Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Unterschiedliche Realitäten an Schulen
In den Grundschulen in Augsburg spielen sich unterschiedliche Realitäten ab. Während es mancherorts bei vielen Schülern darum geht, wie schnell sie den Unterrichtsstoff aufnehmen, abspeichern und umsetzen können und mit den fortschreitenden Jahrgangsstufen – ob die eigene Leistung am Ende für den Übertritt auf das Gymnasium oder die Realschule reicht, geht es anderenorts um Grundsätzliches. Die Schere ist weit geöffnet zwischen denjenigen, die im Schulsystem mit all seinen Möglichkeiten gut vorankommen und denjenigen, die straucheln und abgehängt werden. Auch in Augsburg entscheiden in vielen Fällen kulturelle und ethnische Zugehörigkeit und sozialer Status über den Bildungserfolg von Kindern – mit Chancengleichheit hat das nichts zu tun.
Trotz des großen Engagements von Lehrkräften können gerade die großen sprachlichen Defizite von Schülern oft nicht aufgefangen werden. Verbesserungspotenzial gibt es in vielen Bereichen. Auf der Veranstaltung der Augsburger Armutskonferenz sprach etwa Susanne Puhle, Leiterin der Abteilung Kindertagespflege und Bildungsprojekte der Stadt Augsburg, davon, dass statistisch gesehen in Augsburg Kinder mit Migrationshintergrund später in eine
Die sprachlichen Defizite können oft nicht aufgefangen werden.
Kita kommen als andere. Aber dass gerade diese Kinder zeitiger eine Krippe oder Kita besuchen sollten, um frühestmöglich gefördert zu werden.
Es müssen weitere Voraussetzungen geschaffen werden, die die Kinder unterstützen, wie etwa der rasche Ausbau der Ganztagsbetreuung in den Stadtteilen, die den größten Bildungsbedarf aufweisen. Das ist leichter gesagt als getan in einem System, in dem Kitaplätze Mangelware sind, in dem viele Schulen sanierungsbedürftig sind, Ganztagsbetreuungen unterfinanziert sind und Lehrkräfte fehlen. Es gibt Projekte und Programme, die die Bildungsungleichheit bekämpfen sollen. Ein Blick auf den Augsburger Bildungsbedarfsindex zeigt, dass Kinder in Oberhausen, Lechhausen und Herrenbach besonders viel Unterstützung benötigen. Stadt, Freistaat, Bund – aber auch die Eltern – stehen in der Pflicht, wenn sich die Schere nicht noch weiter öffnen soll.