Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Abend voller Glücksmomente
Der ewige Publikumsliebling Werner Schmidbauer diesmal solo im Kongress am Park: Von seiner Tochter hat er Wesentliches über das Leben gelernt.
Nachdenklich, anrührend – und dann wieder sprühend vor Lebensfreude, so präsentierte sich der Liedermacher und Moderator Werner Schmidbauer in seinem Soloprogramm „Bei mir“im Kongress am Park. Nach 22 Jahren, in denen er gemeinsam mit Martin Kälberer und Pippo Pollina („Süden“) aufgetreten war, war Schmidbauer diesmal nur mit seinen Gitarren zu erleben, mit seinen Geschichten und Liedern vom Leben. Ein bisschen musste er ansingen gegen den spürbar dem Konzert anhaftenden Schmerz, dass der Saal nur recht spärlich besetzt war. Da passten Lieder wie dieses: „Fang nie an, aufzuhören – hör nie auf, anzufangen.“
Diejenigen aber, die in dieses Konzert gekommen waren, waren sichtlich Fans von Werner Schmidbauer, kannten viele Lieder, sangen sie mit, ließen sich anrühren. Etwa von seiner Ermutigung als „Momentensammler“die Momente, die das Leben schenkt, zu sammeln. Werner Schmidbauers Lieder, die er für diesen Abend aus seinem reichen Repertoire ausgesucht hatte, waren geprägt von tiefer Lebensweisheit, die leicht daher kommt. Auch dann noch, wenn es dunkel wird. „Dei Liacht leicht oiwei no“(Dein Licht leuchtet immer noch) ist eine Liebeserklärung an seinen Vater, der ihn als Jugendlichen immer wieder mit auf den Berg genommen hat („er stammte noch aus der Generation, die vor 9 Uhr auf dem Gipfel sein musste“), der mit ihm in den Hochalpen auf Tiefschnee-tour war – und der eines Tages von einer Tour nicht mehr heimgekehrt war. Abgestürzt im Nebel. „Mag auch ein Mensch lange vor Dir gegangen sein“, so Schmidbauer, „das Licht dieses Menschen vergeht nicht“.
Von Kindern lässt sich ein „geniales System“lernen, weiß der Liedermacher. Und zwar, „sich am Glück zu freuen, das vor Dir steht“. Vorbild ist ihm seine Tochter, mit der er, als sie klein war, oft zu den Pferdekoppeln rund um seinem Heimatort Aibling spazieren gegangen ist. Vor jedem Pferd habe sie sich aufgestellt und gesagt: „Glück g’habt, Pferdl’s g’sehn“. Schmidbauer hat das in seinem Lied weiter gedreht, das viele „Glück g’habt“gesammelt. „Glück g’habt, Guatl g’riagt, Glück g’habt, a Madl mögn …“Aber auch „Pach g’habt, d’sprach verlorn, Pech g’habt, s’herz verlorn.“Mit sowas sang sich Schmidbauer ins Herz seines Publikums. Er ließ in diesen Stunden einfach mal das Draußen vergessen.
Sein Lied „A Abend so wia heit, da mach ma Musik, da wird aufg’spuilt und g’lacht“, drückte dies treffend aus. Reine Freude war auch zu erleben bei den fröhlichen, rockigen Stücken – herrlich, wie er im Traum zum Rock’n’roller wird, der zusammen mit der Rock’n’roll-größe Chuck Berry zur Session in der Münchner Fußgängerzone aufspielt, oder der seinem Publikum den flotten Ohrwurm „Mandela“, wunderbar zum Mitsingen, aufdreht.
Erinnerungen wurden bei jenen aus der Generation des Liedermachers wach, wie er von seiner alten Klapperkiste aus jungen Jahren erzählt, einem Peugeot, bei dem der eingebaute Lautstärker teurer war als das Auto. Und wie beim Song „One“von U2 das „Bandl“vom Kassenrekorder gerissen ist, weil er’s so oft gehört hat. Schmidbauer hat seine eigene Version geschrieben, ins Bayerische übersetzt: „Oans“. „Oa Liab, oa Leb’n“heißt’s darin. „Oa“Abend, an dem heftig geklatscht wurde. „Glück g’habt!“, hätte Schmidbauer jetzt gesungen.