Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Dolomiti ist in Göggingen eine Institutio­n

Die Eisdiele in dem Stadtteil gibt es seit 1968. Michele Pais de Mori wurde in dieses Geschäft hineingebo­ren. Wie er aktuell die Lage in der Gastronomi­e bewertet.

- Von Wolfgang Langner

„Gelati, Gelati“. In den 1960er und 1970er Jahren war der Eisverkäuf­er nicht zu überhören. Mit einem dreirädrig­em Wagen, der immer aussah, als würde er in der nächsten Kurve zusammenbr­echen, fuhr der Italiener stolz durch die Straßen. Als Kind hatte man so etwas wie eine innere Uhr und wusste fast immer, wann der „Gelatiere“im Wohnungsvi­ertel ankommt. Heute sind die Karren mit drei Rädern aus dem Stadtbild völlig verschwund­en. Im Eiscafé Dolomiti in Göggingen steht noch ein solches Gefährt. Es kommt einmal im Jahr zum Einsatz.

Gelegentli­ch verirren sich lediglich noch modernere Eiswagen an die Badeseen. Allerdings einmal im Jahr kann man im Augsburger Stadtteil Göggingen dieses Gefährt immer noch bestaunen. Bei der „italienisc­hen Nacht“, die meistens im Juni stattfinde­t, steht das Ehepaar Simona Bargero und Michele Pais de Mori da mit ihrem Dreirad und verkauft ihr Eis. Wer in Göggingen oder in der Umgebung wohnt, kennt das italienisc­he Paar. Seit 2007 betreiben die beiden das Eiscafé Dolomiti und für beide ist Eis nicht nur ein Geschäft, sondern auch eine Leidenscha­ft.

Pais de Mori kann sich überhaupt nicht vorstellen, etwas anderes zu machen, als Eis zu verkaufen: „Ich stamme aus einer traditione­llen Eisverkäuf­er-familie.“Er sei praktisch reingebore­n. Schon der Großvater hätte nach dem 2. Weltkrieg in Wien eine Eisdiele betrieben: „Später betrieb mein Vater eine Eisdiele in Mannheim und er durfte dort auch die amerikanis­chen Kasernen beliefern. Das durfte damals nicht jeder. Wir hatten später auch in Dortmund oder in Willingen (Sauerland) eine Eisdiele.“

In Göggingen ist das Dolomiti so bekannt wie das Kurhaus. 1968 wurde die Eisdiele eröffnet. Seit Pais de Mori und seine Frau das Geschäft übernommen haben, hat sich vieles geändert. Damals war

das Café Demharter der unmittelba­re Nachbar des Dolomiti. 2016 konnte dann Pais de Mori das Demharter erwerben. Es wuchs zusammen, was zusammen gehört.

„Wir haben natürlich auch einiges riskiert. Es war ja eine große Investitio­n. Wir haben alles saniert und neu eingericht­et.“

Im Dolomiti läuft es. Die Terrasse

ist vor allem im Sommer fast immer besetzt. An heißen Tagen sind die Schlangen lang beim freien Eisverkauf. Zudem bietet das Paar unregelmäß­ig an Sonntagen einen Brunch an. Dabei sind die Zeiten nicht gerade einfach. Nachdem während der Coronazeit die Gastro-mehrwertst­euer für das Verzehren vor Ort von 19 auf sieben Prozent gesenkt wurde, gelten seit 2024 wieder die früheren 19 Prozent. „Wir merken das natürlich und müssen täglich kämpfen. Betriebsko­sten und Rohstoffe sind alle teurer geworden.“Man wolle sich nicht beschweren, das betreffe die gesamte Gastronomi­e. Eines hat sich allerdings in all den Jahren nicht geändert, und zwar die favorisier­ten Eissorten. „In Laufe der Jahre kamen immer mehr spezielle Eissorten auf den Markt. Es kommt immer etwas Neues, aber die Kunden schätzen nach wie vor die klassische­n Sorten wie Schoko, Vanille oder Erdbeere.“

Pais de Mori, der in Mannheim aufgewachs­en ist, stammt aus Auronzo di Cadore. „Das ist bei den Drei Zinnen in den Dolomiten“, sagt der 52-Jährige. Seine Frau kommt aus dem Piemont, bekannt

Der Chef stammt aus den Dolomiten.

für Kirschen und als Weingegend. Aber auch Simona Bargero kam frühzeitig mit Deutschlan­d in Berührung. Sie hat in Würzburg Fremdsprac­hen studiert.

Jedes Jahr ab Ende November wird das Dolomiti geschlosse­n und meist ab März wieder eröffnet. In dieser Zeit geht es in die Heimat. „Wir erledigen dann alles, was zu Hause anfällt oder angefallen ist, und machen dann auch ein paar Tage Urlaub.“In diesem Winter verbrachte das Ehepaar ein paar Tage auf Madeira. „Da kommen wir dann ein wenig zur Ruhe“, meint Pais de Mori. Göggingen ist schon längst zur zweiten Heimat geworden. „Da haben wir uns gleich heimisch gefühlt und viele neue Freunde gefunden. Mehr deutsche als italienisc­he“, lacht Pais de Mori. Für Hobbys bleibt den beiden nur wenig Zeit. Doch ein Vergnügen lässt er sich nicht nehmen: „Wenn ich Gelegenhei­t habe, fahre ich kleine Touren auf meiner Vespa.“Fährt da die Frau auch mit? Pais de Mori grinst: „Eher nicht. Die liest dann lieber.“

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Foto: Annette Zoepf Michele Pais de Mori ist Chef im Eiscafe Dolomiti in Göggingen.

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