Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Untere Mühle schließt das Restaurant
Das ist ein echter Paukenschlag: Der überregional bekannte Betrieb in Schwabmühlhausen schließt seinen gesamten Restaurantbereich, und zwar wohl für immer.
Dies erklärten die Eigentümer des Anwesens, Heike und Herbert Biechele. „Es zerreißt uns fast das Herz, aber es geht einfach nicht anders“, erklärte das Ehepaar Biechele übereinstimmend. „Wir sind psychisch und physisch am Ende.“38 Jahre lang hatten sie ihre gesamte Energie in ihr Unternehmen gesteckt, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, er sogar 45 Jahre. „Urlaub, das haben wir so gut wie nicht gekannt. Und wenn, dann fuhren wir ein paar Tage in andere Hotels, schauten uns dort um, nahmen Ideen mit nach Hause und entwickelten daraus eigene.“Das Team Heike und Herbert Biechele zeigten sich besonders kreativ, führten Showcooking, Travestieshows, Buffets aller Art und vieles mehr ein und bot ein breites Monatsprogramm mit vielen Attraktionen.
Herbert Biechele war und ist vor allem für alles Handwerkliche auf dem 30.000 Quadratmeter großen Gelände verantwortlich. „Wir haben alles, was irgendwie ging, selbst gebaut und repariert.“Einmal, bei einem Sturz vom Dach, zog er sich schwere Verletzungen zu, unter denen er noch heute leidet. „Unser Hotel, unser Restaurant, das war und ist unser Leben“, betonte die Chefin und erzählt, dass zu Spitzenzeiten beispielsweise an den Weihnachtsfeiertagen bis zu 1400 Essen aus der Küche kamen. „Das ging nur, weil wir immer sehr gute Mitarbeiter hatten und sie uns auch nie im Stich gelassen haben, auch wenn die Zeiten mal hart waren“, erinnern sich die beiden dankbar. Und harte Zeiten, vor allem in finanzieller Hinsicht, die gab es in all den Jahren immer wieder. Doch jetzt ist das Ende tatsächlich gekommen.
„Wir können die gestiegenen Kosten einfach nicht mehr stemmen“, erklären sie. Das Problem begann mit Corona, als der gesamte Betrieb elf Monate zwangsweise stillstehen musste. „Die Unterhaltskosten
liefen weiter, Einnahmen hatten wir keine“, so die beiden, die sich erinnern, dass sie damals sogar noch Erweiterungsgedanken hegten, die schon sehr weit fortgeschritten waren.
Nach dieser harten Zeit, in der viel renoviert und verbessert wurde, lief der Betrieb wieder gut an. Doch dann kam der nächste Schlag: die Energiekosten explodierten. „Sie sind jetzt dreimal so hoch wie vor wenigen Jahren. Das frisst uns auf“, betonte Herbert Biechele. Trotzdem wurden keine Mitarbeiter entlassen. „Nachdem durch Corona einige abgewandert waren, mussten wir nach und nach im Restaurant reduzieren. Die Gästezahl passte sich dem Geschäftsgang an. „Für uns wurde trotzdem die Arbeit immer noch mehr. 14 Stunden pro Tag waren keine Seltenheit“, so das Ehepaar.
Zwei der drei Kinder arbeiten im Betrieb mit. Sohn Alexander baute sich eine Black-angus-zucht mit Hofvermarktung auf, hatte teilweise bis zu 60 Rinder. Inzwischen hat er die Zahl stark reduziert. „Unsere Kinder können nicht alles übernehmen, das geht nicht“, sind sie sich sicher und meinen, dass die Landgastronomie in Zukunft stark leiden wird. „Wir haben die Speisen fast alle selbst in Handarbeit hergestellt. Das wird heute auch nicht mehr geschätzt. Und weit fahren, um zu essen, das wollen auch immer weniger“, meinen sie.
Zu dieser nicht gerade rosigen Zukunftsperspektive kommt noch, dass die Verwaltung und die rechtlichen Auflagen immer mehr werden und teilweise unerfüllbar scheinen. „Extrem ärgerlich sind auch unverschämte Kommentare in den Sozialen Medien, gegen die man sich nicht wehren kann, weil man durch Richtigstellung alles noch viel schlimmer macht“, musste Heike Biechele schmerzhaft erfahren. „Und Gäste, die bei Hochzeitsfeiern das Lokal verlassen, um draußen aus dem Kofferraum Bier, Wein und Schnaps zu trinken, das ärgert auch sehr“, so Herbert Biechele.
„Wir können einfach nicht mehr. Der Akku ist leer“, so die beiden, die sich vorgenommen haben, jetzt mit um die 60 mal an sich und ihre Gesundheit zu denken. „Wir wollen auch mehr von unseren derzeit sieben Enkeln haben, die bisher hinter der Theke großgezogen wurden“, so der Hausherr, der sich erinnert, in all den Jahren zum Beispiel Silvester nur einmal privat gefeiert zu haben.
Um also all den Problemen zu entgehen, schließen die Biecheles schweren Herzens den Restaurantbetrieb nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag. Das Hotel soll in Zukunft weiterlaufen, allerdings ohne Essensangebot. „Wir werden dort nur einen Automaten mit Brotzeiten und so aufstellen“, so das Team, das bei den Erinnerungen an die vergangenen Jahrzehnte aber nicht in einem Jammertal versinken möchte. „Wir hatten so viele tolle Gäste, die uns immer die Treue gehalten und viel Freude bereitet haben. Die Arbeit hat uns auch immer Spaß gemacht. Aber was zu viel ist, ist zu viel“, erklären die beiden übereinstimmend.
Wie es neben dem Hotelbetrieb auf dem Gelände weitergehen soll, dazu wollen sich die Biecheles noch nicht weiter äußern: „Wir wissen wirklich noch nicht, was die nächsten Schritte sind.“