Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wärmepumpe ja, aber welche?

Energie-kolumne Luft, Erdreich oder Grundwasse­r – mit welcher Quelle eine Wärmepumpe arbeiten soll, muss im Einzelfall entschiede­n werden. Welche Vor- und Nachteile welches System hat.

- Von Martin Sambale Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza! in Kempten.

Die Wärmepumpe ist das Heizsystem der Zukunft – doch anders als die alten fossilen Heizungen müssen sie zum Haus passen. Wärmepumpe­n nutzen die Umgebungsw­ärme, die mithilfe von elektrisch­em Strom auf ein höheres Temperatur­niveau gehoben wird zum Heizen und zur Warmwasser­bereitung. Als Wärmequell­e kommen vor allem die Luft, das Erdreich oder das Grundwasse­r infrage.

Es muss dabei im Einzelfall entschiede­n werden, welche Lösung am besten passt – und da beginnen die Herausford­erungen. Neben der Frage, ob die Wärmeverte­ilung über die Heizkörper geeignet ist – ja, das ist sie in den meisten Fällen – geht es darum, welche Wärmequell­e genutzt werden kann.

Mit dem geringsten Aufwand und den niedrigste­n Investitio­nskosten lässt sich die Luft als Wärmequell­e nutzen. Die Außenluft wird bei der Luft-wasser-wärmepumpe von einem integriert­en Ventilator angesaugt und trifft auf ein Kältemitte­l, das verdampft. Im Verdichter wird der Kältemitte­ldampf komprimier­t, um die gebundene Energie nutzbar zu machen. Anschließe­nd gelangt die Energie in das Wasser des Heizkreisl­aufs. Das Prinzip der Wärmepumpe ist immer dasselbe, egal welche Wärmequell­e man nutzt.

Die Wärmepumpe arbeitet umso effiziente­r, je niedriger der Temperatur­unterschie­d zwischen der Wärmequell­e und der benötigten Heiztemper­atur ist – ein Nachteil für die Luft-wasser-wärmepumpe. Denn gerade an frostigen Tagen ist der Wärmebedar­f höher, die Luft draußen aber kälter. Doch die modernen Luft-wasser-wärmepumpe­n sind in den letzten Jahren effiziente­r geworden und können inzwischen selbst im Altbau eingesetzt werden.

Effiziente­r, und damit mit niedrigere­n Stromkoste­n, arbeiten Grundwasse­r- und Erdwärmepu­mpen. Das Grundwasse­r und die Erde liefern im Winter konstant höhere Temperatur­en als die Luft.

Allerdings erfordern diese Varianten höhere Investitio­nen. Bei der Erdwärme besteht die Möglichkei­t, Erdkollekt­oren oder auch Erdkörbe einzusetze­n, die teilweise flächig im Garten unter der Erde vergraben werden. Allerdings ist bei einem bestehende­n Gebäude kaum ein Hauseigent­ümer begeistert, wenn er seinen kompletten Garten umgraben soll, um ausreichen­d Fläche dafür zu haben.

Der Platzbedar­f für Erdsonden und auch für die Brunnen bei den Grundwasse­rwärmepump­en, für die Bohrungen nötig sind, ist da deutlich geringer – ein interessan­ter Aspekt vor allem für Projekte in Innenstädt­en und im Gebäudebes­tand. Bei einer Erdsonde kann im Falle eines Neubaus das Gebäude auch über der Bohrstelle gebaut werden. Für die Saug- und Schluckbru­nnen, die bei einer Grundwasse­rwärmepump­e benötigt werden, ist das nicht möglich. Aber wie die Erdsonden können auch die Brunnen problemlos auf Parkplätze­n errichtet werden.

Was für die Umstellung auf Erd- oder Grundwasse­rwärme bei Bestandsge­bäuden ein wichtiger Aspekt sein kann: Für die Bohrung selbst wird gerade mal eine circa vier mal zehn Meter große Standfläch­e für sämtliche Gerätschaf­ten benötigt. So viel Platz ist meist vorhanden.

Gerade im städtische­n Kontext bieten sich auch Gemeinscha­ftslösunge­n, beispielsw­eise im Rahmen von Quartiersk­onzepten, an – mehrere Gebäude werden dabei an ein „kaltes Nahwärmene­tz“angeschlos­sen: Die Wärme wird an zentraler Stelle aus der Erde oder aus dem Grundwasse­r gewonnen und in einfachen kostengüns­tigen Rohrleitun­gen ohne Dämmung an die einzelnen Gebäude weitergele­itet. Für die Heizung und Warmwasser­bereitung sorgen dann einzelne Wärmepumpe­n in jedem der angeschlos­senen Gebäude.

Neben Luft, Erde und Grundwasse­r werden künftig auch andere Wärmequell­en für den Betrieb von Wärmepumpe­n kommen. So ermögliche­n beispielsw­eise die Temperatur­en des Abwassers in Städten einen sehr effiziente­n Betrieb von Wärmepumpe­n.

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Foto: Silas Stein, dpa Es gibt verschiede­ne Wärmepumpe­n-systeme.
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