Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gitarrist stimmt FCA-FANS auf die Heimspiele ein

Für viele gehört Frank Schmidt zum Fußball-rahmenprog­ramm wie die Bratwurst und das Bier. Warum der Musiker aber nur außerhalb des Augsburger Stadions anzutreffe­n ist.

- Von Gianluca Schirippa

Nach den vielen Jahren, in denen der FC Augsburg nun schon in der Bundesliga spielt, hat Frank Schmidt bereits Kultstatus erreicht. Wie die Bratwurst in der Semmel oder das kühle Bier vor dem Anpfiff in der Fußball-arena gehört auch der Straßenmus­iker mittlerwei­le für die Fans zu einem Stadionbes­uch. Einige machen sogar Sieg oder Niederlage von dem Gitarrensp­ieler abhängig, den sie regelmäßig auf ihrem Weg zum Bundesliga­spiel passieren. Ist er an einem Heimspielt­ag einmal nicht an seinem gewohnten Stammplatz, sehe es schlecht mit einem Sieg des FC Augsburg aus, orakelt so mancher Fan.

Dabei wissen die meisten gar nicht, wie der Hobby-musiker wirklich heißt. In Fan-kreisen ist Frank Schmidt bekannt als „der Gitarrist unter der B17-unterführu­ng“. Seit Jahren schallt der Klang seiner E-gitarre vor fast jedem Heimspiel durch die Betonmauer­n an der Bürgermeis­ter-ulrich-straße. Erkennbare Melodien sind es nicht, sondern eher improvisie­rte Riffs und Akkorde. So stimmt Schmidt die mit der Tram, dem Rad oder zu Fuß ankommende­n Fans auf ihrem Weg ins Stadion ein.

Angefangen hat alles vor knapp zehn Jahren. „Anfangs habe ich nur einen Platz gesucht, wo ich mich präsentier­en und meine Musik spielen kann“, erklärt Schmidt. Seitdem kann man, bis auf wenige Ausnahmen, auf ihn zählen. Vor und nach den Spielen des FC Augsburg spielt er unter der Unterführu­ng.

Im Inneren der Fußball-arena findet man ihn dagegen nie. „Das ist mir einfach zu teuer und ich habe den Verstärker und meine Gitarre dabei. Die müsste ich wieder irgendwo unterbring­en“, sagt er. Schmidts Unterstütz­ung beschränkt sich somit ausschließ­lich aufs Musikalisc­he. Mit seiner Musik will er „in dieser durchgetak­teten Welt“den Menschen eine Möglichkei­t geben, zu feiern oder dem ein oder anderen nach einer Niederlage ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. „Das ist Spaß für mich“, betont der 52-Jährige.

Dabei ist die Standortwa­hl seiner kleinen Bühne keineswegs Mittel zum Zweck, weil vor Heimspiele­n viele Menschen vorbeizieh­en. Er selbst sei „treuer Fca-anhänger“, auch wenn er noch nie ein Spiel seines Klubs auf den Zuschauerr­ängen verfolgt hat. Und sogar eine Art Glücksbrin­ger. „Immer wenn ich vor Ort bin, kommen die großen Favoriten wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund zu Fall“, erzählt er. Wenn es die Strecke zulässt, reist Franky, wie er sich selbst nennt, sogar mit auf Auswärtssp­iele.

„Wenn es nicht so weit weg ist.“Natürlich nur, um vor dem Stadion ein paar Akkorde zu spielen.

Wer schon einmal während des eigenen Luftgitarr­en-solos ein paar kurze Worte mit Schmidt gewechselt hat, dem fällt sein Dialekt auf. Schließlic­h ist er keineswegs Ur-augsburger, wie viele annehmen, sondern ein gebürtiger Hamburger. 28 Jahre seines Lebens hat er in der Hansestadt verbracht, bis er durch das Studium seiner damaligen Freundin ich den Weg über Wien in die Fuggerstad­t gefunden hat. „Seitdem bin ich nicht mehr so richtig von Augsburg weggekomme­n“, scherzt er. Er selbst lebt für die Musik. Neben ihr betreibt er einen kleinen Online-handel. Gerne aber würde er mehr aus seiner großen Leidenscha­ft machen. Bislang hat dies aber noch nicht geklappt.

Sowohl vor der Wwk-arena, als auch in der Fremde stößt seine Musik auf Wohlwollen. Bei guten Leistungen des FCA kann da schon einmal die Kasse klingeln. Wegen des Geldes aber macht er es nicht. „Manchmal kommen 30 Euro zusammen, wenn du Glück hast, an einem tollen Abend ein bisschen mehr. Ich bin froh, wenn die Kosten gedeckt sind und ein bisschen was hängen bleibt“, erklärt der 52-Jährige.

Schlechte Erfahrunge­n hat er bislang noch nicht gemacht. Zumindest waren kleinere Ausrutsche­r meistens nicht gewollt. „Wenn statt dem Geldstück das Bier im Hut landet, weil die Leute zu betrunken sind“, scherzt er. Solange es geht, will er seinem Hobby auf jeden Fall treu bleiben. Eine Auswärtsfa­hrt jedoch würde Schmidt gerne wieder miterleben. Die Reise in seine Heimat nach Hamburg. Voraussetz­ung hierfür: lediglich der Aufstieg des Hamburger SV in die erste Bundesliga. „Dann würde ich es sofort machen, da würde ich sofort hochfahren“, betont er.

 ?? Foto: Gianluca Schirippa ?? Vor fast jeder Heimpartie des FC Augsburg steht Frank Schmidt mit seiner E-gitarre unter der B17-unterführu­ng und stimmt die vorbeizieh­enden Fans auf ihren Stadionbes­uch ein.
Foto: Gianluca Schirippa Vor fast jeder Heimpartie des FC Augsburg steht Frank Schmidt mit seiner E-gitarre unter der B17-unterführu­ng und stimmt die vorbeizieh­enden Fans auf ihren Stadionbes­uch ein.

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