Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ärzte-mangel muss gelöst werden
Auf dem Papier sieht die Lage in Augsburg gut aus. Die Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten liegt laut der kassenärztlichen Vereinigung bei 109 Prozent. Doch diese Zahl sagt offensichtlich nicht allzu viel darüber aus, wie die Versorgung wirklich ist. Das geht los bei der Frage, ob die definierten 100 Prozent überhaupt zum Bedarf passen. Bei Nervenärzten etwa liegt die Versorgung in Augsburg laut Statistik sogar bei fast 140 Prozent – und dennoch berichten Betroffene, dass es schwierig ist, überhaupt einen Termin zu bekommen. Und wenn, dann nur mit monatelangen Wartezeiten.
Schon jetzt ist die Arztsuche in Augsburg mühsam. Und die Aussicht ist – speziell bei den Hausärzten – nicht rosig. Mehr als die Hälfte der Allgemeinmediziner sind Mitte 50 oder älter. Schon in wenigen Jahren droht eine Lücke, sollten sich nicht genug Nachfolgerinnen und Nachfolger finden. Ein Problem ist: Der Beruf erfordert viel Engagement, oft auch jenseits normaler Arbeitszeiten. Eine Praxis zu übernehmen, birgt immer auch ein gewisses unternehmerisches Risiko. Vielleicht können medizinische Versorgungszentren – kurz MVZ – zumindest ein Puzzleteil bei einer Lösung sein. Wer als Mediziner lieber angestellt tätig ist, vielleicht auch in Teilzeit, für den dürfte ein MVZ eine gute Alternative sein. Und teure Technik lohnt sich eher, wenn sie von mehreren Ärzten genutzt wird und gut ausgelastet ist. Bei Fachärzten gibt es das Modell schon häufiger.
Die schwarz-grüne Koalition im Rathaus will prüfen lassen, ob die Stadt solche Zentren betreiben sollte, um einen Hausärztemangel zu verhindern. Das ist ein wichtiger Vorstoß, es sollte aber die letzte Option bleiben. Ein MVZ kann auch privat betrieben werden, so wie die bestehenden klassischen Arztpraxen ja auch privat betrieben sind. Wenn der private Sektor aber ausfällt, sollte die öffentliche Hand einspringen. Es geht schließlich nicht um irgendeine Dienstleistung, sondern um ein wichtiges Gut: unsere Gesundheit.