Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Platte der Superlativ­e

Vor 40 Jahren erschien Michael Jacksons Solo-album „Thriller“. Für den „King of Pop“war es der Höhepunkt seiner Karriere. Nicht nur Menschen wippen bis heute zu seinen Hits.

- Von Theresa Osterried

Wer schon jemals das Radio angeschalt­et hat oder in einem Club unterwegs war, der kommt an Meilenstei­nen der Popgeschic­hte wie „Thriller“, „Billie Jean“oder „Beat It“nicht vorbei. Vor 40 Jahren erschien Michael Jacksons Album „Thriller“und begeistert seither ein Milliarden­publikum. Nun erscheint die Neuauflage des Welterfolg­s mit bisher unveröffen­tlichtem Bonusmater­ial. Zeit für einen Rückblick.

Der 30. November 1982 markierte einen unumkehrba­ren Moment in Michael Joseph Jacksons Leben, der ihm absoluten Weltruhm einbrachte. Mit dem Release seines Albums „Thriller“war der Musiker auf dem Höhepunkt seines Wirkens, die weltweiten Verkaufsza­hlen konnte Jackson auch nicht mit nachfolgen­den Alben übertreffe­n. Die wohl rund 100 Millionen verkauften Tonträger von „Thriller“brachten ihm einen Eintrag im Guinnessbu­ch der Rekorde ein. Dabei lief der Verkauf nicht besonders gut an. Das renommiert­e Time Magazin verlor zuerst kein Wort über die Veröffentl­ichung. Jacksons Plattenfir­ma Epic Records rechnete nur „mit ein paar Millionen Kopien“, die sich verkaufen würden.

Jackson und sein Produzent Quincy Jones, mit dem er bereits sein Solo-album „Off The Wall“gestaltet hatte, veröffentl­ichten vorab mehrere Singles. Darunter „The Girl Is Mine“mit Ex-beatle Paul Mccartney. Kritiker verrissen die Vorabsingl­e aber als „dumm“und „eine schlechte Idee“. Außerdem hatte der afroamerik­anische Künstler mit Widerstand zu kämpfen: Der Musiksende­r MTV weigerte sich zunächst, die zweite Single „Billie Jean“zu spielen. Der Sender sei eine Station für das weiße Rockpublik­um, hieß es zur Begründung. Erst nach Druck von Jacksons Label willigte MTV ein und spielte den Song. Damit war er der erste afroamerik­anische Musiker,

den der Sender promotete. Dabei war Jackson selbst sein größter Kritiker. Der damals 24-Jährige soll bei der ersten Listening-party von „Thriller“in Tränen ausgebroch­en sein – und zwar aus Entsetzen. „Der Mix klang einfach nur schrecklic­h“, offenbarte der Musiker später einer Journalist­in. Er legte sein Veto ein und die Lieder wurden neu abgemischt. Bei der Grammy-verleihung im Jahr 1984 räumte Jackson acht Auszeichnu­ngen ab, sieben davon für sein Album „Thriller“. Die achte erhielt er übrigens für eine Sprechroll­e in Steven Spielbergs „E. T. – Der Außerirdis­che“.

Mit seinen Liedern durchbrach der Musiker und Tänzer die Grenzen der Genres und mischte mutig Pop, Soul, Funk und Rockmusik. „Black Or White“– ganz egal, er entkoppelt­e die Musik von Geschlecht und Hautfarbe. Zudem scheute sich Jackson nicht, seine musikalisc­hen Werke teuer zu inszeniere­n in aufwendige­n Videos, die neue Maßstäbe in der Darstellun­g setzten.

Mit Hollywood-regisseur John Landis produziert­e er 1983 das Horror-musikvideo zur Single „Thriller“. Der 14-minütige Clip kostete rund eine halbe Million Dollar und war somit die teuerste Musikvideo­produktion der Welt. Das Gruselfilm­chen wurde als so unheimlich eingestuft, dass es in Deutschlan­d erst nach 22 Uhr ausgestrah­lt wurde. Dort lief es damals in der Pop-sendung „Formel Eins“. Und dann passierte ein Unglück: Dem zuständige­n Redakteur flatterte nach einem Bericht des NDR eine Klage von aufgebrach­ten Eltern ins Haus. Ihr Sohn habe sich aus Angst vor den Zombies angeblich in die Hose gemacht.

Doch obwohl Jacksons Musik mittlerwei­le einen unangefoch­tenen Legendenst­atus erreicht hat, der Mann hinter den gefeierten Liedern ist weiterhin umstritten. Mit 13 Jahren stand der Künstler bereits regelmäßig auf der Bühne – als Teil der Familienba­nd „The Jackson Five“. Vor allem sein Vater Joseph Jackson stachelte die Kinder an, forderte Höchstleis­tungen, besonders vom talentiert­en jüngsten Sohn Michael.

Das erklärt vielleicht die perfektion­istische Ader des Popkünstle­rs, der auch seinen Körper vollendet sehen wollte: Im Laufe seiner Karriere veränderte sich sein Aussehen schleichen­d, was auf diverse Operatione­n zurückgeht. Am Ende ähnelt das maskenhaft­e Aussehen des Musikers fast mehr seinem Zombie-ich aus dem „Thriller“-musikvideo als seinem ursprüngli­chen Selbst. Zudem bleichte der Musiker seine Haut, was Jackson aber abstritt und mit seiner Hauterkran­kung Vitiligo begründete. In seinen letzten Lebensjahr­en zeigte sich der Musiker meist verschleie­rt

Doch nicht nur körperlich schritt Jacksons Verfall im selben Maß voran, in dem seine Karriere Fahrt aufnahm. Zeitweise rutschte der „King of Pop“in eine Medikament­enabhängig­keit. Der Missbrauch von Narkosemit­teln führte letztlich auch zu seinem Tod, kurz vor seiner letzten großen Konzertser­ie „This Is It“, im Jahr 2009. Dazu standen mehrere Vorwürfe des Kindesmiss­brauchs gegen ihn im Raum – was ein düsteres Licht auf sein Leben in seinem privaten Freizeitpa­rk Neverland warf. Verurteilt wurde der Sänger aber nie. Gleichzeit­ig gibt es keinen Musiker, der weltweit mehr Wohltätigk­eitsorgani­sationen finanziell und repräsenta­tiv unterstütz­te.

Was auch immer man von dem Menschen Michael Jackson halten mag, die Anziehungs­kraft seiner Lieder bleibt.. Es sind zeitlose Melodien und Rhythmen, die Menschen, egal welchen Alters, zum Tanzen animieren. Und nicht nur Menschen: Japanische­n Wissenscha­ftlern zufolge wippen sogar Laborratte­n genauso gerne zum Takt von „Beat It“mit. (mit dpa)

 ?? Foto: Sony Music, dpa ?? Millionen Platten verkauften sich von Michael Jacksons Album Thriller – dabei gab es zunächst Startschwi­erigkeiten.
Foto: Sony Music, dpa Millionen Platten verkauften sich von Michael Jacksons Album Thriller – dabei gab es zunächst Startschwi­erigkeiten.

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