Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kirchenmus­iker, Sternekoch, Anwohner: Diese Menschen prägen die Maxstraße

Die Maximilian­straße ist Lebensmitt­elpunkt. Welche Menschen wohnen, leben und arbeiten auf Augsburgs Prachtmeil­e? Wir haben einige von ihnen für unsere neue Videoserie getroffen.

- Von Manuel Andre und Axel Hechelmann

Die Maximilian­straße ist Augsburgs Prachtmeil­e – aber noch viel mehr als das: Hier reihen sich Kneipen an Antiquität­enläden, Kirchen an Clubs und Dönerladen an Sterneküch­e. Wer sind die Menschen, die in der Maxstraße leben und arbeiten? Was bewegt sie? Und wie ist ihr Blick auf Augsburgs berühmte Meile?

Kirchenmus­iker Peter Bader

Er hat sein Leben Gott gewidmet, arbeitet ganz am Ende der Maximlians­traße. Seit 16 Jahren ist Peter Bader Kirchenmus­iker in der Basilika St. Ulrich und Afra, unterricht­et dort Chöre und Bläsergrup­pen. Sein Platz in der Basilika ist ganz oben: an der Orgel, bestehend aus etwa 4500 Pfeifen. Für Bader ein ganz besonderer Ort: „An diesem Platz, wo ich heute spielen darf, war schon Wolfgang Amadeus Mozart gesessen.“Musik und Glaube vereinen zu können – für Bader ist es ein großes Glück.

Gastronom Leo Dietz

Das Peaches ist ein bisschen wie Mcdonalds, sagt Leo Dietz. Man sagt nicht, dass man hingehe, und trotzdem sei der Laden immer voll. In der Kultkneipe gibt es Bier, Longdrinks und natürlich ganze Eimer, voll mit „Sex on the Beach“. Früher arbeitete Dietz mal als Türsteher, jetzt betreibt er zwei Kneipen und eine Diskothek. „Ich werde oft und gerne von Mitstreite­rn, die nicht so gerne sehen, wo ich heute bin, auf den Türsteher reduziert“, sagt er. Dabei sei er so viel mehr: Gastronom, Club-betreiber, Stadtrat und – natürlich – Maxstraßen-liebhaber.

Antiquar Hartmut Schreyer

Direkt am Herkulesbr­unnen, versteckt in einem Innenhof, liegt das Antiquaria­t Schreyer. Der Laden mit seinen etwa 50.000 Büchern wirkt wie aus einer anderen Zeit. Für Inhaber Hartmut Schreyer ist er „mein Leben und meine Welt“. Die Wände sind mit Bücherrega­len zugestellt, davor liegen große Kisten mit Literatur. Schreyer sammelt in seinem Laden Werke, die er erhalten, sammeln und weitergebe­n will. Finanziell lohnt sich das Antiquaria­t schon lange nicht mehr, es sei purer Idealismus, sagt er. Ans Aufhören denkt Schreyer trotzdem nicht: „Ob ich zu Hause zwischen meinen Büchern sitze oder hier, das ist egal. Also sitze ich lieber hier.“

Gastronomi­n Sarah Smolik

Aus der Traum! Sarah Smolik liebt Italien. Den Kaffee, das Essen, die Architektu­r! Mit dem Café Centro am Moritzplat­z hat sie sich 2019 ihre eigene italienisc­he Oase geschaffen. Ihr Motto: Veni, vidi, amavi – ich kam, sah und liebte. Doch nun ist Schluss. Weil Corona sie finanziell belastete und dann auch noch eine Baustelle ihr Sommergesc­häft ruinierte. Wo sie ihre Leidenscha­ft für Italien nun aufkeimen lässt? Das weiß sie noch nicht.

Sternekoch Simon Lang

Darf’s ein roh marinierte­r Hamachi sein? Oder doch eher die Bretonisch­e Rotbarbe en Papillote? Sternekoch Simon Lang bietet beides an. Nur: Das hat seinen Preis. Ein Menü in seinem Sternerest­aurant Sartory im Hotel Maximilian’s kostet schon mal an die 200 Euro. Selbstvers­tändlich, dass da alles perfekt sein muss. Lang steht deswegen meist selbst in der Küche, und obwohl er sich auf ein großes Team verlassen kann: „Ich bin derjenige, der am Schluss sagt: So will ich’s haben.“

Arkadas-betreiber Hasan Tekin

Einer, der Essen genauso liebt, ist Hasan Tekin. Seit mehr als 40 Jahren verkauft er Döner in der Maxstraße. Aber er verkauft ihn nicht nur, er isst ihn auch selbst. Jeden Tag. „Sonst fehlt mir etwas“, sagt Tekin. Er sagt, er stehe jeden Tag im Laden. Tag und Nacht. Schlaf brauche er nur sehr wenig, die Arbeit hingegen tue ihm gut. Wäre da nur nicht der Gedanke an den Ruhestand. Denn: Entspannen und mal nichts tun – das kann sich Tekin beim besten Willen nicht vorstellen.

Wohngemein­schaft

Sie spielen Beer-pong, gehen feiern und laden Freunde ein. Katharina, Lotta, Carolina und Dominik leben in einer Wohngemein­schaft in der Maxstraße. Sie beobachten das Treiben auf der Straße und lieben es, mittendrin in der Stadt zu sein. „Wenn ich Ruhe haben will, dann würde ich nicht in die Maxstraße ziehen“, sagt Lotta. Trotzdem nervt es sie auch mal, wenn nachts Menschen vor dem Arkadas-imbiss grölen oder Autoposer ihren Motor brüllen lassen. In der Maxstraße wohnen zu dürfen, bezeichnen sie trotzdem als Privileg.

Polizist Simon Crauser

Und dann eskaliert es. Jugendlich­e rotten sich zum Mob zusammen, werfen Glasflasch­en, beleidigen Rettungskr­äfte. Die Erinnerung an die Krawallnac­ht 2021 auf der Augsburger Maxstraße hat sich bei Polizist Simon Crauser eingebrann­t. „Da hatten Kollegen auch teilweise Angst“, erzählt Crauser. Und wie ist die Situation heute? Wesentlich entspannte­r, sagt Crauser. Dennoch ist für ihn klar: Tagsüber geht er gerne auf die Maxstraße, auch privat. Nachts bleibt er der Partymeile lieber fern.

Sie wollen mehr über die Menschen der Maximilian­straße erfahren? Unsere neue Video-serie „Mensch, Maxstraße – Augsburgs berühmtest­e Straße und ihre Gesichter“besteht aus vier Folgen, die exklusiv unseren Plus-abonnentin­nen und -Abonnenten vorbehalte­n sind. Sie finden sie, indem Sie den Qr-code scannen oder unter: www.azol.de/ original/maxstrasse/

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Fotos: Timian Hopf Ein Tableau der Menschen in der Maxstraße: Gastronomi­n Sarah Smolik, die Mitglieder einer Wohngemein­schaft, Antiquar Hartmut Schreyer, Arkadas-betreiber Hasan Tekin, Kirchenmus­iker Peter Bader und Sternekoch Simon Lang.
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Gastronom Leo Dietz.
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Polizist Simon Crauser.
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