Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Musterschü­ler muss nachsitzen

Unter Trainer Jess Thorup hatte Pep Biel beim FC Kopenhagen seine bisher beste Zeit. Darum musste der Spanier nicht lange überlegen, als der FCA ihn von Olympiakos Piräus ausleihen wollte. Doch mit der Bundesliga fremdelt er noch.

- Von Robert Götz

Der Jubel von Pep Biel fiel nicht gerade

überschwän­glich aus. Auch wenn sein Treffer zum 4:1-Endstand beim Testspiel gegen die Spvgg Greuther Fürth sein erstes Tor im Trikot des FC Augsburg war. „Es war zwar nur ein Testspiel, also eigentlich nur eine weitere Trainingse­inheit mehr für mich, aber trotzdem schon irgendwie besonders“, sagt der 27-jährige Spanier ein paar Tage später beim Interview. „Jetzt hoffe ich, dass ich auch bald mein erstes Tor in der Bundesliga erziele.“

Erst am vorletzten Tag der Wintertran­sferperiod­e hatte der FC Augsburg den Offensivsp­ieler vom griechisch­en Rekordmeis­ter Olympiakos Piräus ausgeliehe­n. Es war eine Vorsichtsm­aßnahme. „In diesem Moment wussten wir ja nicht, was Ruben (Vargas) macht, ob er wechselt. Und Pep ist vielseitig, kann auf mehreren Positionen eingesetzt werden“, sagt Fca-trainer Jess Thorup. Für ihn war die Verpflicht­ung kein Risiko, kannte er Biel doch aus seiner Zeit als Trainer des FC Kopenhagen.

Der Start in der Bundesliga gestaltete sich für Biel, der mittlerwei­le in der Innenstadt eine Wohnung gefunden hat, allerdings holprig. In sieben Bundesliga­spielen wurde er fünfmal eingewechs­elt, blieb ohne Tor oder Assist. Damit waren weder er noch Trainer Thorup zufrieden. „Er war physisch nicht so gut wie erhofft. Wir haben zwei, drei Wochen gebraucht, um ihn athletisch aufzubauen, jetzt habe ich das Gefühl, es passt“, sagt Thorup. Das hat viel mit dem Fürth-spiel zu tun. Während Beljo und vor allem Michel dort blass blieben, ließ Biel neben seinem Tor auch seine Klasse in Dribblings aufblitzen. Biel scheint in Form zu kommen. Für seine körperlich­en Probleme hat er eine plausible Erklärung. „Ich kam hier nach Augsburg und hatte vier Wochen aufgrund einer Knieverlet­zung nicht trainiert. Diesen Rückstand musste ich aufholen und ich musste mich an dieses physische Spiel gewöhnen. Das Fürth-spiel war eine gute Belastungs­probe. Ich habe 90 Minuten gespielt und fühle mich jetzt bereit. Ich hoffe, dass ich jetzt mehr Spielzeit bekomme.“

Das könnte schon am Sonntag (15.30 UHR/DAZN) beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln der Fall sein. Torjäger Ermedin Demirovic fehlt gelbgesper­rt. Als erster Nachrücker wird Dion Beljo gehandelt, doch auch Biel scheint keine schlechten Karten zu haben. Auf jeden Fall bessere als Sven Michel.

Als die Anfrage des FCA kam, musste Biel nicht lange überlegen, um Piräus zu verlassen. Zwar ist der griechisch­e Rekordmeis­ter eine der Top-adressen in Griechenla­nd, doch gleichzeit­ig auch ein Chaos-klub mit einem hyperaktiv­en Besitzer. Nicht weniger als fünf Trainer erlebte der Linksfuß seit seinem Wechsel von Kopenhagen nach Piräus im Sommer 2020. Zuletzt saß er dann immer öfter auf der Bank. „Ich habe nicht aktiv nach einem Wechsel gesucht, aber ich hatte keinen guten Start in dieses Jahr“, sagt Biel im passablen Englisch. „Als das Angebot des FCA kam, habe ich mich damit beschäftig­t, und die Möglichkei­t, wieder unter Jess Thorup zu spielen, hörte sich gut an.“

Kopenhagen war 2019 mit 22 Jahren seine erste Auslandsst­ation nach diversen Wechseln innerhalb Spaniens. Als Thorup dort im November 2020 das Kommando übernahm, entwickelt­e sich der gebürtige Mallorquin­er zum Musterschü­ler. Zusammen wurden sie Meister. Am Schluss lautete Biels Bilanz in 78 Pflichtspi­elen unter Thorup: 26 Tore und 23 Vorlagen.

Jetzt muss er wieder lernen. Vor allem sich körperlich durchzuset­zen. „Die Bundesliga ist eine sehr physische Liga mit sehr guten Spielern“, sagt der erste Spanier beim FCA: „Der größte Unterschie­d liegt in der Intensität. Die Kluft zwischen den großen und kleinen Klubs in Griechenla­nd wird zwar kleiner, aber hier in der Bundesliga musst du jede Woche alles geben.“Dazu ist er bereit. Egal, wo ihn Thorup aufstellt. „Am liebsten spiele ich auf der Zehn hinter den Spitzen, aber ich kann auch etwas defensiver auf der Acht oder auch in einer Doppelspit­ze spielen. Ich bin da flexibel.“

Er könnte es sich vorstellen, längerfris­tig unter seinem Lieblingst­rainer zu arbeiten. Der FCA hat sich eine Kaufoption gesichert. Die soll bei vier Millionen Euro plus Bonus liegen. Ob der Klub sie wahrnimmt, kann Biel jetzt entscheide­nd beeinfluss­en. „Ich denke derzeit nicht so viel an die Zukunft, ich konzentrie­re mich auf das Hier und Jetzt. Aber ich würde mich freuen, wenn der FCA die Option ziehen würde.“Ein Startelfei­nsatz wäre ein gutes Argument.

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Erklärungs­bedarf: Fca-trainer Jess Thorup und Pep Biel nach dem Testspiel gegen die Spvgg Greuther Fürth.
Foto: Christian Kolbert Erklärungs­bedarf: Fca-trainer Jess Thorup und Pep Biel nach dem Testspiel gegen die Spvgg Greuther Fürth.

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