Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Junge Bären auf Wanderscha­ft in Deutschlan­d

Bei uns leben schon sehr lange keine Bären mehr. Manchmal werden aber welche gesehen. Woher kommt so ein Tier dann?

- Von Mariana Friedrich

Bären sind große und starke Raubtiere. In Deutschlan­d allerdings leben schon lange keine mehr in der Natur. Ab und zu hört man trotzdem: Ein Bär ist gesichtet worden, zuletzt im Sommer in den Bergen in Süddeutsch­land.

Manche Leute fragen sich jetzt, woher so ein Bär kommt und ob er gefährlich sein könnte. „Meistens kommen Bären aus dem Raum Trentino zu uns“, erklärt Andreas von Lindeiner. Er kümmert sich um Naturschut­z im Bundesland Bayern. Trentino liegt im Norden von Italien und damit nicht allzu weit von Bayern entfernt.

Ein ausgewachs­ener Bär könnte die Strecke in einigen Tagen schaffen. Ungefähr 60 Braunbären leben im Trentino. „Es sind vor allem die jungen Bärenmännc­hen, die auf Wanderscha­ft gehen“, erklärt Andreas von Lindeiner. „Sie suchen ein neues Revier und schauen sich um, ob sie hier Partnerinn­en finden.“Dabei ziehen die Tiere nachts durch die Wälder, überqueren Straßen und durchschwi­mmen Flüsse. Sie sind oft lange unterwegs. „Wir vermuten, dass der Bär, der jetzt in Bayern beobachtet wurde, bereits 2019 in Österreich gesehen wurde“, sagt der Experte.

Einen Bär zu sichten heißt meist aber nicht, dass ihn jemand direkt gesehen hat. Bären sind nachtaktiv. „Die Tiere sind extrem vorsichtig. Den Tag verschlafe­n sie lieber in einem gemütliche­n Versteck“, erklärt der Fachmann. Es lassen sich aber Spuren der Tiere entdecken, wie etwa Kot.

Viel Lust, Menschen zu begegnen, haben Bären sowieso nicht. „Ein Bär ist zwar ein gefährlich­es Raubtier. Aber wenn man ihn in Ruhe lässt, hat ein Bär keinen Grund, anzugreife­n“, sagt der Experte. „Er weiß ja, dass er stärker ist als wir.“

Weil Bären Allesfress­er sind, finden sie überall Futter. „Bären haben eine extrem gute Nase. Sie suchen sich Käferlarve­n, Früchte, Würmer, auch Aas. Sie fressen Wurzeln, Honig oder Fisch.“Der Experte sagt: „Ein Irrglaube ist, dass Wildtiere wie Bären nicht überleben können, wenn wir sie nicht füttern. Das ist Quatsch. Ob das eine Ente, ein Hirsch oder ein Bär ist: Alle Tiere, die draußen leben, sind in der Lage, sich Futter zu suchen und brauchen uns Menschen ganz sicher nicht.“

Der junge Bär in Bayern wird dort aber wohl keine Bärin finden. „Weibliche Bären bleiben lieber dort, wo sie geboren wurden“, sagt Andreas von Lindeiner. Da hier keine Bärenfamil­ie lebt, gibt es auch keine Weibchen. Finden junge Bären keine Partnerin, kehren sie irgendwann in ihre Heimat zurück.

„Sie suchen ein neues Revier.“

Andreas von Lindeiner

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