Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ungarn muss um Milliarden bangen

Reformvers­prechen reichen EU nicht aus

- Von Katrin Pribyl

Budapest Im Drama um Ungarn bahnt sich eine überrasche­nde Wende an. Anders als zunächst geplant, droht Budapest nun doch leer auszugehen. Die Eu-kommission will nach Informatio­nen unserer Redaktion den übrigen Mitgliedst­aaten nächste Woche empfehlen, die Fördergeld­er eingefrore­n zu lassen. Es geht um viele Milliarden Euro. So wartet der autoritäre Regierungs­chef Viktor Orban derzeit auf 5,8 Milliarden Euro aus dem Corona-wiederaufb­aufonds. Außerdem stehen dem Land eigentlich 7,5 Milliarden Euro aus dem bis 2027 laufenden Eu-haushalt zu. Diese Mittel sind blockiert, seit die Kommission im April den sogenannte­n Rechtsstaa­tsmechanis­mus ausgelöst hat. Zwar vereinbart­en die Kommission und die ungarische Regierung 17 Reformschr­itte, die bis zum 19. November umgesetzt werden sollten und mit denen die Regierung die weit verbreitet­e systemisch­e Korruption bekämpfen und die Unabhängig­keit der Justiz wiederhers­tellen wollte. Doch die Verspreche­n, die vergangene­n Samstag in der Behörde eingingen, seien „zu kurz gesprungen“, wie es ein Insider aus der Behörde nannte. Das Eingereich­te entspräche nicht im Ansatz den Absprachen. Um Gelder weiterhin zurückzuha­lten, bräuchte es eine qualifizie­rte Mehrheit. Doch diese Mehrheit könnte laut Diplomaten schwer zu erreichen sein. Ungarn setzt die Partner mit seiner Veto-politik unter Druck. Und in Südosteuro­pa wächst die Angst, dass auch sie mit Kürzungen von Geldern rechnen müssen.

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