Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Junge Forscher treffen alte Forscher
Kinder und Jugendliche aus Bayern sind in Augsburg einem ehemaligen Astronauten und einem Nobelpreisträger begegnet.
Im Gaswerk in Augsburg blicken Kinder und Jugendliche gespannt auf die Bühne. Dort sind zwei der besten Forscher der Welt zu Gast. Der ehemalige Astronaut Ulrich Walter und der Physiker Reinhard Genzel. Er hat im Jahr 2020 den wichtigsten Forschungspreis der Welt gewonnen, den Nobelpreis. Beide wollen Schülerinnen und Schüler aus ganz Bayern für die Wissenschaft begeistern. Die katholische Kirche hat die Experten eingeladen. Denn sie vergibt an Schülerinnen und Schüler aus ganz Bayern einen Preis für die spannendsten Forschungsprojekte in der Schule.
Den ersten Platz sicherten sich die Schülerinnen des Maria-wardgymnasiums Augsburg.
Sie haben untersucht, wie man winzige Plastikteilchen, sogenanntes Mikroplastik, aus dem Wasser filtern kann. Das hilft der Umwelt. Die zweiten Plätze erhielten gleichzeitig die Realschule des Maristenkollegs Mindelheim und das Marien-gymnasium Kaufbeuren. Auf dem dritten Platz landete die Johannes-von-la-salle-realschule Illertissen. Zwei weitere Auszeichnungen gingen an die Experimente AG der St.-michael-schule aus Neu-ulm und an die Maria-wardschule Kempten für die Betrachtung einer Fotografiermethode, der Cyanotypie.
„Bleibt neugierig und habt Spaß an dem, was ihr tut!“, sagt der Physiker Reinhard Genzel zu den Kindern. Und dann fangen er und Astronaut Ulrich Walter an, vom Weltall zu erzählen. Sie erklären, dass es unendlich groß ist und woher die Legende vom Mann im Mond kommt. Ein dunkler Schatten im Mond sieht nämlich aus wie ein Mann, der Holz trägt. Und sie beantworteten viele Fragen. Zum Beispiel, wie man eigentlich Astronaut wird. Da muss man sich bewerben, wenn die europäische Raumfahrtagentur ESA Leute sucht, erklärt Walter. Das passiert das nächste Mal in etwa zehn bis fünfzehn Jahren. Dafür muss man aber im technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich studiert haben, also Physik oder Biologie. Es gibt auch viele Tests, ob man körperlich oder auch vom Kopfe her bereit ist, ins All zu fliegen. Neben Walter hatten sich einst mehr als tausend Menschen als Astronaut beworben.
Ein anderes Kind will wissen, woran der Astronaut im Weltall geforscht hat. „Zum Beispiel an der Frage, warum Pflanzen wissen, wo oben und unten ist“, erklärt Walter. Wenn die Pflanzen wachsen, gehen die Blüten immer Richtung Himmel und die Wurzeln in den Boden. Aber wie verhalten sie sich in der Schwerelosigkeit, wenn es kein oben und unten gibt?
Ein Junge fragt: „Wie sieht ein schwarzes Loch aus?“Das schwarze Loch ist ganz rund, erklärt Physiker Genzel. Nicht so wie die Erde mit ihrer unebenen Oberfläche aus Bergen und Tälern. Aber was ist das überhaupt? Das schwarze Loch nimmt Energie auf und verschluckt sie gewissermaßen. Man kann es aber nicht sehen, denn es verschlingt sogar das Licht.
Manche Fragen können die Wissenschaftler aber auch nicht beantworten. Ein Mädchen fragt, was vor dem Urknall, also der Entstehung des Universums, war. Genzel hebt die Schultern und sagt: „Wir haben zwar viele Spekulationen, aber wir wissen es nicht.“Und ob es intelligentes Leben im Weltraum gibt, das können die beiden auch nicht erklären. „Ich glaube, irgendwo gibt es das schon“, sagt Walter. Aber es kann sein, dass es so weit weg ist, dass wir Menschen es nicht finden. (Fotos: Balk, dpa)