Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine Sanierung mit Wertsteigerungspotenzial
Normalerweise ist der Winter keine optimale Zeit für Großbaustellen, auch nicht im Profi-fußball. Diese These vertrat bisher auch Sport-geschäftsführer Stefan Reuter. Seit zehn Jahren ist er der sportliche Architekt des FCA und bis auf wenige Ausnahmen hielt er sich daran. Doch in diesem Winter unterzog er den Bundesliga-kader einer gründlichen Sanierung. Sein Bauleiter Enrico Maaßen hat wohl darauf gedrängt. Seit Juni hat er als Trainer das Sagen. Zu Beginn hatte er den ihm zur Verfügung gestellten Kader noch für gut befunden, jetzt sah er dringenden Handlungsbedarf.
Das lag am Verletzungspech, an abwanderungswilligen Spielern und an georteten Schwachstellen. Die sind jetzt nicht so gravierend, dass man um die gesamte Bausubstanz fürchten müsste, aber je früher man die Schäden beseitigt, desto besser.
In der Branche sagt man, dass ein Trainer mindestens zwei bis drei Transferperioden braucht, um den Kader nach seinen Vorstellungen umzubauen. Maaßen gibt Gas. Aber nicht mit abgeklärten Profis, sondern mit jungen, talentierten Spielern aus dem Ausland. Mit Entwicklungs- und Wertsteigerungspotenzial. Das spricht für ihn und gegen eine Torschlusspanik im Abstiegskampf. Solche Rohdiamanten zu finden, erfordert normalerweise eine längerfristige Beobachtung. Christoph Janker (Leiter Lizenzspieler) und Scoutingchef Timon Pauls mit seinem Team um Kai Hagen Semmler haben anscheinend gut hingeschaut.
Der FCA ist auch nicht mit dem großen Geldkoffer durch die Welt geflogen, sondern Finanz-geschäftsführer Michael Ströll zeigte wieder einmal Verhandlungsgeschick. Die ersten Eindrücke sind also positiv. Jetzt muss nur noch die Klasse gehalten werden.
Es gibt aber auch Verlierer: die eigenen Nachwuchsspieler. Auf jeden Fall in dieser Saison. Keiner ist mehr in Bundesliga-nähe. Jetzt kann man darüber jammern, oder sich der Herausforderung stellen.
Vor allem die Verantwortlichen im Nachwuchsleistungszentrum sind gefordert. Sie müssen die Fca-talente so gut ausbilden, dass man in der Profi-abteilung in Zukunft gar nicht mehr auf die Idee kommt, so viele junge Spieler von auswärts zu holen. Es zählt am Ende die Leistung, so hart ist das Profi-geschäft Bundesliga.