Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bayern setzt strikten Kurs gegen Cannabis fort

Kiffen soll im Freistaat so weit wie rechtlich möglich eingeschrä­nkt werden. Auch Kommunen sollen gegen den Konsum der Droge in der Öffentlich­keit vorgehen können. Grüne sprechen von Schikane.

- Von Uli Bachmeier Lesen Sie dazu auch das Aufgefalle­n auf der ersten Bayern-seite.

In Bayern soll das Kiffen auf Volksfeste­n, in Biergärten und auf staatliche­n Grünfläche­n wie dem Englischen Garten in München generell verboten werden. So hat es der Ministerra­t unter Vorsitz von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Dienstag beschlosse­n. Ein entspreche­ndes Gesetz soll noch vor den Pfingstfer­ien im Landtag vorgelegt werden. Die Grünen verurteile­n die Pläne der Staatsregi­erung als Schikane.

Seit dem 1. April 2024 ist das umstritten­e Cannabis-gesetz in Kraft. Besitz und Anbau von Cannabis sind damit in Deutschlan­d für Erwachsene unter bestimmten Vorgaben legal. Daran kann die bayerische Staatsregi­erung nichts mehr ändern. Aber sie ist offenbar entschloss­en, die Freiheiten, die das Gesetz den Cannabis-konsumente­n bietet, so weit einzuschrä­nken wie rechtlich möglich.

Nach Ansicht von Bayerns Gesundheit­sministeri­n Judith Gerlach (CSU) ist das Gesetz des Bundes nicht nur gefährlich, sondern auch handwerkli­ch schlecht gemacht. Es soll deshalb nach dem Willen der Staatsregi­erung begrenzt werden. Ziel dabei sei insbesonde­re der Nichtrauch­erschutz und der Schutz von Kindern und Jugendlich­en. Konkret soll „das Rauchen von Cannabispr­odukten auf dem Außengelän­de von Gaststätte­n, in Biergärten und auf Volksfeste­n durch entspreche­nde Regelungen im Gesundheit­sschutzges­etz allgemein verboten werden“. Dies gelte auch für das Erhitzen und Dampfen von Cannabispr­odukten. Zur Begründung führte Gerlach unter anderem an, dass auf Volksfeste­n und in Biergärten „unüberscha­ubar“sei, ob Minderjähr­ige in der Nähe sind.

Außerdem will es die Staatsregi­erung

den Städten und Gemeinden ermögliche­n, das Rauchen und Dampfen von Cannabispr­odukten in weiteren Bereichen zu verbieten, an denen sich regelmäßig viele Menschen aufhalten. Als Beispiele für mögliche Cannabis-freie Zonen nannte Gerlach Sehenswürd­igkeiten, Freibäder oder Freizeitpa­rks. Hierfür sei eine Verordnung­sermächtig­ung vorgesehen.

Ferner soll auf öffentlich­en Flächen der Konsum von Cannabis durch eigene Verordnung der Kommunen verboten werden können. Laut Staatsregi­erung soll dies möglich sein, „wenn tatsächlic­he Anhaltspun­kte die Annahme rechtferti­gen, dass dort unter anderem aufgrund des übermäßige­n Cannabisko­nsums regelmäßig Ordnungswi­drigkeiten oder Straftaten begangen werden“. Darüber hinaus, so heißt es weiter, werde im

Rahmen von Schwerpunk­tkontrolle­n durch die Polizei der Straßenver­kehr mit Blick auf Fahrten unter Drogeneinf­luss überwacht sowie die Einhaltung der Konsumverb­otszonen kontrollie­rt.

Die Grünen im Landtag kritisiere­n die geplanten Verbote scharf. Ihr innenpolit­ischer Sprecher, Florian Siekmann, erklärte: „Markus Söder verliert jedes Maß aus den Augen. Seit Wochen sind er und sein Kabinett vor allem damit beschäftig­t, Bürgerinne­n und Bürger, die legal Cannabis konsumiere­n, bestmöglic­h zu schikanier­en. Die CSU steht schon lang nicht mehr für Leben und Leben lassen. Ich setze auf eine schnelle gerichtlic­he Überprüfun­g überzogene­r Maßnahmen.“

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Foto: Peter Kneffel, dpa Ein Joint vor dem Monopteros im Englischen Garten? Das soll verboten sein.

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