Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Quantron plant mit Wasserstoff-tankstellen
Das Augsburger Unternehmen bietet bereits heute klimafreundliche Fahrzeuge an. Nun nimmt man auch die nötige Infrastruktur in den Blick.
Augsburg Er brummt nicht mehr, er tuckert nicht. Er sirrt leise und düst dann fast geräuschlos über das Gelände. Bei einem Elektroauto kennt man dieses Erlebnis. Bei einem 44-Tonner ist es ungewohnt. Das Unternehmen Quantron aus Gersthofen bei Augsburg hat am Mittwoch seinen selbst entwickelten klimaneutralen Lkw auf dem Gelände präsentiert. Betankt wird das Fahrzeug mit Wasserstoff, der in einer Brennstoffzelle elektrische Energie erzeugt. Nun nimmt Quantron die nötige Infrastruktur in den Blick. Das Unternehmen kündigte an, zusammen mit Partnern den Aufbau eines Wasserstoff-tankstellen-netzes für Lkw anzustoßen.
Auf den wasserstoffbetriebenen Laster ist Quantron besonders stolz. „Wir haben es geschafft, alle wasserstoffelektrischen Komponenten im Chassis unterzubringen“, sagte Technik-chef Renéchristopher Wollmann. „Am Grundfahrzeug ändert sich nichts, sodass man keine Sondergenehmigung braucht und in jeden Kreisverkehr fahren kann.“21 Patente seien auf das Fahrzeug angemeldet. Betankt mit 54 Kilo Wasserstoff, kommt der Lkw auf bis zu 700 Kilometer Reichweite. „Damit kann man nonstop nach Berlin fahren, in 15 Minuten Wasserstoff nachtanken und zurückfahren“, sagte Wollmann.
Eine skandinavische Version des Lkws mit 116 Kilo Wasserstoff komme sogar auf 1500 Kilometer Reichweite. Quantron sieht sich damit als Reichweiten-champion in Europa. Am Mittwoch kündigte Quantron an, bis Ende des Jahres ebenfalls eine Version für den Usmarkt in Betrieb zu nehmen, mit einer Reichweite von 600 bis 800 Meilen. Man geht davon aus, dass künftig der innerstädtische und regionale Güterverkehr auf der Straße mit batterieelektrischen Lkw abgewickelt werden wird, auf der Langstrecke aber Wasserstofffahrzeuge zum Zuge kommen.
Damit diese auch betankt werden können, will Quantron zusammen mit Partnern den Aufbau eines Wasserstoff-tankstellen-netzes für Lkw anschieben. Ein Partner sei ein Energie-unternehmen, zu dem rund 2400 Tankstellen gehören, kündigte Quantron-chef Michael Perschke an. Ein anderer Partner sei ein norwegisches Unternehmen, das zu einem festen Preis Wasserstoff liefere. „Damit können wir in neun bis zwölf Monaten grünen Wasserstoff an die Tankstelle bringen“, sagte Perschke. Geplant ist ein Gemeinschaftsunternehmen. Die Details und die Namen der Firmen sollen in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Quantron selbst hat rund 120 Beschäftigte und spinnt ein dichtes Netz an Partnern, um am Ende klimafreundliche Mobilität im Nutzfahrzeugbereich zu ermöglichen.
Die Vision des Firmengründers Andreas Haller ist es, am Ende als Dienstleister für emissionsfreie Mobilität aufzutreten: Die Kunden kaufen eine bestimmte Kilometerleistung und zahlen dafür einen fixen Betrag pro Kilometer, mit dem alles abgegolten ist. Quantron kümmert sich zusammen mit Partnern um die Fahrzeuge, den Treibstoff, die Wartung. Quantron-asa-service hat das Unternehmen diese Plattform genannt.
Trotz des Ukraine-krieges, gestörter Lieferketten und anderer Probleme konnte Quantron im vergangenen Jahr seinen Wachstumskurs halten. Das Start-up konnte rund 13 Millionen Euro Umsatz erzielen. Dies entspreche einer Steigerung von circa 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieses Jahr peilt Quantron 45 bis 60 Millionen Euro Umsatz an.