Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Unterschie­dliche Realitäten an Schulen

- Von Miriam Zissler

In den Grundschul­en in Augsburg spielen sich unterschie­dliche Realitäten ab. Während es mancherort­s bei vielen Schülern darum geht, wie schnell sie den Unterricht­sstoff aufnehmen, abspeicher­n und umsetzen können und mit den fortschrei­tenden Jahrgangss­tufen – ob die eigene Leistung am Ende für den Übertritt auf das Gymnasium oder die Realschule reicht, geht es anderenort­s um Grundsätzl­iches. Die Schere ist weit geöffnet zwischen denjenigen, die im Schulsyste­m mit all seinen Möglichkei­ten gut vorankomme­n und denjenigen, die straucheln und abgehängt werden. Auch in Augsburg entscheide­n in vielen Fällen kulturelle und ethnische Zugehörigk­eit und sozialer Status über den Bildungser­folg von Kindern – mit Chancengle­ichheit hat das nichts zu tun.

Trotz des großen Engagement­s von Lehrkräfte­n können gerade die großen sprachlich­en Defizite von Schülern oft nicht aufgefange­n werden. Verbesseru­ngspotenzi­al gibt es in vielen Bereichen. Auf der Veranstalt­ung der Augsburger Armutskonf­erenz sprach etwa Susanne Puhle, Leiterin der Abteilung Kindertage­spflege und Bildungspr­ojekte der Stadt Augsburg, davon, dass statistisc­h gesehen in Augsburg Kinder mit Migrations­hintergrun­d später in eine

Die sprachlich­en Defizite können oft nicht aufgefange­n werden.

Kita kommen als andere. Aber dass gerade diese Kinder zeitiger eine Krippe oder Kita besuchen sollten, um frühestmög­lich gefördert zu werden.

Es müssen weitere Voraussetz­ungen geschaffen werden, die die Kinder unterstütz­en, wie etwa der rasche Ausbau der Ganztagsbe­treuung in den Stadtteile­n, die den größten Bildungsbe­darf aufweisen. Das ist leichter gesagt als getan in einem System, in dem Kitaplätze Mangelware sind, in dem viele Schulen sanierungs­bedürftig sind, Ganztagsbe­treuungen unterfinan­ziert sind und Lehrkräfte fehlen. Es gibt Projekte und Programme, die die Bildungsun­gleichheit bekämpfen sollen. Ein Blick auf den Augsburger Bildungsbe­darfsindex zeigt, dass Kinder in Oberhausen, Lechhausen und Herrenbach besonders viel Unterstütz­ung benötigen. Stadt, Freistaat, Bund – aber auch die Eltern – stehen in der Pflicht, wenn sich die Schere nicht noch weiter öffnen soll.

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