Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wohnraum neu gedacht
Ein immer knapperes Angebot an Wohnungen oder Häusern und wenig Neubau, der nachkommt: Der Bedarf an neuen Konzepten steigt. Das führt auch zu kreativen Ansätzen, um das Problem zu lösen.
Allein in den letzten zehn Jahren hat sich die Lage auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt deutlich verschärft. Ein Faktor, der dazu beiträgt, ist unter anderem der Bedarf nach flexiblerem Wohnraum und der Trend zu Singlehaushalten. Lag der durchschnittliche Wohnraum pro Person im Jahr 2000 noch bei 39,5 Quadratmetern, stellt das Statistische Bundesamt für 2021 eine Fläche von 47,7 Quadratmetern fest. Eine Steigerung von fast 21 Prozent. Dazu kommt, dass die gestiegenen Flächen, die für das Wohnen aufgewendet werden, nicht nur auf den Wohnraum selbst entfallen. Auch Erschließungsstraßen oder Infrastrukturen wie Abwasserbeseitigungsanlagen oder Grünflächen, die zu Grundstücken gehören, kommen dazu. Das führt nicht nur zu einem erhöhten Energieaufwand, sondern versiegelt auch gleichzeitig freie Flächen. Die Konsequenz: Der verfügbare Raum wird besonders in Städten und Ballungszentren knapp. Eine Studie der Technischen Universität Darmstadt beschäftigte sich bereits 2019 mit den Potenzialen des urbanen Wohnens und der zukünftigen Entwicklung. Denn bereits damals zeigte sich, dass der verfügbare Raum immer weniger wurde und Alternativlösungen hermussten. Die Devise: ersetzen, umnutzen, aufstocken.
Methoden gegen Wohnraumknappheit: schmaler, größer, höher
Die Möglichkeiten, der Wohnraumknappheit entschieden entgegenzuwirken, hängen dabei stets von der Ursprungsimmobilie ab. Eine Umnutzung ist beispielsweise bei Bürogebäuden oder sogar Parkhäusern möglich. Dabei gilt: Je weniger Innenstruktur das Gebäude hat, desto einfacher wird das Prozedere. Es können beispielsweise Grundrisse neu entwickelt werden, was auch zur Wirtschaftlichkeit beiträgt. Denn die Entkernung gestaltet sich dann einfacher. Innerstädtische Verdichtung kann jedoch auch auf einem Parkplatz geschehen. Die Studie der TU Darmstadt zieht hierfür das Beispiel von Gebäuden des Einzelhandels oder Discountern heran. Diese Gebäudekategorie ist durch ihre Bauweise beispielsweise nicht für eine Umnutzung geeignet, lässt sich jedoch nach oben aufstocken und mit Neubauten in eine dichtere Infrastruktur einbinden. Das Aufstocken ist die wohl bekannteste Methode, die die Studie anführt: Auf ein bereits bestehendes Gebäude werden einfach noch ein paar Stockwerke draufgepackt. Das ist natürlich immer von der vorhandenen Bausubstanz abhängig, ob dieses Verfahren angewendet werden kann. Es führt jedoch zu einer möglichen Verdichtung des Wohnraums und kann eine Lösung für das Platzproblem bieten, das besonders in verschiedenen Ballungszentren herrscht. ■