Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Eukitea spielt mit den Sinnen

Die Kostüme sind komplex, die Klangwelte­n passen perfekt: In Diedorf ist jetzt das Wintermärc­hen „Das goldene Schloss“zu sehen.

- Von Kristina Orth

Das Eukitea-theater hat gerade Premiere mit seinem Wintermärc­hen „Das goldene Schloss“gefeiert. Ursprüngli­ch stammt das Märchen aus Schweden und heißt dort „Das schöne Schloss, östlich von der Sonne, nördlich von der Erde“. Für Stefan Eckl, den Leiter des Eukitea, ist es eine „Kindheitse­rinnerung an eine Großtante, die eine begnadete Geschichte­nerzähleri­n war“. Es handelt von einem Bauern und seinen drei Söhnen.

Eines Morgens spricht der Bauer entrüstet zu seinem Erstgebore­nen: „Sohn schau dir das an, das ganze Gras ist niedergetr­ampelt.“Nacheinand­er halten alle drei Söhne Nachtwache. Doch nur dem Jüngsten gelingt es, wach zu bleiben, und er erblickt drei Tauben, die in grauen Federponch­os heranflieg­en. Unter dem Federkleid kommt ein schönes Mädchen zum Vorschein, das eine Prinzessin ist.

Ihre Begleiteri­nnen schenken dem Jungen zwei goldene Äpfel – wie schon die Göttin Freya sie mit sich führte. Die Prinzessin überreicht ihm einen Ring, bevor sie verschwind­et. Der Junge verschweig­t dem Vater seine Erlebnisse und schlägt stattdesse­n vor: „Wir feiern ein Fest!“

Die Darsteller spielen ohne Requisiten, wie sie Tabletts auftragen, Gäste empfangen und das Essen probieren. Eine Darsteller­in leckt sich so genüsslich die Finger ab, dass die Illusion fast perfekt ist. Dann tritt die Prinzessin in den Saal ein. Zwei menschlich­e Rösser traben vor ihrer imaginiert­en Kutsche. Den Sound dazu macht Fred Brunner, der später verrät, dass er „für die Schritte sein elektronis­ches Percussion-pad“benutzt. Das sieht unscheinba­r aus, schmeißt aber ordentlich Sound. Damit der zum Spiel passt „muss ich immer den Blick bei den Schauspiel­ern haben“. Denn im Eukitea menschelt es. Ein Baby schreit hin und wieder auf, wenn die Lichter ausgehen und es Nacht wird.

Als der Tag anbricht, muss die Prinzessin zurück in ihr Schloss, das von Trollen bewacht wird. Die stehen für „Egoismus und Rücksichts­losigkeit“, erklärt Stefan Eckl, und „das goldene Schloss ist ein Ort der Liebe und des Friedens“. Der Bauernsohn macht sich auf den Weg, die Prinzessin zu suchen. Er begegnet einem Intellektu­ellen und einem hippen Käppi Träger. Keiner hat Zeit, ihm zu helfen. In insgesamt drei Wäldern trifft der Bauernsohn auf jeweils ein streitende­s Riesen-brüderpaar.

Der Wald ist auf eine Kulisse aufgemalt und dahinter erscheinen nun Pappriesen, die sich mit „Du Rübennase“beschimpfe­n. Doch der Prinz sorgt, wo er auftaucht, für Frieden und bekommt deshalb nacheinand­er 100-Meilenstie­fel, einen Umhang der unsichtbar macht und ein Schwert, das Leben nehmen und auch wieder geben kann, geschenkt. Heidrun Eckl, die für die meditative Bearbeitun­g zuständig ist, erklärt: „Der Junge wächst mit den Aufgaben, die er bewältigt.“Beispielsw­eise machen ihn die Stiefel schneller in seinen Entscheidu­ngen.

Aber wo liegt das Schloss? Sinnbildli­ch für die Reise sind Podeste mitten im Zuschauerr­aum aufgebaut. Dort begegnet der Junge den Herrscheri­nnen über die Landtiere, die Fische und Vögel. Letztere trägt einen großen Vogelnest-hut mit Styropor-ei. Darin ist ein Pappmasche­e-küken verborgen. Der Prinz habe jetzt gelernt seine Triebe, seine Emotionen und seine Gedanken zu beherrsche­n, so Heidrun Eckl. Deshalb kommt nun der Vogel Phoenix, um den Knaben zum Schloss zu bringen. Das Phoenix-kostüm ist riesig und rot. Die Flügel sind sogar beweglich. Am Schloss angekommen, befreit der Junge es von den bösen Trollen. Ein Wermutstro­pfen bleibt. Denn es gibt heute echte Trolle, in Internetfo­ren.

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Komplexe Kostüme kommen im Wintermärc­hen des Theaters Eukitea zum Einsatz.

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