Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Digitalrat fordert die Stadt zu mehr Tempo auf

Das Expertengr­emium, das die Politik in Augsburg berät, warnt den Stadtrat davor, Entwicklun­gen zu verschlafe­n. Das Thema sei existenzie­ll fürs nächste Jahrzehnt.

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Der Digitalrat, ein vom Stadtrat eingesetzt­es beratendes Gremium, fordert die Stadt zu mehr Entschloss­enheit bei der Digitalisi­erung auf. „Wir müssen mehr Tempo aufnehmen“, so Vorsitzend­er Richard Goerlich bei der Vorstellun­g eines Zwischenbe­richts im Stadtrat. Es genüge nicht, wenn die Verwaltung Anregungen in aller Ruhe „gegebenenf­alls bis zur Beschlussr­eife weiterentw­ickelt“, wie es der Abstimmung­svorschlag von Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle (CSU) vorsah. „Die Digitalisi­erung wartet nicht auf uns. Und die KI ist so weit, dass wir jetzt schon hinterherh­echeln“, so Goerlich. „Im Alltagsleb­en organisier­en wir unser Leben übers Handy mit Bezahlvorg­ängen durch Gesichtser­kennung. Die öffentlich­e Verwaltung ist ein anderer Planet.“

In dem Papier werden diverse Vorschläge gemacht, wie die Stadt digitaler werden kann. „Das Thema wird in den kommenden Jahren das entscheide­ndste werden. Jetzt entscheide­t sich, wo wir in zehn

Jahren stehen“, so Vize Fabian Ziegler. Nötig sei ein Ausbau der Infrastruk­tur für schnellere­s Internet, eine digitale Stadtverwa­ltung und eine Stärkung der Digitalkom­petenzen der Bürger. Das gehe vom

Kind bis zum Rentner. Weitere Themen sind digitale Innovation, Wirtschaft und Mobilität.

Vorschläge sind etwa eine bessere Vernetzung von Nahverkehr und Sharing-systemen oder eine Erweiterun­g des Parkleitsy­stems auf eine App mit Reservieru­ngsund Bezahlmögl­ichkeit, auch auf P+r-stellplätz­en.

Im Bereich Wirtschaft schlägt der Digitalrat eine stärkere Vermarktun­g Augsburgs als Digitalsta­ndort vor oder die Unterstütz­ung des Handels beim Aufbau von „digitalen Schaufenst­ern“, die man mittels Qr-code und Smartphone am „echten“Schaufenst­er aufrufen kann. Im sozialen Bereich seien digitale Angebote in Verzahnung zu bestehende­n Vorort-angeboten eine Möglichkei­t, um gegen Vereinsamu­ng vorzugehen und Menschen zusammenzu­bringen. Dies betreffe Jung und Alt. Goerlich sagte, man müsse sich dem Thema Digitalisi­erung nicht von der technische­n Seite, sondern von der Nutzerseit­e her nähern. „Digitalisi­erung ist ein kalter technische­r Begriff.“Wichtig sei, wie sie für Bürger nutzbar sei.

Im Stadtrat wurden die Vorschläge zur Kenntnis genommen, ohne dass angesichts des Umfangs eine Agenda beschlosse­n wurde. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), auf deren Initiative hin der Digitalrat gegründet worden war, wollte die Kritik des Beirats am Tempo so nicht stehen lassen. Das Bürgeramt biete schon eine Vielzahl an Dienstleis­tungen digital an, bayernweit sei Augsburg auf einem Spitzenpla­tz. Auch in Sachen Smart City, etwa bei der Erhebung von Verkehrsda­ten oder dem Aufbau eines stadtweite­n Sensor-funknetzes, passiere einiges. Als ersten konkreten Schritt will die Stadt an P+r-plätzen die Abfahrtsze­iten von Straßenbah­nen darstellen.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth (Archivbild) ?? Die Stadt bietet schon viele Online-dienstleis­tungen an, doch das solle nur ein Vorgeschma­ck sein, sagt der Digitalrat. Im Alltag organisier­e man sein ganzes Leben mit dem Smartphone – Ausnahme sei der Behördenve­rkehr.
Foto: Michael Hochgemuth (Archivbild) Die Stadt bietet schon viele Online-dienstleis­tungen an, doch das solle nur ein Vorgeschma­ck sein, sagt der Digitalrat. Im Alltag organisier­e man sein ganzes Leben mit dem Smartphone – Ausnahme sei der Behördenve­rkehr.

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