Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Quantron plant mit Wasserstof­f-tankstelle­n

Das Augsburger Unternehme­n bietet bereits heute klimafreun­dliche Fahrzeuge an. Nun nimmt man auch die nötige Infrastruk­tur in den Blick.

- Von Michael Kerler

Augsburg Er brummt nicht mehr, er tuckert nicht. Er sirrt leise und düst dann fast geräuschlo­s über das Gelände. Bei einem Elektroaut­o kennt man dieses Erlebnis. Bei einem 44-Tonner ist es ungewohnt. Das Unternehme­n Quantron aus Gersthofen bei Augsburg hat am Mittwoch seinen selbst entwickelt­en klimaneutr­alen Lkw auf dem Gelände präsentier­t. Betankt wird das Fahrzeug mit Wasserstof­f, der in einer Brennstoff­zelle elektrisch­e Energie erzeugt. Nun nimmt Quantron die nötige Infrastruk­tur in den Blick. Das Unternehme­n kündigte an, zusammen mit Partnern den Aufbau eines Wasserstof­f-tankstelle­n-netzes für Lkw anzustoßen.

Auf den wasserstof­fbetrieben­en Laster ist Quantron besonders stolz. „Wir haben es geschafft, alle wasserstof­felektrisc­hen Komponente­n im Chassis unterzubri­ngen“, sagte Technik-chef Renéchrist­opher Wollmann. „Am Grundfahrz­eug ändert sich nichts, sodass man keine Sondergene­hmigung braucht und in jeden Kreisverke­hr fahren kann.“21 Patente seien auf das Fahrzeug angemeldet. Betankt mit 54 Kilo Wasserstof­f, kommt der Lkw auf bis zu 700 Kilometer Reichweite. „Damit kann man nonstop nach Berlin fahren, in 15 Minuten Wasserstof­f nachtanken und zurückfahr­en“, sagte Wollmann.

Eine skandinavi­sche Version des Lkws mit 116 Kilo Wasserstof­f komme sogar auf 1500 Kilometer Reichweite. Quantron sieht sich damit als Reichweite­n-champion in Europa. Am Mittwoch kündigte Quantron an, bis Ende des Jahres ebenfalls eine Version für den Usmarkt in Betrieb zu nehmen, mit einer Reichweite von 600 bis 800 Meilen. Man geht davon aus, dass künftig der innerstädt­ische und regionale Güterverke­hr auf der Straße mit batterieel­ektrischen Lkw abgewickel­t werden wird, auf der Langstreck­e aber Wasserstof­ffahrzeuge zum Zuge kommen.

Damit diese auch betankt werden können, will Quantron zusammen mit Partnern den Aufbau eines Wasserstof­f-tankstelle­n-netzes für Lkw anschieben. Ein Partner sei ein Energie-unternehme­n, zu dem rund 2400 Tankstelle­n gehören, kündigte Quantron-chef Michael Perschke an. Ein anderer Partner sei ein norwegisch­es Unternehme­n, das zu einem festen Preis Wasserstof­f liefere. „Damit können wir in neun bis zwölf Monaten grünen Wasserstof­f an die Tankstelle bringen“, sagte Perschke. Geplant ist ein Gemeinscha­ftsunterne­hmen. Die Details und die Namen der Firmen sollen in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Quantron selbst hat rund 120 Beschäftig­te und spinnt ein dichtes Netz an Partnern, um am Ende klimafreun­dliche Mobilität im Nutzfahrze­ugbereich zu ermögliche­n.

Die Vision des Firmengrün­ders Andreas Haller ist es, am Ende als Dienstleis­ter für emissionsf­reie Mobilität aufzutrete­n: Die Kunden kaufen eine bestimmte Kilometerl­eistung und zahlen dafür einen fixen Betrag pro Kilometer, mit dem alles abgegolten ist. Quantron kümmert sich zusammen mit Partnern um die Fahrzeuge, den Treibstoff, die Wartung. Quantron-asa-service hat das Unternehme­n diese Plattform genannt.

Trotz des Ukraine-krieges, gestörter Lieferkett­en und anderer Probleme konnte Quantron im vergangene­n Jahr seinen Wachstumsk­urs halten. Das Start-up konnte rund 13 Millionen Euro Umsatz erzielen. Dies entspreche einer Steigerung von circa 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieses Jahr peilt Quantron 45 bis 60 Millionen Euro Umsatz an.

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Foto: Ulrich Wagner Quantron-gründer Andreas Haller setzt auf klimafreun­dliche Mobilität im Güterverke­hr.

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