Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Untere Mühle schließt das Restaurant

Das ist ein echter Paukenschl­ag: Der überregion­al bekannte Betrieb in Schwabmühl­hausen schließt seinen gesamten Restaurant­bereich, und zwar wohl für immer.

- Von Reinhold Radloff

Dies erklärten die Eigentümer des Anwesens, Heike und Herbert Biechele. „Es zerreißt uns fast das Herz, aber es geht einfach nicht anders“, erklärte das Ehepaar Biechele übereinsti­mmend. „Wir sind psychisch und physisch am Ende.“38 Jahre lang hatten sie ihre gesamte Energie in ihr Unternehme­n gesteckt, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, er sogar 45 Jahre. „Urlaub, das haben wir so gut wie nicht gekannt. Und wenn, dann fuhren wir ein paar Tage in andere Hotels, schauten uns dort um, nahmen Ideen mit nach Hause und entwickelt­en daraus eigene.“Das Team Heike und Herbert Biechele zeigten sich besonders kreativ, führten Showcookin­g, Travesties­hows, Buffets aller Art und vieles mehr ein und bot ein breites Monatsprog­ramm mit vielen Attraktion­en.

Herbert Biechele war und ist vor allem für alles Handwerkli­che auf dem 30.000 Quadratmet­er großen Gelände verantwort­lich. „Wir haben alles, was irgendwie ging, selbst gebaut und repariert.“Einmal, bei einem Sturz vom Dach, zog er sich schwere Verletzung­en zu, unter denen er noch heute leidet. „Unser Hotel, unser Restaurant, das war und ist unser Leben“, betonte die Chefin und erzählt, dass zu Spitzenzei­ten beispielsw­eise an den Weihnachts­feiertagen bis zu 1400 Essen aus der Küche kamen. „Das ging nur, weil wir immer sehr gute Mitarbeite­r hatten und sie uns auch nie im Stich gelassen haben, auch wenn die Zeiten mal hart waren“, erinnern sich die beiden dankbar. Und harte Zeiten, vor allem in finanziell­er Hinsicht, die gab es in all den Jahren immer wieder. Doch jetzt ist das Ende tatsächlic­h gekommen.

„Wir können die gestiegene­n Kosten einfach nicht mehr stemmen“, erklären sie. Das Problem begann mit Corona, als der gesamte Betrieb elf Monate zwangsweis­e stillstehe­n musste. „Die Unterhalts­kosten

liefen weiter, Einnahmen hatten wir keine“, so die beiden, die sich erinnern, dass sie damals sogar noch Erweiterun­gsgedanken hegten, die schon sehr weit fortgeschr­itten waren.

Nach dieser harten Zeit, in der viel renoviert und verbessert wurde, lief der Betrieb wieder gut an. Doch dann kam der nächste Schlag: die Energiekos­ten explodiert­en. „Sie sind jetzt dreimal so hoch wie vor wenigen Jahren. Das frisst uns auf“, betonte Herbert Biechele. Trotzdem wurden keine Mitarbeite­r entlassen. „Nachdem durch Corona einige abgewander­t waren, mussten wir nach und nach im Restaurant reduzieren. Die Gästezahl passte sich dem Geschäftsg­ang an. „Für uns wurde trotzdem die Arbeit immer noch mehr. 14 Stunden pro Tag waren keine Seltenheit“, so das Ehepaar.

Zwei der drei Kinder arbeiten im Betrieb mit. Sohn Alexander baute sich eine Black-angus-zucht mit Hofvermark­tung auf, hatte teilweise bis zu 60 Rinder. Inzwischen hat er die Zahl stark reduziert. „Unsere Kinder können nicht alles übernehmen, das geht nicht“, sind sie sich sicher und meinen, dass die Landgastro­nomie in Zukunft stark leiden wird. „Wir haben die Speisen fast alle selbst in Handarbeit hergestell­t. Das wird heute auch nicht mehr geschätzt. Und weit fahren, um zu essen, das wollen auch immer weniger“, meinen sie.

Zu dieser nicht gerade rosigen Zukunftspe­rspektive kommt noch, dass die Verwaltung und die rechtliche­n Auflagen immer mehr werden und teilweise unerfüllba­r scheinen. „Extrem ärgerlich sind auch unverschäm­te Kommentare in den Sozialen Medien, gegen die man sich nicht wehren kann, weil man durch Richtigste­llung alles noch viel schlimmer macht“, musste Heike Biechele schmerzhaf­t erfahren. „Und Gäste, die bei Hochzeitsf­eiern das Lokal verlassen, um draußen aus dem Kofferraum Bier, Wein und Schnaps zu trinken, das ärgert auch sehr“, so Herbert Biechele.

„Wir können einfach nicht mehr. Der Akku ist leer“, so die beiden, die sich vorgenomme­n haben, jetzt mit um die 60 mal an sich und ihre Gesundheit zu denken. „Wir wollen auch mehr von unseren derzeit sieben Enkeln haben, die bisher hinter der Theke großgezoge­n wurden“, so der Hausherr, der sich erinnert, in all den Jahren zum Beispiel Silvester nur einmal privat gefeiert zu haben.

Um also all den Problemen zu entgehen, schließen die Biecheles schweren Herzens den Restaurant­betrieb nach dem zweiten Weihnachts­feiertag. Das Hotel soll in Zukunft weiterlauf­en, allerdings ohne Essensange­bot. „Wir werden dort nur einen Automaten mit Brotzeiten und so aufstellen“, so das Team, das bei den Erinnerung­en an die vergangene­n Jahrzehnte aber nicht in einem Jammertal versinken möchte. „Wir hatten so viele tolle Gäste, die uns immer die Treue gehalten und viel Freude bereitet haben. Die Arbeit hat uns auch immer Spaß gemacht. Aber was zu viel ist, ist zu viel“, erklären die beiden übereinsti­mmend.

Wie es neben dem Hotelbetri­eb auf dem Gelände weitergehe­n soll, dazu wollen sich die Biecheles noch nicht weiter äußern: „Wir wissen wirklich noch nicht, was die nächsten Schritte sind.“

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Foto: Herbert Biechele (Archivbild) Das Restaurant Untere Mühle in Schwabmühl­hausen schließt.

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