Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lechhausen wird aufgemöbelt: Jetzt ist der Griesle-park dran
In dem Stadtteil hat sich zuletzt einiges getan – unter anderem im Flößerpark. Jetzt gibt es neue Sportinseln im Griesle-park. Auch andere Orte in der Stadt sollen aufgewertet werden.
Es ist so eine Sache mit Lechhausen. Naturnah, zentral gelegen wurde der Stadtteil trotzdem lange eher stiefmütterlich behandelt. Das Augsburger Rotlicht hat hier sein Zentrum, neben Notunterkunft und Ankerzentrum für Flüchtlinge. Im Norden wächst das Gewerbegebiet. Doch die Zahl der armen Haushalte und Hartz4-empfänger liegt in den drei Sozialräumen Lechhausen Süd, Ost und West mit etwa sieben Prozent aller Haushalte im Augsburger Durchschnitt. Die Anbindung an die Innenstadt ist meist flüssig, der Einzelhandel im Stadtteil schnitt bei der Heimat-check-umfrage der Augsburger Allgemeinen gut ab, es gibt den neuen Flößerpark mit Lokal – und die letzte Kirchweih war ein Renner. Jetzt ist der Griesle-park an der Reihe.
Acht Sport-inseln errichteten das Grünamt sowie das Kulturund Sportreferat in dem Park neu – oder erweiterten schon bestehende Spielzonen mit neuen Geräten: Calisthenics-anlage, also Fitness für Erwachsene, Tischtennisplatte, Schach- und Backgammontisch, Balancierstangen mit Namen „Orbit“, ein „Hula Loop“-balancierteller mit Kugelschubsen, zwei rutschfeste Slacklines und Trampoline. Anfang nächsten Jahres kommen noch Holzdecks und eine Holzsitzlandschaft dazu. „Vorher war hier nichts“, sagt Gergana Lübbers. Sie schaut sich um. „Es ist toll geworden. Vor allem für die Birkenau-schule gegenüber. Die Kinder können schnell herüberlaufen und haben ein tolles, gut erreichbares Angebot.“Ihr zehnjähriger Sohn Patrick geht in die vierte Klasse der Birkenau-schule und findet den zweigeteilten Gurtsteg Wippe gut. „Mein Freund stellt sich da auf das eine Ende und hüpft, sodass ich mich ganz fest anspannen muss, um nicht runterzufallen.“Gut für die Bauchmuskeln, sagt er wissend.
Im Griesle-park ist ein Mehrgenerationen-parcours entstanden. In einem Bürgerbeteiligungsverfahren unter der Leitung der Augsburger Firma MNE Landschaftsplaner war der Bedarf im Viertel vor drei Jahren ermittelt worden. Schon im letzten Jahr entstand daraufhin auf der nördlichen Seite der Hans-böckler-straße, die den Park durchschneidet, eine Pumptrack-anlage.
Gebaut hat sie der Augsburger Konrad Willar. Er ist Profi und hat sich 2013 auf den Bau und die Vermietung mobiler Pumptracks spezialisiert. Auf Anfrage bestätigt er, dass die Anlage im Griesle-park sehr gut angenommen wird. „In der Spitze sind da 30 bis 40 Biker drauf. Sowohl Kinder aus dem Viertel als auch Sportler, die extra für einen Besuch anreisen“, so der Unternehmer. Das Besondere beim Befahren eines solchen mit Kurven, Wellen und Sprungrampen ausgestatteten Rundkurses: Das Tempo wird nicht mit den Pedalen, sondern durch Drücken, Ziehen und gezielte Gewichtsverlagerung aufgebaut. Sportreferent Jürgen Enninger (Grüne) sagt: „Die Nachfrage dort ist so groß, dass wir einen weiteren Standort beantragt haben.“
„Der Park wird ein neuer Treffpunkt für die Stadtgesellschaft“, hat Umweltreferent Reiner Erben als Ziel ausgegeben. 380.000 Euro waren der Stadt sowie Landes- und Bundesbehörden die Aufrüstung des Parks wert. „Bewegung wird wichtiger, und da spielen auch naturnahe, attraktive, aber kostenlose Anlagen eine Rolle“, sagt Sportreferent Enninger. Geht es nach der Arbeitsgruppe Sport und Grün der Stadt, sollen die Angebote weiter ausgebaut werden. Im Mai beschloss der Stadtrat ein 76-seitiges Spielplatzprogramm. Hier sind 34 Maßnahmen, Sanierungen und Neubauten für die Jahre 2023 und 2024 aufgelistet, die der Stadtrat in seine Beratungen zum Doppelhaushalt aufnehmen, prüfen und genehmigen muss.
Unter den gewünschten zehn Neubauten sind eine Pumptrackanlage südlich der Mittenwalder Straße sowie neue Spielplätze an der Schönbachsiedlung, der Archimedesstraße und der Klinkertorstraße. Augsburg ist – selbst nach absoluten Zahlen – mit 350 öffentlich zugänglichen, immer geöffneten Plätzen gut aufgestellt. So kommt Nürnberg trotz der doppelt so großen Einwohnerzahl nur auf 250 öffentliche Plätze.