuter heranführen. Doch das passte den beiden Geschäftsführern Reuter und Michael Ströll (Finanzen) nicht. Baier wurde im Scouting International platziert, weit weg von der Bundesliga. Baiers Name wurde dann neben Armin Veh und Stefan Schwarz auch immer wieder mit der von Hofmann geplanten Neustrukturierung in der sportlichen Leitung genannt. Baier war zwischen die Parteien geraten, und als Hofmann seinen Rücktritt im Mai erklärte, zog wenige Tage später auch Baier einen Schlussstrich.
Wieder war es kein positiver Abschied. Er wechselte als Scout zum VFL Wolfsburg. Von seinem Wohnort Westheim (bei Augsburg) aus sichtet er nun für den Bundesliga-konkurrenten interessante Spieler, fliegt auch mal zu Champions-league-spielen.
„Da ist nicht alles gut und richtig gelaufen bei einem Spieler, der am meisten für den FC Augsburg steht“, gestand Krapf bei der Jahreshauptversammlung ein. „Ströll und Reuter haben mir gesagt, da wurden Fehler gemacht, aber diese Fehler versucht man zu korrigieren. Es gab mehrere Gespräche mit Daniel Baier bezüglich seines Abschiedsspieles“, berichtete er den Mitgliedern. Die Missverständnisse, die da vorgeherrscht hätten, seien verarbeitet und ausgeräumt worden, Krapf freute sich: „Jetzt kann man sein Abschiedsspiel konkret angehen.“
Dies sieht auch Daniel Baier so. „Das Abschiedsspiel war ja vertraglich verankert. Ich wollte aber, bevor wir über das Spiel reden, erst einmal ein paar Dinge geklärt haben. Wir haben uns jetzt an einen Tisch gesetzt und das gemacht.“
Baier, Reuter und Ströll trafen sich. „Es war ein positives Gespräch. Wir haben uns ausgesprochen, einiges wurde richtiggestellt. Das ist jetzt auch Vergangenheit“, sagt Baier. Jetzt könne man in den nächsten Wochen und Monaten das Abschiedsspiel planen. „Darauf freue ich mich sehr. Denn ich habe eine besondere Vergangenheit mit dem Klub und vor allem mit den Fans. Augsburg ist meine Heimat, und mein Ziel ist und war es immer, nach meiner aktiven Karriere mit dem Verein verbunden zu bleiben“, betont er.
Gedanken über die Mitwirkenden hat er sich schon längst gemacht. „Es ist noch nicht ganz entschieden, aber die Tendenz geht dahin, dass ich wohl zwei Augsburger Mannschaften aufstellen werde. Denn ich habe eine lange Liste von ehemaligen Weggefährten, die ich einladen will.“Baier verrät: „Ich denke da an Zweitligaspieler wie ein Stephan Hain oder ein Micha Thurk bis hin zur Europa-league-mannschaft mit Boba, Caiu und den ganzen Konsorten. Der eine oder andere hat mir schon geschrieben, er würde sich freuen, wenn er dabei wäre.“
Die Fans bestimmt auch. Denn sein letztes Spiel mit der Kapitänsbinde am Arm fand aufgrund der Corona-pandemie unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der FCA verlor am 17. Juni zu Hause gegen Hoffenheim mit 1:3. Baier erlebte den Schlusspfiff nicht. Trainer Herrlich hatte ihn in der 83. Minute ausgewechselt.
Es war ein stiller, leiser Abschied, unwürdig für den Rekordspieler des FCA. Das soll jetzt nachgeholt werden, findet Krapf: „Lasst uns Daniel einen würdigen Rahmen bei seinem Abschiedsspiel in der Wwk-arena bieten, die dann hoffentlich ausverkauft ist.“Baier hätte es verdient.