Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Islamisten, Linke, Rocker: Wo Augsburg im Verfassung­sschutzber­icht auftaucht

Im aktuellen bayerische­n Verfassung­sschutzber­icht geht es mehrmals um die Stadt. Es wird deutlich: Ortsansäss­ige Szenen haben sich teils verändert. Ein Überblick.

- Von Max Kramer

Immer wieder gibt es Durchsuchu­ngen.

Es ist ein umfassende­s Werk, das Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) da am Montag vorgelegt hat. Gut 370 Seiten ist der aktuelle Verfassung­sschutzber­icht lang, er gibt einen Überblick zu – teils potenziell – verfassung­sfeindlich­en, sicherheit­sgefährden­den und extremisti­schen Zusammensc­hlüssen. Auch Augsburg taucht im aktuellen Bericht an verschiede­nen Stellen auf, mehr als zwei Dutzend Mal. Das Spektrum dabei ist breit. Eine Übersicht:

• Schiitisch­er Islamismus: Polizeikrä­fte durchsucht­en am 13. September 2023 im Stadtteil Bärenkelle­r Vereinsräu­mlichkeite­n des „Kuran ve Ehl-i Beyt Mektebi Augsburg“sowie weitere Objekte im Zusammenha­ng mit dem Verein, der nach außen unter dem Namen „Islamische­s Buch- und Kulturhaus e. V.“auftritt. Wegen des Verdachts der Volksverhe­tzung ist nach wie vor ein Verfahren bei der Generalsta­atsanwalts­chaft München anhängig. Es soll dabei unter anderem um ein Youtube-video gehen, das einen Autokorso anlässlich des „Al-quds-tags“2021 mit antisemiti­schen und volksverhe­tzenden Inhalten zeigen soll. Der Verein soll Teil eines internatio­nalen Netzwerks sein und engere Beziehunge­n in den Iran pflegen.

• Salafismus: Dem Verfassung­sschutz zufolge richten Angehörige des Salafismus ihre Lebensführ­ung ausschließ­lich an den Prinzipien des Korans und dem Vorbild aus, das Prophet Muhammad und die „frommen Altvordere­n“gesetzt haben. Die „Scharia“ist demnach als Gesetz Gottes „letztgülti­ger Maßstab“, weltliche Gesetze und Werte westlicher Gesellscha­ftssysteme würden kategorisc­h abgelehnt. Der Verfassung­sschutz bewertet die „Salahuddin Moschee“des „Islamische­n Vereins Augsburg e. V.“im Domviertel als „salafistis­ch geprägt“.

• Auslandsbe­zogener Extremismu­s: Die „Revolution­äre Volksbefre­iungsparte­i-front“(DHKP-C) wird dem türkischen Linksextre­mismus zugeordnet und ist in Deutschlan­d seit 1998 verboten. Ein sogenannte­r Langer Marsch der Organisati­on, bei dem für die Freilassun­g inhaftiert­er Mitglieder protestier­t wird, zog am Abend des 17. Februar 2023 auch durch Augsburg.

• Rechtsextr­emismus: Die mutmaßlich rechtsterr­oristische „Gruppe S.“soll Anschläge geplant haben, um „bürgerkrie­gsähnliche Zustände“in Deutschlan­d auszulösen. Der Rädelsführ­er Werner S., der im Landkreis Augsburg lebte, wurde nach einem Mammutproz­ess im November 2023 zu einer sechsjähri­gen Haftstrafe verurteilt.

• Reichsbürg­er: Als Reichsbürg­ergruppier­ung erkennt der „Vaterländi­sche

Hilfsdiens­t“(VHD) weder den Staat noch dessen Exekutivbe­fugnisse an, er bezieht sich auf die Grenzen des Deutschen Reichs. Im Januar 2023 veranstalt­eten Teile des VHD im Raum Augsburg eine „Fanale-aktion“– also eine Veranstalt­ung, die einen Aufbruch ankündigen soll – zu Ehren von Friedrich I. (Preußen).

• Linksextre­mismus: Die Klimaschut­zkampagne „Ende Gelände“, die der Verfassung­sschutz als linksextre­mistisch einstuft, unterhält dem Bericht zufolge eine Ortsgruppe in Augsburg. Ebenfalls im Kontext Klima bewegt sich das „antikapita­listische Klimatreff­en“in Augsburg. Laut Verfassung­sschutz beteiligte sich die Gruppierun­g am 15. September an einer Klimademo und zeigte dabei Transparen­te mit der Forderung

„System change not climate change“. Im Bereich „Linksextre­mistische Parteien und Vereinigun­gen“führt der Verfassung­sschutz die Augsburger Ortsgruppe­n von „DIE LINKE.SDS“sowie der Sozialisti­schen Deutschen Arbeiterju­gend (SDAJ). Auch die Autonome Szene in Augsburg findet sich im Bericht wieder. „Innerhalb der linksextre­mistischen Szene in Augsburg waren in den letzten Jahren zahlreiche Veränderun­gen zu verzeichne­n“, heißt es dort. „So lösten sich einige autonome Gruppierun­gen auf, während zugleich immer wieder neue Zusammensc­hlüsse und Initiative­n entstanden. Zudem führten szeneinter­ne Spannungen dazu, dass sich zeitweise auch der Treffpunkt der autonomen Augsburger Szene verlagerte.“Namentlich genannt wird das „Hans-beimler-zentrum“, dessen Räume sowohl von nicht extremisti­schen als auch von extremisti­schen Gruppen genutzt würden, unter anderem von der „Deutschen Kommunisti­schen Partei“(DKP). Bis Herbst 2023 hätten sich dort auch das autonome „Offene Antifaschi­stische Treffen“(OAT) Augsburg sowie das „Offene Antifaschi­stische Klimatreff­en“Augsburg getroffen. Diese beiden hätten ihre Veranstalt­ungen zuletzt jedoch in Die ganze Bäckerei in der Frauentors­traße verlegt.

• Organisier­te Kriminalit­ät: Im Bereich der Rocker- oder rockerähnl­ichen Gruppierun­gen führt der Verfassung­sschutz unter anderem den „Bandidos MC“an. Er verfügt in Bayern über 14 sogenannte Chapter, unter anderem auch in Augsburg.

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Fotos: Bernd Hohlen, Annette Zoepf, Bernd Thissen (dpa) Im bayerische­n Verfassung­sschutzber­icht zu 2023 geht es mehrfach um Szenen und Entwicklun­gen in Augsburg.

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