Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lug und Betrug auf der Bühne
Schockanruf, falscher Polizist oder Überweisungsbetrug: Die Kriminalpolizei Augsburg gibt Tipps, wie man nicht auf Betrügereien hereinfällt.
„Sie haben 39.000 Euro gewonnen!“Was im ersten Moment verlockend klingt, ist eine von vielen gängigen Betrugsmaschen. Um Seniorinnen und Senioren aufzuklären und zu schützen, veranstaltete das Neue Theater Mering in Kooperation mit dem Seniorenbeirat und der Kriminalpolizei Augsburg das Theater „Lug und Betrug“in Hochzoll. Kriminalhauptkommissarin Barbara Macheiner erklärte unter anderem, warum die Opfer nach einem solchen Anruf meistens mehrere Hundert Euro ärmer sind und wie sich das verhindern lässt.
Die insgesamt sechs Szenen spielen in einem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer. Vorgeführt wurden die Phänomene Handwerkertrick, Schockanruf, Gewinnmitteilung, Zetteltrick, Überweisungsbetrug und falscher Polizist. Die Gruppe vom Neuen Theater Mering war besetzt mit Barbara Schwab-melcher, Brigitte Löprich, Manuela Adling, Thilo Paulin und Christian Schnappinger.
Das erste Stück beginnt mit einem Klingeln an der Tür. „Guten Tag, ich bin von der Firma Reinfall. Es gab einen Wasserrohrbruch und ich müsste bei Ihnen den Wasserdruck prüfen.“Dankbar bittet Herr Schmidt den vermeintlichen Handwerker herein. Durch die offenstehende Tür schlüpft ein Gauner hinter den beiden in die Wohnung. Zielgerichtet steuert er den Wohnzimmerschrank an und wird gleich fündig. Mit der Geldkassette verschwindet der Betrüger unbemerkt aus der Wohnung.
Macheiner klärte auf: In solchen Situationen sei es besonders wichtig, zuerst durch eine Sprechanlage oder die geschlossene Tür mit dem Besucher zu kommunizieren und nach seinem Anliegen zu fragen.
„Das Wasserwerk wird auch nie einfach so zu Ihnen nach Hause kommen“, warnte sie. Außerdem sei es wichtig, Wertsachen immer in einem verankerten Tresor aufzubewahren. „Ein Wandschrank oder die Socken hinter dem Bettpfosten sind kein sicheres Versteck!“
In einer weiteren Szene bekommt Herr Schmidt einen Anruf eines falschen Polizisten. Dieser warnt vor einem Einbrecher, der in der Nachbarschaft unterwegs sein soll. Der alte Herr müsse umgehend alle Türen und Fenster verriegeln. Nach einiger Zeit ruft der Beamte erneut an und fragt, ob
Herr Schmidt Geld oder Schmuck zu Hause habe. Als dieser bejaht, schlägt der Polizist vor: „Packen Sie am besten alles in einen Umschlag. Meine Kollegin wird diesen bei Ihnen zu Hause abholen und sicher aufbewahren, bis die Gefahr vorüber ist.“„Denken Sie wirklich, ein Einbrecher schreibt sich eine
Liste, wo er heute einbrechen möchte, und übergibt diese dann an uns?“, fragte Macheiner in die Runde. Die Polizei würde zudem niemals Geld für Bürgerinnen und Bürger aufbewahren.
Auch aus den restlichen Stücken konnten die Anwesenden hilfreiche Tipps mitnehmen: „Telefonnummern können immer vorgeschaltet werden. Dann sieht es so aus, als käme der Anruf wirklich von der Polizei“, erklärte Macheiner. Zudem warnte sie davor, Kontonummern preiszugeben, fremde Dateien zu öffnen oder zu einfache Passwörter für das Onlinebanking zu verwenden.
Die Geschäftsführerin des Seniorenbeirats Susanne Zimmermann war begeistert von der Umsetzung. „Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit der Kriminalpolizei Augsburg zum Thema Kriminalität an Senioren zusammen“, erklärte sie. Zusammen mit dem Neuen Theater Mering habe die Veranstaltung dieses Jahr zum ersten Mal in Augsburg stattgefunden und wurde unter der Schirmherrschaft des Ordnungsreferenten der Stadt Augsburg, Frank Pintsch, aufgeführt. Es steht auch schon der nächste Termin fest: Am 18. Juni startet das Theater in eine zweite Runde.
Seit Oktober 2021 arbeitet die Polizei mit einer anderen Theatergruppe zusammen und veranstaltet zahlreiche Informationstage. Aufgrund des hohen Aufwands des aktuellen Stückes habe diese Gruppe jedoch aufgehört.
„Auf das Neue Theater Mering sind wir durch Empfehlungen gekommen“, erzählt Macheiner. Anfragen und Interessenten von anderen Laientheatern seien aber auch weiterhin herzlich willkommen.
Die Veranstaltung verzeichnete große Erfolge. Mit 130 Leuten war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Selbst in der Pause drängten sich Seniorinnen und Senioren um die Infostände und stellten ihre Fragen an die Polizeibeamten.
„Die Veranstaltung war wirklich toll und alles ist auch menschlich gut rübergekommen“, lobte Elfriede Förg. Die 59-Jährige ist selbst schon einmal beinahe auf einen falschen Notar hereingefallen. „Ich will mich jetzt auf jeden Fall noch besser informieren. Gerade mit Onlinebanking habe ich noch keine Erfahrungen.“Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am Montag, 15. April, in der Stadtsparkasse Augsburg bei der Veranstaltung „Keine Angst vor Onlinebanking“.