Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das LKA ermittelt
Berlin Die Aufregung ist auch einen Tag später groß. Wie kann es sein, dass Passagiere im Sicherheitscheck jedes Parfümpröbchen durchleuchten lassen müssen, zur gleichen Zeit aber eine Gruppe von Aktivisten ungehindert aufs Rollfeld des Hauptstadtflughafens marschieren kann, um dort den Flugbetrieb zu behindern? Erneut hatten sich Mitglieder der Protestgruppe „Letzte Generation“festgeklebt. Videos der Aktion, die sie selbst auf Twitter hochluden, zeigten, wie sieeinen Zaun durchschnitten und auf das Flughafengelände des BER gingen. Fünf Starts mussten nach Angaben des Flughafens gestrichen werden. 15 geplante Landungen wurden etwa nach Leipzig und Dresden umgeleitet. Eine der Beteiligten war Lina Schinköthe. „Am Ende werden wir alle unter der Klimakatastrophe leiden“, begründete sie ihren Protest. „Gerade diejenigen, die sie am wenigsten mitverantworten, werden aber als Erstes und am härtesten getroffen.“Die Rede ist von friedlichem Widerstand.
Doch für viele ihrer Kritiker hat die „Letzte Generation“mit der Flughafen-besetzung den Weg des friedlichen Protests endgültig verlassen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von einer „erneuten Eskalation“. „Diese Aktionen zerstören wichtige gesellschaftliche Akzeptanz für den Kampf gegen den Klimawandel“, sagte die Spd-politikerin. Bundesverkehrsminister Volker Wissing bezeichnete die Aktionen der Gruppe als „immer skrupelloser“. „Sperrt diese Klima-kriminellen einfach weg!“, forderte der frühere Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf Twitter.
„Weggesperrt“sind die Aktivisten aktuell nicht. Allerdings ermittelt das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr, Störung öffentlicher Betriebe sowie Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung, wie die Pressestelle mitteilt. Ein Beteiligter sitzt in Haft. Die Flughafengesellschaft kündigte an, das Sicherheitskonzept des Hauptstadtflughafens BER zu überprüfen. Sollte es Möglichkeiten geben, den Zaun um das Betriebsgelände noch stabiler zu machen, werde man das tun.
Die „Letzte Generation“teilte am Freitagabend mit, sie werde bis Ende nächster Woche keine Protestaktionen in Berlin und München mehr absolvieren. Man hoffe auf Taten in der letzten Sitzungswoche des Bundestags in diesem Jahr. Zugleich warnte die Gruppe vor einem Neustart der Proteste mit mehr Schlagkraft.
Massive Kritik an Stör-aktion der Umweltaktivisten „Letzte Generation“.