Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Von Birgit Holzer
Paris Sind Stierkämpfe eine grausame und unzeitgemäße Tierquälerei? Oder handelt es sich um eine identitätsstiftende Tradition, die in bestimmten südfranzösischen Regionen zur lokalen Kultur gehört? Wochenlang hat Frankreich kontrovers über diese Fragen debattiert, nachdem ein Abgeordneter der Linkspartei, Aymeric Caron, einen Antrag zum Verbot der Corrida, so der spanische Name für die Kämpfe, einbringen wollte.
Am Donnerstagabend, als die Nationalversammlung darüber abstimmen sollte, zog er ihn jedoch zurück – weil angesichts von mehr als 800 Änderungsanträgen die Zeit für das Votum fehlte. Caron schimpfte daraufhin über eine absichtliche „Verhinderung“und versprach einen neuen Gesetzesvorschlag.
Der aktuelle Vorstoß für ein Verbot der Stierkämpfe ist bereits der dritte in den vergangenen Jahren – zu einem Thema, das die Gemüter stark erhitzt. So hatten im Vorfeld mehr als 200 Parlamentarier parteiübergreifend in einem offenen Brief einen in ihren Augen drohenden „Öko-totalitarismus“kritisiert. „Die Corrida zu verbieten, das würde bedeuten, eine Kultur zu verbieten und einen Teil unserer Mitbürger zu erniedrigen“, hieß es darin. Gerade Parlamentarier, die nicht aus der französischen Hauptstadt stammen, geißeln das – angebliche