Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Tänzer mit Leidenschaft und Präsenz
Nikolaos Doede prägt die Aufführungen des Ballett Augsburg. Dafür bekam er nun den Bayerischen Kunstförderpreis. Nicht nur deshalb hat er in der Compagnie eine Sonderstellung.
Im Gespräch gibt sich Nikolaos Doede zurückhaltend. In T-shirt, Jeans und Lederschuhen sitzt er in einem der bunten Sessel im Foyer der Brechtbühne im Gaswerk und soll mit Worten erklären, was sich jedem Zuschauer und auch jeder Zuschauerin sofort erschließt, wenn sie Doede auf der Bühne sehen: dass Tanz seine Leidenschaft ist. Seit 2017 kann man das in Augsburg erleben, damals wechselte der Kalifornier mit dem neuen Ballettchef Ricardo Fernando von Hagen hierher. Immer prägen seine Ausdruckskraft und Präsenz eine Aufführung, und das nicht nur als Tänzer sondern auch als Musiker, wie beim Ballettabend „Dimensions of Dance 3“, als Doede mit Gitarre um den Hals „Lady Jane“sang. Dieses breite künstlerische Potenzial war dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst kürzlich den Bayerischen Kunstförderpreis wert.
„Schon nominiert zu sein war eine große Ehre“, freut sich Doede nun nach der Verleihung in einwandfreiem Deutsch. 2008 kam der in Pasadena bei Los Angeles Geborene nach Hamburg, um bei Tanzlegende John Neumeier seine klassische Ballettausbildung abzuschließen, die er als beste Grundlage ansieht für den zeitgenössischen Tanz ansieht. Für den hatte Doede Feuer gefangen, nachdem er mit acht Jahren eine Aufführung des Nederlands Dans Theaters gesehen hatte. Moderne Stücke bekannter Choreografen wie zuletzt von Peter Chu, Alexander Ekman und Jacopo Godani bestimmen mittlerweile seine Karriere. Auch seine eigenen Kreationen, die er regelmäßig bei den Newcomerabenden zeigt, weisen diese moderne Handschrift auf – dynamisch, lässig und präzise. „Ich bekomme viele Anregungen von unseren Gastchoreografen, nicht nur was das künstlerische betrifft, sondern auch für die Interaktion mit dem Ensemble“, freut sich Doede über den Austausch mit Kollegen.
Tanz spielte in seiner Familie immer eine große Rolle – nicht nur mit einer Mutter und einer Schwester, die beide selbst tanzen. Auch in Nikolaos Doedes junger Augsburger Familie ist der Tanz nicht wegzudenken. Gemeinsam mit seiner Frau Jiwon stand er in Kiel, Hagen und Augsburg auf der Bühne, bis ihre Tochter auf die Welt kam. Im Ballett Augsburg nimmt er damit eine Sonderstellung ein. „Ich bin der einzige in der Compagnie, der eine Familie hat“, sagt Doede und erzählt lächelnd, dass er in der Familie seine Balance findet. „Nach einem körperlich anstrengenden Arbeitstag ist es das Beste nach Hause zu kommen und mit meiner Tochter zu spielen.“
Noch ist das Ende seiner aktiven Bühnenkarriere „kein aktuelles Thema“für ihn, auch wenn er in der Truppe Ricardo Fernandos mittlerweile der „Dienstälteste“ist und mit 32 Jahren der Zeitpunkt näher rückt, dass Training, Proben und Aufführungen dem Körper zusetzen. Aber Pläne für „die Zeit danach“hat Nikolaos Doede viele. Nicht ans Unterrichten denkt er, dabei, obwohl er in der Spanischen Ballettschule in Augsburg einmal in der Woche Modern Dance lehrt, sondern an die vielen Ideen zu Choreografien, die er hat. Menschen zu bewegen, und das nicht nur im körperlichen Sinne, ist sein Anliegen. Und er denkt an die Fotos und Filme, die Trailer zu Ballettabenden, die schon jetzt hinter den Kulissen der Augsburger Bühnen entstehen. Darin sieht Nikolaos Doede seine Zukunft.
Die nächste Vorstellung mit Nikolaos Doede ist der Ballettabend „Godani - Goecke - Fernando“am 17. Dezember im Martinipark.