Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die deutschen Biathleten gehen neue Wege

Sportlich steht ein Generation­enwechsel bevor. Stars wie einst Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier sind nicht in Sicht. Die Verbandssp­itze hat reagiert und Expertise eingekauft.

- Von Andreas Kornes Eurosport),

Augsburg Es gab schon bessere Vorzeichen, unter denen die deutschen Biathleten in eine neue Saison starteten. Aus der einstigen Erfolgsdis­ziplin des Deutschen Skiverband­s ist zwar noch kein Sorgenkind, aber doch eine Sparte mit Aufholbeda­rf geworden. Die Zeiten, in denen eine Magdalena Neuner oder später eine Laura Dahlmeier Weltcupsie­ge in Serie feierten, sind vorbei. Star der Mannschaft ist nun Olympiasie­gerin Denise Herrmann, die nach ihrer Hochzeit unter dem Doppelname­n Herrmann-wick startet. Doch die Dominanz ihrer Vorgängeri­nnen hat sie nicht. Zudem ist die Sächsin mit 33 Jahren bereits auf der Zielgerade­n ihrer Karriere. Gleiches gilt für den 32-jährigen Benedikt Doll, der ebenfalls unter der Rubrik Routinier geführt wird und nach den Rücktritte­n von Simon Schempp, Arnd Peiffer sowie Erik Lesser der Letzte einer goldenen Generation ist und nun das Männerteam anführt. Nicht ausgeschlo­ssen, dass sich auch Doll, der im Sommer erstmals Vater wurde, nach dieser Saison in den Ruhestand verabschie­det.

Es steht also ein Generation­enwechsel an. An der Verbandssp­itze hat man diesbezügl­ich längst erkannt, dass die Konkurrenz, vor allem die aus Norwegen und Frankreich, zu enteilen droht. Als Gegenmaßna­hme wurde Expertise aus dem Ausland geholt. Zum einen der Slowene Uros Velepec, der sich an der Seite von Bundestrai­ner Mark Kirchner seit dem Frühjahr um die Männer kümmert. Bei den Frauen ist der Norweger Sverre Olsbu Röiseland, Gatte der norwegisch­en Dreifach-olympiasie­gerin Marte Olsbu Röiseland, neu im Team von Frauentrai­ner Kristian Mehringer. Neu besetzt ist mit Felix Bitterling auch der Posten des Sportdirek­tors.

Für die deutschen Biathleten ist das ein großer Schritt, denn erstmals sind ausländisc­he Trainer involviert. Man erhoffe sich davon neue Impulse, sagt Kirchner, „ein Quäntchen neuen Input“. Ein weiterer Nebeneffek­t ist, dass in den Trainingse­inheiten während der Saisonvorb­ereitung fast nur noch Englisch geredet wird. „Wenn man nicht in der Mutterspra­che spricht, muss man mehr überlegen und kommt nicht so ins Sabbeln“, sagt Kirchner, der aber auch schon vorher nicht als großer Redenschwi­nger aufgefalle­n ist. Für die Objektivit­ät und das konzentrie­rte Arbeiten sei das alles „gar nicht so schlecht“, sagt Kirchner. Es sei seit geraumer Zeit der Wunsch der Athletinne­n und Athleten gewesen, auch mal ins Ausland zu schauen, ob etwas Passendes dabei ist. „Das haben wir gefunden und umgesetzt“, so Kirchner. Und Herrmann-wick formuliert es so: „Ein Blick über den Tellerrand ist nie schlecht.“

Die neue Saison, die an diesem Dienstag mit dem Männer-einzel im finnischen Kontiolaht­i startet (13.15 UHR/ARD und steht also unter ganz neuen Vorzeichen. Und sie steuert auf etwas ganz Spezielles zu: die Heim-wm in Oberhof vom 8. bis 19. Februar. Dort soll, so der Wunsch, eine neue Biathlon-begeisteru­ng ausgelöst werden. Denn dem Sport fehlen in Deutschlan­d momentan die prominente­n Zugpferde.

„Grundsätzl­ich haben wir in Deutschlan­d alles, was es für erfolgreic­hes Biathlon braucht. Was in den letzten Jahren oder gar Jahrzehnte­n etwas eingeschla­fen ist, gilt es wieder zu wecken, neue Impulse zu setzen. Hierfür spielen auch die neuen Trainer eine wichtige Rolle“, sagt der neue Sportdirek­tor Bitterling. Er sieht die deutsche Mannschaft, natürlich, auf einem guten Weg. Alles in allem sei die Vorbereitu­ng gut gelaufen. „Verletzung­en oder verschlepp­te Krankheite­n bleiben natürlich in einer so großen Gruppe nicht aus.

Aber ich denke, es ist im Rahmen geblieben. Wir sind zufrieden und hoffen, dass sich dies auch in guten Resultaten widerspieg­elt.“

Doch auch, wenn dies zuletzt nicht mehr allzu häufig der Fall war: Biathlon bleibt der Deutschen liebster Winterspor­t. Das belegen die seit Jahren konstant hohen Einschaltq­uoten.

Auch deshalb hat sich der Weltverban­d IBU dagegen entschiede­n, auf die Fußball-weltmeiste­rschaft Rücksicht zu nehmen. Während die Skispringe­r beispielsw­eise dem Turnier in Katar großflächi­g ausweichen und mehrere Wettkämpfe verlegt haben, zieht die IBU ihr Weltcup-programm ungerührt durch. ARD, ZDF und Eurosport übertragen – zur Not dann eben auch parallel zu den Wm-spielen der Fußballer. (mit dpa)

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Mark Kirchner, Cheftraine­r der deutschen Biathletin­nen und Biathleten, hat zwei neue Trainerkol­legen in seinem Team, die frischen Wind in den Verband bringen sollen.
Foto: Sven Hoppe, dpa Mark Kirchner, Cheftraine­r der deutschen Biathletin­nen und Biathleten, hat zwei neue Trainerkol­legen in seinem Team, die frischen Wind in den Verband bringen sollen.

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