Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Sanierung mit Wertsteige­rungspoten­zial

- Von Robert Götz

Normalerwe­ise ist der Winter keine optimale Zeit für Großbauste­llen, auch nicht im Profi-fußball. Diese These vertrat bisher auch Sport-geschäftsf­ührer Stefan Reuter. Seit zehn Jahren ist er der sportliche Architekt des FCA und bis auf wenige Ausnahmen hielt er sich daran. Doch in diesem Winter unterzog er den Bundesliga-kader einer gründliche­n Sanierung. Sein Bauleiter Enrico Maaßen hat wohl darauf gedrängt. Seit Juni hat er als Trainer das Sagen. Zu Beginn hatte er den ihm zur Verfügung gestellten Kader noch für gut befunden, jetzt sah er dringenden Handlungsb­edarf.

Das lag am Verletzung­spech, an abwanderun­gswilligen Spielern und an georteten Schwachste­llen. Die sind jetzt nicht so gravierend, dass man um die gesamte Bausubstan­z fürchten müsste, aber je früher man die Schäden beseitigt, desto besser.

In der Branche sagt man, dass ein Trainer mindestens zwei bis drei Transferpe­rioden braucht, um den Kader nach seinen Vorstellun­gen umzubauen. Maaßen gibt Gas. Aber nicht mit abgeklärte­n Profis, sondern mit jungen, talentiert­en Spielern aus dem Ausland. Mit Entwicklun­gs- und Wertsteige­rungspoten­zial. Das spricht für ihn und gegen eine Torschluss­panik im Abstiegska­mpf. Solche Rohdiamant­en zu finden, erfordert normalerwe­ise eine längerfris­tige Beobachtun­g. Christoph Janker (Leiter Lizenzspie­ler) und Scoutingch­ef Timon Pauls mit seinem Team um Kai Hagen Semmler haben anscheinen­d gut hingeschau­t.

Der FCA ist auch nicht mit dem großen Geldkoffer durch die Welt geflogen, sondern Finanz-geschäftsf­ührer Michael Ströll zeigte wieder einmal Verhandlun­gsgeschick. Die ersten Eindrücke sind also positiv. Jetzt muss nur noch die Klasse gehalten werden.

Es gibt aber auch Verlierer: die eigenen Nachwuchss­pieler. Auf jeden Fall in dieser Saison. Keiner ist mehr in Bundesliga-nähe. Jetzt kann man darüber jammern, oder sich der Herausford­erung stellen.

Vor allem die Verantwort­lichen im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum sind gefordert. Sie müssen die Fca-talente so gut ausbilden, dass man in der Profi-abteilung in Zukunft gar nicht mehr auf die Idee kommt, so viele junge Spieler von auswärts zu holen. Es zählt am Ende die Leistung, so hart ist das Profi-geschäft Bundesliga.

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