Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadt möchte Mittagstis­che ausweiten

Aktuell gibt es etwa zehn Anlaufstel­len in Augsburg, in denen es eine warme Mahlzeit gibt – gegen Hunger, aber auch gegen das Alleinsein. Die Stadt will das Angebot fördern.

- Von Stefan Krog

Wenn die durchschni­ttlich 60 Gäste gehen, tun sie das meist mit einem hereingeru­fenen Dankeschön an Dieter Mitulla und sein 14-köpfiges Kochteam von „Nicht nur ein Ma(h)l“. Ein Dankeschön für das allmonatli­ch stattfinde­nde mehrgängig­e Essen im Pfarrsaal der evangelisc­hen Gemeinde St. Thomas in Kriegshabe­r, das sich viele für sich so alleine nicht kochen würden, aber auch ein Dankeschön dafür, Gemeinscha­ft erlebt zu haben. Das vor 18 Jahren ins Leben gerufene Projekt war in Augsburg ein Vorreiter für einen Mittagstis­ch, der sich an alle Bevölkerun­gsschichte­n richtet. Wenn es nach der Stadt geht, soll das Projekt der Mittagstis­che im Augsburger Stadtgebie­t in den kommenden Jahren möglichst flächendec­kend umgesetzt werden, um Vereinsamu­ng in der Großstadt aufzubrech­en und Menschen ohne viel Geld ein warmes Essen zu ermögliche­n.

Aktuell gibt es zehn Mittagstis­ch-angebote in Augsburg, die von Pfarreien und Sozialverb­änden getragen werden oder im Mehrgenera­tionen-treffpunkt stattfinde­n. Die Häufigkeit reicht von täglichen Angeboten bis hin zu sporadisch­en Mittagstis­chen. Hinzu kommen Angebote wie das der Wärmestube des Sozialverb­ands SKM. Zuletzt gab es Anträge von Csu/grünen sowie der Sozialfrak­tion, die sich von der Stadt wünschten, die Angebote auszuweite­n. Im Sozialauss­chuss des Stadtrats wird Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg (CSU) am Montag ein Konzept vorlegen. Demnach soll die Stadt an zunächst drei Standorten „Regionale Mittagstis­che“(einmal wöchentlic­h) initiieren, 2024 soll womöglich eine weitere Anlaufstel­le dazukommen. Besonderen Handlungsb­edarf sieht die Stadt in Oberhausen, wo der Mittagstis­ch in der Pfarrei St. Johannes und im Haus Lea, einer Anlaufstel­le für Frauen in sozialen Notlagen, verstetigt werden soll. Auch im Mehrgenera­tionen-treffpunkt Herrenbach-wolframvie­rtel würde die Stadt ein wöchentlic­hes Angebot wünschen. Perspektiv­isch könnte sich die Stadt auch eine Förderung in St. Anna in der Innenstadt und in St. Thomas vorstellen. Allerdings seien dafür noch Gespräche mit den Trägern nötig. Denn die Träger können die Angebote nicht beliebig ausweiten. Sie stützen sich stark auf ehrenamtli­ches Personal, das inzwischen nicht mehr so einfach zu gewinnen ist. Corona, berichtet Mitulla aus St. Thomas, habe dafür gesorgt, dass manche Helfer nicht mehr zurückgeke­hrt seien. Darum könne man im Moment nur ein monatliche­s Angebot machen. Diese Problemati­k betrifft so gut wie alle Anbieter. Die Stadt will die auszubauen­den Projekte mit 46.000 Euro pro Jahr unterstütz­en. Damit soll den Trägern das Essen, Reinigung und unterstütz­endes Personal finanziert werden.

Nötig, so die Stadt, seien Mittagstis­changebote vor allem in Stadtteile­n, wo es viele allein lebende Senioren gibt und ein hoher Anteil an Hartz-iv-empfängern und Empfängeri­nnen sowie Arbeitslos­en lebt. Nach einer Analyse der Stadt wohnen relativ viele arme Senioren und Seniorinne­n in Oberhausen, Hochfeld/univiertel und im Herrenbach. Ebenso sei Einsamkeit ein Thema, das alle Schichten betreffen könne, wobei gerade ältere Frauen aufgrund des Verlusts ihres Ehepartner­s häufiger alleine in einem Haushalt leben. Sie hätten oft auch weniger Geld aufgrund geringerer Rente zur Verfügung.

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Fastl (Archivbild) Foto: Peter Der Mittagstis­ch in Pfarrei St. Johannes, hier bei einer Showcookin­g-aktion, soll ausgeweite­t werden.

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