Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bahn ist unter Zugzwang
Alle reden hierzulande vom Klimawandel und dass sich der Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern soll. Nur sollten dabei möglichst keine Schienen verlegt werden, schon gar nicht Züge rollen und schon überhaupt nicht in der Nähe von Dörfern und Städten.
Irgendwie ist es schon interessant. Die Italiener haben das Mega-verkehrsprojekt Brennerbasistunnel im Griff, die Österreicher auch, nur in Bayern, wo wir lediglich über den Nordzulauf verhandeln, ziehen sich die Verhandlungen zäh wie Kaugummi.
Die Deutsche Bahn ist längst in Zugzwang geraten. In zehn Jahren sollen nach all dem ganzen Hin und Her hier täglich die Hochgeschwindigkeitszüge rollen. Darum sollten auch die Anliegerstädte und -gemeinden ihre Bedenken langsam bremsen. Man kann verstehen, dass die Menschen entlang der Trasse um ihre Lebensqualität fürchten und man möchte selbst nicht direkter Nachbar sein. Doch unter Abwägung aller Faktoren hält die Bahn die vorgeschlagene Trassenvariante auch nach eingehender Überprüfung für die ausgewogenste – nicht die günstigste! Aus Sicht der Sachverständigen und Gutachter wurden alle Kritikpunkte widerlegt, heißt es.
Insofern ist nun Betriebsamkeit angesagt. Denn, wie peinlich wäre es, wenn die Nachbarländer das aktuell weltgrößte Tunnelbauwerk rechtzeitig fertigstellen würden, und die Bahn in Bayern nicht einmal im Stande wäre, den Nordzulauf zu ertüchtigen.
Insofern sollte man nun schnellstmöglich mit dem Bau der neuen Gleise zwischen Ostermünchen und Grafing beginnen, auch wenn die ein oder andere Ortschaft dadurch künftig (überschaubare) Nachteile hat. Denn damit der Alpentransit auf der Schiene endlich konkurrenzfähig zur Straße wird, muss schnell etwas passieren.
Bayern