Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine neue Intendantin für Memmingen
Wechsel an der Spitze nach intensiver Suche: Regisseurin Sarah Kohrs wird die neue künstlerische Leiterin des Landestheaters Schwaben. Fünf Jahre lang soll sie den Spielbetrieb gestalten. Was nimmt sich die Münchnerin vor?
Memmingen Die freischaffende Regisseurin und Autorin Sarah Kohrs wird neue Intendantin des Landestheaters Schwaben in Memmingen. Die 49-jährige Münchnerin übernimmt das Amt im Sommer 2024 für fünf Jahre. Sie möchte Spielpläne bieten, die möglichst viele Menschen ansprechen, sagte sie bei der Vertragsunterzeichnung. Außerdem wolle sie mit der Bühne noch mehr in die Fläche gehen und sie für junge Menschen attraktiv machen. „Das Landestheater hat ja die Aufgabe, Kultur zu jedem zu bringen.“
Kohrs wird zum Saisonstart 2024/25 das derzeitige Intendantenduo Christine Hofer und Alexander May ablösen. Die beiden führen das Landestheater seit Sommer 2022 übergangsweise.
Auf die Intendantenstelle hatten sich nach Angaben des Theaters 24 Einzelpersonen und Teams beworben. Eine Findungskommission mit Mitgliedern des Landestheater-zweckverbands und Theaterexperten sichtete die Bewerbungen und führte Gespräche. Am Ende habe sich der Zweckverband einstimmig für Sarah Kohrs entschieden, erklärte der Verbandsvorsitzende, Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder. Kohrs wird ein Theater mit zwölf Schauspielerinnen und Schauspielern leiten, mit einem Etat von über fünf Millionen Euro wirtschaten und rund 15 Eigenproduktionen pro Spielzeit auf die vier Bühnen des Hauses bringen müssen.
Sie wolle leichte Stoffe und Klassiker sowie „Themen der Zeit und des Raums“dem Publikum bieten. Damit möchte sie der Region Schwaben gerecht werden und Stücke präsentieren, die gastspieltauglich sind, sagte sie. Dies unterstrich auch Manfred Schilder. Es sei wichtig, in die Fläche zu gehen und den Spielplan breit aufzustellen, sagte er. „In dieser Hinsicht hat uns Frau Kohrs überzeugt.“
Sarah Kohrs war bisher vielseitig unterwegs. Nach dem Abitur schlug die gebürtige Kielerin gleich den Weg Richtung Regie ein und studierte das Fach am Maxreinhardt-seminar in Wien. Sie absolvierte unter anderem Assistenzen am Burgtheater Wien und am Staatsschauspiel in München. Seit 1999 arbeitet sie als freischaffende Regisseurin und inszenierte Schauspiele und Musiktheater in ganz Deutschland. 2004 begann Kohrs mit dem Verfassen von Theatertexten, die sie meistens selbst auf Bühnen umsetzt. Sowohl schreibend als auch inszenierend beackert Sarah Kohrs ein breites Feld, das von Dramen und Opern über Komödien und Operetten bis zu Revuen und Shows reicht. Zuletzt inszenierte sie für das Landestheater Niederbayern das Schauspiel „The King’s Speech“, die Komödie „Der nackte Wahnsinn“und die Verdi-oper „Nabucco“; im Ulmer Theater brachte sie Ferdinand von Schirachs Schauspiel „Terror“sowie das Musical „Der kleine Horrorladen“auf die Bühne.
Zudem entwickelte sie sich zur Spezialistin für Galas und das Managen von Events. Seit 2012 unterrichtet Kohrs an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München als Dozentin in der Abteilung Musical.
Zur derzeitigen Interimslösung am Landestheater war es gekommen, weil die Nachfolgerin von Kathrin Mädler, die eine Findungskommission ausgesucht hatte, kurz vor Vertragsunterzeichnung einen Rückzieher gemacht hatte. Im Eilverfahren und dank Kontakten in die Theaterszene wurden Christine Hofer und Alexander May engagiert und mit einem auf zwei Jahre befristeten Vertrag ausgestattet. Die beiden hatten sich bei der jetzigen Intendanz-ausschreibung als Tandem ebenfalls beworben. May sprang aber bald ab, weil er zwischenzeitlich bei den Burgfestspielen in Mayen (Rheinland-pfalz) eine längerfristige Perspektive als Intendant angeboten bekommen hatte. Hofer blieb allein übrig, kam aber nicht zum Zug. „Ich bin natürlich ein bisschen enttäuscht, aber das ist Alltag im Theatergeschehen“, sagte sie auf Anfrage unserer Redaktion. Beide erklären, als Interimsintendanten bis Ende der Spielzeit 2023/24 in Memmingen weiterzuarbeiten.