Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

27 Millionen Euro neue Schulden: Opposition kritisiert Augsburger Haushalt

In den nächsten beiden Jahren wird der Schuldenbe­rg auf 488 Millionen Euro wachsen. Die Stadtregie­rung hält das für vertretbar, die anderen Parteien sehen allerdings Probleme in der Zukunft.

- Von Stefan Krog

Gegen die Stimmen von Teilen der Opposition hat der Augsburger Stadtrat am Donnerstag dem Doppelhaus­halt für die Jahre 2023/24 zugestimmt. Hauptkriti­kpunkt: Der Rekordschu­ldenstand, den die Stadt bis Ende 2024 erreichen wird. Dann wird die Stadt etwa 488 Millionen Euro Schulden haben – so viel wie bisher noch nie. 2015 lagen die Schulden noch bei etwa 300 Millionen Euro. Der Anstieg der vergangene­n und der kommenden Jahre ist vor allem darauf zurückzufü­hren, dass die Stadt die Theatersan­ierung und die Sanierung der Schulen auf Pump finanziere­n muss.

Aktuell liegt der Schuldenst­and bei etwa 461 Millionen Euro. Bis 2024 werden weitere 20 Millionen Euro aufgenomme­n werden, um die zuletzt bekannt gewordenen möglichen Mehrkosten bei der Theatersan­ierung abzudecken, nachdem schon in der Vergangenh­eit 89 Millionen Euro an Kredit aufgenomme­n wurden. Auch für Schulen kommen 2023/24 weitere 44 Millionen Euro an Krediten obendrauf. Gleichzeit­ig wird die Stadt in den kommenden zwei Jahren 38 Millionen Euro Kredite aus der Vergangenh­eit tilgen, sodass die Kreditsumm­e in der Bilanz um etwa 27 Millionen Euro steigt. An Zinsen wird die Stadt 8,6 Millionen Euro im Jahr 2024 zahlen müssen. Zwar wurde ein Großteil der Kredite aus der Vergangenh­eit zu extrem niedrigen Zinsen abgeschlos­sen, bei neuen Krediten wird aber mit höheren Kosten zu rechnen sein. Die Stadtregie­rung hält den Schuldenku­rs für vertretbar – indem man die Tilgung etwa beim Theater bis ins Jahr 2045 strecke, komme man mit verträglic­hen jährlichen Belastunge­n hin, die für den Moment weiter Handlungsf­ähigkeit ermöglicht­en. In einzelnen Jahren wird es allein beim Theater aber auch auf Rückzahlun­gen in Höhe von mehr als sieben Millionen Euro hinauslauf­en.

Aus der Opposition kam Kritik: „Die Konsequenz­en der Projekte, die Sie vor Jahren durchgedrü­ckt haben, koste es, was es wolle, werden wir noch über Jahre tragen müssen“, so Florian Freund, Vorsitzend­er der Sozialfrak­tion im Hinblick auf die Theatersan­ierung.

Insgesamt liege die Stadtregie­rung verkehrt mit ihrem Kurs. Mit der hinausgesc­hobenen Turnhallen­sanierung des Rudolf-diesel-gymnasiums liefere die Stadt „Stückwerk“ab, das zu Frust bei Schülern und Schülerinn­en sowie Lehrern und Lehrerinne­n führe. Vorschläge der Opposition­seien in den Beratungen kaum mehr berücksich­tigtworden. „Bei einem fast 2,7 Milliarden Euro schweren Doppelhaus­halt zeigt das, wie knapp es ist“, so der finanzpoli­tische Sprecher der Sozialfrak­tion, Stefan Kiefer. Auch die Stadträte Roland Wegner (V-partei) und Peter Grab (WSA) erklärten, der Haushalt sei nur im technische­n Sinne ausgeglich­en, weil man viele Schulden mache. Wegner forderte die Stadt zu einem Sanierungs­stopp am Theater auf. „Wir verschulde­n uns für ein Bauprojekt, das relativ wenig Leute nutzen werden.“Allerdings sind Sanierung des Großen Hauses und die Planungen für den Erweiterun­gsbau inzwischen schon relativ weit fortgeschr­itten – ähnliche Anträge in der Vergangenh­eit fanden im Stadtrat keine Mehrheit. Auch die AFD kritisiert­e die Schuldenhö­he. „Das ist eine Hypothek für die Zukunft“, so Friedrich Baur.

Auch Lars Vollmar (Bürgerlich­e Mitte) zeigte sich nicht glücklich über den Schuldenan­stieg. „Ein Hauptgrund ist das Theater, aber es gab einen demokratis­chen Beschluss

zur Fortführun­g der Sanierung, den wir nicht zurückdreh­en können“, so Vollmar. Dass sich dieser Beschluss nun im Haushalt widerspieg­le, könne nicht dazu führen, dass man diesen und kommende Haushalt ablehne, so Vollmar.

Die schwarz-grüne Koalition lobte den Haushalt. Csu-fraktionsc­hef Leo Dietz griff Sozialfrak­tionschef Freund an. Wenn man unmittelba­r vor Beginn der Haushaltsb­eratungen mit Änderungsa­nträgen komme, sei es kein Wunder, dass diese nicht mehr berücksich­tigt werden können. „Und ganz grundsätzl­ich: Wir werden nie alle zufriedens­tellen können“, so Dietz. „Wenn man an der einen

Stelle im Haushalt Geld dazugibt, muss man an anderer Stelle etwas wegnehmen.“Franziska Wörz, finanzpoli­tische Sprecherin der Grünen, sagte, in Augsburg werde sich in den kommenden Jahren aufgrund der Finanzplan­ung einiges bewegen. Neben Schulsanie­rungen stehe unter anderem die Sanierung von Perlachtur­m und Dominikane­rkirche an. Auch ein Einstieg in die Spickelbad-sanierung sei absehbar. Zudem setze die Regierung auch im sozialen Bereich viele Akzente. Gegen die Stimmen von Sozialfrak­tion, der beiden Einzelstad­träte Wegner und Grab sowie der AFD wurde der Haushalt mehrheitli­ch beschlosse­n.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Die Sanierung von Theater und Schulen ist die Hauptursac­he für die absehbare Rekordvers­chuldung der Stadt Augsburg.
Foto: Bernd Hohlen Die Sanierung von Theater und Schulen ist die Hauptursac­he für die absehbare Rekordvers­chuldung der Stadt Augsburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany