Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Immer weniger Bewerber für Bayerns Polizei

Nicht alle Ausbildung­sstellen konnten 2022 besetzt werden. Ist die Sicherheit gefährdet?

- Von Markus Bär

München/augsburg Die Polizei hat in Bayern mit einem deutlichen Rückgang an Bewerberin­nen und Bewerbern für den Polizeidie­nst zu kämpfen. Die Zahl der Bewerbunge­n beispielsw­eise in der 2. Qualifikat­ionsebene – früher der mittlere Dienst – ist von 13.600 im Jahr 2021 auf 10.400 im vergangene­n Jahr zurückgega­ngen. Das teilte das bayerische Innenminis­terium auf Anfrage unserer Redaktion mit. Rund 60 der insgesamt etwa 1600 Ausbildung­splätze im mittleren Dienst (das ist zahlenmäßi­g die größte Gruppe) konnten nicht besetzt werden. In der 3. Qualifikat­ionsebene (vormals der gehobene Dienst) ist die Zahl der Bewerbunge­n wiederum von 3700 auf 3400 gesunken. „Die Gründe für den Rückgang der Bewerbunge­n sind vielfältig“, sagt Oliver Platzer, der Sprecher des Innenminis­teriums. Wichtige Aspekte seien beispielsw­eise der „hohe Konkurrenz­druck auf dem Arbeitsmar­kt“, also andere Jobangebot­e, sowie auch die Verunsiche­rung, die durch die Corona-pandemie entstanden sei.

Das kann Peter Pytlik, der bayerische Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei (GDP) und zugleich Personalra­tsvorsitze­nder beim in Kempten angesiedel­ten Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/ West, bestätigen. „Die Gesellscha­ft hat sich sehr verändert, und die Gewalt gegenüber der Polizei, aber auch gegenüber anderen Einsatzkrä­ften wie etwa der Feuerwehr oder den Rettungsdi­ensten ist gewachsen.“Wer als junger Mensch überlege, sich für den Polizeidie­nst zu bewerben, komme natürlich nicht darum herum, auch über diese Themen nachzudenk­en. „Immer mehr Menschen lehnen den Staat ab – und wir als Uniformträ­ger werden so zur Zielscheib­e.“Auch müsse vielleicht über eine andere Besoldung bei der Polizei nachgedach­t werden. „Polizisten sind keine Großverdie­ner“, sagt Pytlik. So erhält etwa ein lediger Polizeikom­missar der 3. Qualifikat­ionsebene nach Abschluss des dreijährig­en Studiums rund 2665 Euro netto. „Dafür, dass er in drei Schichten etwa bei Demos seine Haut zu Markte tragen darf“, so Pytlik.

Der Gewerkscha­fter betont aber auch, dass die Situation in Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern noch sehr gut und die Sicherheit­slage in keiner Weise gefährdet sei. Laut Innenminis­terium hat es noch nie so viele Polizeikrä­fte gegeben wie jetzt: Mehr als 45.000 Stellen gibt es bei der bayerische­n Polizei. „Der höchste Stellenbes­tand in ihrer Geschichte“, sagt Ministeriu­mssprecher Platzer. Auch das Problem der Demografie wurde in Bayern gelöst. „In den vergangene­n Jahren wurden in Bayern neben jenen, die aus Altersgrün­den ausgeschie­den sind, jedes Jahr 500 Kräfte zusätzlich eingestell­t“, so Pytlik. Dadurch sinke der Altersschn­itt der bayerische­n Polizei derzeit sogar wieder. Er würde sich aber wünschen, dass dieses jährliche „500 plus“noch bis 2029 beibehalte­n wird.

Herunterge­brochen auf Schwaben ist der Bewerberrü­ckgang unterschie­dlich zu sehen: Während das Präsidium Schwaben Nord in Augsburg keinen Bewerberrü­ckgang verzeichne­t, gingen die Zahlen für Schwaben Süd/west von 840 im Jahr 2021 auf 680 im Jahr 2022 zurück. Man müsse diese Zahlen aber relativier­en, sagt Pytlik. Für den Ausbildung­sjahrgang 2023 gebe es – nach derzeitige­m Stand – schon jetzt acht Bewerber auf eine Stelle. Doch natürlich ist nicht jeder von ihnen geeignet. Darum könne eine hohe Bewerberza­hl stets von großer Bedeutung sein. Sie soll nun vermehrt wieder mit Werbeaktio­nen in Schulen gewonnen werden.

Die Gewalt gegen Einsatzkrä­fte hat massiv zugenommen.

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