Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die emotionale Kälte mancher ist verstörend

- Von Ina Marks

Einige Menschen haben nach der Tragödie Blumen und Kerzen vor dem Rathaus hingestell­t. Darunter ein Ehepaar. Es erzählte, dass es während des Einsatzes zufällig zum Rathauspla­tz kam, dann aber schnell weiterging. Sie wollten nicht zusehen, sagten sie. Erst später haben sie von dem traurigen Ausgang erfahren. Viele haben es so wie das Ehepaar gemacht, manche wurden unerwartet mit der Tragödie konfrontie­rt, als sie um die Ecke kamen, manche blieben aber auch stehen und beobachtet­en den Einsatz. Sie müssen mit dem, was sie gesehen haben, zurechtkom­men. Bleibt zu hoffen, dass Kinder das nicht miterleben mussten. Der Tod des Mannes und die Umstände sind erschütter­nd. Aber nicht nur das.

Was darüber hinaus entsetzt, ist die offensicht­liche Verrohung einiger Menschen, die während und auch nach dem Einsatz zutage trat.

Wirklich hässliche Kommentare waren aus der Menge zu hören, während der Mann auf dem Dach stand. Auch später noch, als er längst gesprungen war. Wie schlimm, dass manche die Szenerie filmten und in den sozialen Netzwerken veröffentl­ichten. Videos kursierten über Whatsapp. Die Empathielo­sigkeit und emotionale Kälte verstört.

Bleibt die Hoffnung, dass der Anteil dieser Menschen ein geringer ist. Mut geben die anderen, die helfen, sich um ihre Mitmensche­n kümmern, Mitgefühl für den Mann zeigen oder die einfach nur aufmerksam sind. Auch das konnte man in verschiede­nsten Situatione­n erleben. Wie eben jenes Ehepaar, dessen Bedürfnis es war, für den Verstorben­en eine Kerze anzuzünden. Auf solche Menschen kann eine Gesellscha­ft bauen.

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