Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So kommt die neue Fußgängerzone an
Zum 1. Mai wurde die nördliche Maxstraße zur Fußgängerzone. Bei Passanten kommt die autoarme Strecke gut an – doch es gebe auch Verbesserungsbedarf.
Autos raus, Lebensgefühl rein: Mit Bäumen, Sitzbänken und einer „autofreien“Zone soll die Aufenthaltsqualität in der Augsburger Maxstraße verbessert werden. Seit dieser Woche ist die Straße zwischen Herkulesbrunnen und Merkurbrunnen für den Straßenverkehr gesperrt – zumindest weitestgehend. Danach soll der Stadtrat entscheiden, ob die erweiterte Fußgängerzone dauerhaft bleibt. Wie kommt der Versuch bei den Augsburgern an? Ist die Maxstraße jetzt gemütlicher oder fühlen sich die Passantinnen und Passanten verloren? Ein Stimmungsbild nach knapp einer Woche.
Marc Thiede steht am Rand der Maximilianstraße. Er ist extra hergekommen, um sich den Verkehrsversuch anzuschauen. Sein erster Eindruck: „Ich würde es nicht als Fußgängerzone wahrnehmen.“Noch seien ihm zu viele Autos auf der Prachtstraße unterwegs. Thiede freut sich aber, dass es irgendwann ruhiger und grüner werde. Normalerweise sehe er viele Menschen auf- und abfahren, die mit ihrem Auto posen wollen. Er ist froh, dass dies mit dem Verbot nun erledigt sei. Insgesamt ist der 35-Jährige mit der Situation zufrieden – doch er will mehr: Die gesamte Maxstraße, sagt er, soll autofrei werden.
Nicht weit entfernt sitzt Gitti Aumann mit einer Freundin auf einer der neuen Holzbänke und genießt ein Eis. Auf die Frage, wie ihr die autofreie Maxstraße gefalle, antwortet sie: „Dass hier keine Autos mehr fahren dürfen, stört mich nicht.“Sie sehe die autofreie Zone positiv, aber wünsche sich, dass es noch gemütlicher werde. Aus der Prachtstraße könnte noch mehr gemacht werden. Die 57-Jährige fände es beispielsweise schön, wenn die Außengastronomie ihre Flächen ausweite. Noch mehr Begrünung und weitere Holzbänke seien wünschenswert. Die Stadt Augsburg plant tatsächlich, den Gastronomen an der Prachtmeile mehr Fläche zu genehmigen, einige Lokale haben sich auch bereits in Richtung Straßenmitte ausgebreitet. Ob sie allerdings auch mehr Tische bewirten können, muss sich herausstellen. In der Gastronomie ist das Personal knapp, manche Lokale überlegen deshalb laut Auskunft der Stadt, an zusätzlichen Tischen vielleicht nur Getränke anzubieten.
Zwei Studentinnen haben es sich auf einer Holzbank gegenüber den Fuggerhäusern bequem gemacht. Nach der Arbeit haben sie sich zum Kaffee an der Maxstraße getroffen. Während des Gesprächs fahren einige Autos in der Fußgängerzone entlang. Geahndet wurde das in dieser Woche noch nicht, ab nächster Woche sollen Bußgelder verhängt werden. Dass die autofreie Zone bereits gilt, hat Hanna Neumeier noch gar nicht bemerkt. Trotzdem sagt die 20-Jährige: „Ich finde das Projekt cool. Für mich gehört die Maxstraße zu Fußgängerzonen dazu.“Ihre Freundin Lena Paulsteiner sieht es ähnlich. „Ich komme vom Dorf und für mich ist es sehr angenehm, wenn auch hier weniger Verkehr ist“, so die 19-Jährige. Besonders die langen Holzbänke gefallen ihr gut. Sie seien ein Grund, warum sie nun öfter an die Maxstraße käme.
Auch bei Touristen scheint die autofreie Straße ein gutes Bild zu hinterlassen. Michael Kienast und seine Lebenspartnerin Renate
Mink kommen aus Kassel und sind zum ersten Mal in Augsburg. Sie sitzen gegenüber den Fuggerhäusern, um sich die historischen Gebäude anzuschauen. „Ich finde das Ganze sehr schick“, sagt der 55-Jährige. „So kann ich mich viel besser auf die Sehenswürdigkeiten konzentrieren.“Kienast empfindet hier eine ruhige und angenehme Atmosphäre. Als hätte er einen Info-flyer
der Stadt Augsburg zur autofreien Straße gelesen, resümiert der Tourist: „Für mich bedeutet die autofreie Straße mehr Aufenthaltsqualität.“
Und wie kommt die autofreie Zone bei den Eltern an? Marcel Laurent war mit seinem Kind beim Arzt und schaut sich nun noch ein wenig um. „Der Verkehr ist viel ruhiger geworden.“Dass trotzdem einige Autos durchfahren, stört ihn nicht. Vor allem mit Kinderwagen sei es an der Maxstraße jetzt entspannter. Vater Tim Eidam sieht es ähnlich. Gerade hat er sich mit seiner Tochter ein Eis geholt und die Straße beobachtet. „Dass hier keine Autos mehr fahren dürfen, macht die Gegend lebenswerter.“Der 31-Jährige stellt aber auch fest, dass man noch kaum Personen auf der Straße sieht. „Für viele ist die neue Situation noch ungewohnt. Es wird dauern, bis das bei allen durchgesickert ist.“
Für eine Pause hat sich Peter Eberle an die Maxstraße gesetzt. Er sieht den Versuch ambivalent. „Seit nicht mehr so viele Autos über das Kopfsteinpflaster fahren, ist es ruhiger und angenehmer. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Stück nun die Massen anziehen wird.“Die Zweifel der Geschäftsleute seien seiner Ansicht nach berechtigt. Eberle kenne Leute, die wegen der komplizierten Parksituation zum Einkaufen nicht mehr in die Stadt kämen. Auch Ivan Demidov, 32, hat zum Pilotversuch eine zwiespältige Meinung. „Ich liebe es, hier spazieren zu gehen, und freue mich über das Projekt.“Eine Fußgängerzone sei das für ihn aber noch nicht. Aber: „Die Bäume und die Bänke sind ein guter Anfang.“
Mit dem Kinderwagen ist es jetzt entspannter