Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lokal Aspendos: Abschied nach 28 Jahren
Seit 1995 betrieb Nuh Kara die türkische Gastronomie in der Bahnhofstraße. Jetzt zieht er sich zurück. Einen Nachfolger gibt es bereits.
Das Licht ist aus, die lange Verkaufstheke leer. Wo sonst um diese Zeit bis zu 40 Gäste gleichzeitig türkische Spezialitäten gegessen haben, ist an diesem Mittag nur ein Mann: Nuh Kara. Der Betreiber des Aspendos in der Augsburger Bahnhofstraße packt gerade ein paar letzte Dinge zusammen. „Tja, jetzt ist Schluss“, sagt er und klingt dabei so, als könnte er das selbst noch nicht ganz glauben.
Kara verabschiedet sich in diesen Tagen nach 28 Jahren von seinem Lokal.
Das Aspendos war ein Familienbetrieb. Kara, seine Frau, seine Tochter und sein Sohn arbeiteten Hand in Hand. In Augsburg war das türkische Lokal dafür bekannt, dass hier der Chef selbst den Döner zubereitet. „Das war immer meine Aufgabe“, sagt Kara. Er ist sichtlich stolz – auf seine Arbeit, auf das, was er sich aufgebaut hat, und auf seine Familie. „Wir haben alles selbst gemacht“, betont Kara. Linsensuppe, gefüllte Aubergine, türkische Pizza: Seine Frau bereitete die traditionellen türkischen Gerichte zu, die Kinder halfen in der Küche und im Verkauf. Die Kundinnen und Kunden der Karas waren Geschäftsleute, Familien und viele, die auf dem Weg zum Augsburger Hauptbahnhof noch kurz einen Imbiss nehmen wollten. Jetzt zwängen ihn und seine Frau die Gesundheit zum Aufhören. „Es geht nicht mehr – und es muss auch nicht mehr gehen. Wir sind mittlerweile beide Anfang 70.“
In Augsburg fühlt sich Kara schon lange zu Hause. Als junger Mann, mit gerade einmal 17 Jahren, verließ er seine türkische Heimat, um ein neues Leben in Deutschland zu beginnen. Zwischenzeitlich zog es ihn noch einmal zurück, dann ein paar Jahre nach Memmingen, seit 1975 lebt er in Augsburg. Zunächst allein. Erst vier Jahre später kam Karas Familie nach. „Die Zeit ohne sie war nicht leicht“, erinnert sich der heute 72-Jährige. Dann lacht er: „Jetzt wollen Kinder und Enkel nicht mehr weg. Ich bleibe dann wohl auch.“Kara will sich nun „ein bisschen ausruhen“, wie er sagt, seinen Garten genießen und vielleicht auch einen längeren Urlaub machen. Das sei in den vergangenen knapp 30 Jahren nicht möglich gewesen.
Ein Nachfolger für das Aspendos ist bereits gefunden. Der wolle das Lokal zunächst mit dem gewohnten Angebot fortführen, so Kara. Weil der Mann aus Pakistan sei, seien aber auch Einflüsse aus seiner Heimat zu erwarten.