Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das bewegt die Menschen in Oberhausen und im Bärenkeller
Geschwindigkeitsreduzierung, Zisternenpflicht, Wohnraum: Bei der Versammlung in St. Konrad wurden viele Themen diskutiert. Mit einigen muss sich der Stadtrat beschäftigen.
Im vollen Pfarrsaal von St. Konrad gab es am Donnerstagabend einiges zu besprechen. Auf der Bürgerversammlung wurde neben der Diskussion um den geplanten Süchtigentreff in St. Johannes zahlreiche Anträge zu weiteren Themen eingebracht. Einige der Anliegen erhielten große Unterstützung, mit diesen muss sich der Stadtrat innerhalb der nächsten drei Monate beschäftigen. Andere wurden verworfen. Das bewegt die Bewohner in Oberhausen und im Bärenkeller.
Beim Täfertinger Weg im Bärenkeller herrschte Einigkeit. Eine Bewohnerin brachte den Antrag ein, dass der komplette Täfertinger Weg in eine Tempo-30-zone umgewandelt werden soll. Der Antrag wurde vom Plenum mit großer Mehrheit angenommen. Die Aktionsgemeinschaft Pro Bärenkeller forderte zudem, den Holzweg vom Oberen Schleißweg bis zur Stadtgrenze, die Wertinger Straße sowie die Hirblinger Straße zur 30er-zone zu erkären. Die AG brachte auf der Versammlung aber keine eigenen Anträge ein. Vorsitzende Christine Deschler erklärte unserer Redaktion, dass klar gewesen sei, dass Themen, die rund um den geplanten Süchtigentreff in St. Johannes viel Emotionen, Zeit und Raum einnehmen würden. Deshalb habe man die rund 60 eigenen Anliegen direkt an die zuständigen Referenten geschickt, so Deschler.
Abgelehnt wurde ein Antrag einer Frau, die im Bärenkeller eine Zisternenpflicht beim Neubau von Einfamilienhäusern und Doppelhäusern eingefordert hatte. Zudem sollte die Stadt prüfen, ob eine solche Pflicht auch für Mehrparteienhäuser möglich wäre. Trinkwasser sei ein wertvolles Gut, deshalb sei es wichtig, fürs Gießen Regenwasser zu sammeln, so die Antragsstellerin. Baureferent Steffen Kercher hielt den Antrag für „nicht sinnvoll“. „Wir prüfen jetzt schon jeden Bebauungsplan, auch auf Belange des Umweltschutzes“, sagte Kercher. Eine generelle Pflicht sei aber aufgrund der unterschiedlichen Dachformen nicht sinnig. Das Plenum sah es ähnlich und lehnte den Antrag ab.
Angenommen wurde hingegen ein Antrag, der die Einführung einer digitalen Baumkarte forderte. Diese solle Informationen zu den Standorten der Bäume enthalten, ebenso Hinweise, wenn Bäume gefällt werden müssen und die Begründung dafür, so die Antragsstellerin. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sah den Antrag skeptisch. Er verwies auf das digitale Baumkataster, das bereits bestehe. Zudem werde der nächste Umweltausschuss Anfang Mai sich mit dem Thema befassen. „Wir prüfen gerade, was wir machen können“, sagte Erben.
Auf der Versammlung in St. Konrad ging es teils emotional zu. Ein Mann beschwerte sich bei Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), dass der Bau der neuen Firmenzentrale der Wohnbaugruppe Augsburg (WBG) nicht nötig gewesen wäre. Von den Baukosten von mehreren Millionen Euro hätte in Oberhausen und im Bärenkeller lieber günstiger Wohnraum geschaffen werden sollen, so der Mann. Weitere Teilnehmer beklagten sich ebenfalls über den vermeintlichen Mangel an günstigem
Wohnraum in den Stadtteilen. Weber betonte, dass die WBG in Augsburg viele Wohnungen geschaffen hätte. Zudem gebe es in Augsburg eine Sozialquote von 30 Prozent in Neubaugebieten. Unterstützung erhielt Weber von einem Mitarbeiter der WBG, der betonte, dass die Pläne zum Wbg-neubau bereits 2017 gefällt worden und zum damaligen Zeitpunkt die jetzige wirtschaftliche Entwicklung nicht absehbar gewesen seien. Zudem habe die neue Firmenzentrale keinen Einfluss auf den Wohnungsbau der WBG.
Bei den rund 60 Anliegen von Pro Bärenkeller ging es unter anderem um den Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm. Die von der Stadt unterstützte Trasse sei die für den Stadtteil belastendste Variante, so Pro Bärenkeller. Der Stadtteil würde zukünftig von drei Fernverkehrshauptachsen durchschnitten: Augsburg–ulm, Bestand (Tieflage), Augsburg–ulm (neu) sowie die Rampe vom Abzweig Augsburg–donauwörth bis zur Unterquerung der Autobahn A8. Pro Bärenkeller forderte hierzu eine Stellungnahme der Stadt. Zudem
möchte man wissen, welche Anstrengungen die Stadt im ÖPNV zur Wiederherstellung des Bahnhaltepunkts Hirblinger Straße unternehme.
Auch im Sozialbereich hat Pro Bärenkeller mehrere Anliegen. Der Jugendunterstand wurde kürzlich eingeweiht, Pro Bärenkeller möchte dazu von der Stadt wissen, wie das Gelände weiter ausgestaltet wird. Konkret schlägt man eine Halfpipe oder eine Mountainbikestrecke vor. Auf dem Wohanka Areal, auf dem die WBG in den Jahren 2026 und 2027 um die 90 Wohnungen bauen will, fordert Pro Bärenkeller ebenfalls ein Angebot für Kinder und Jugendliche. Für den Anton-stöckle-weg erhoffen sich die Mitglieder einen neuen Spielplatz.
Zudem wünschen sie sich die verstärkte Einbindung kultureller Veranstaltungen in den Bärenkeller. Weber bestätigte Deschler und ihren Mitstreitern von Pro Bärenkeller, dass sich die Fachreferate mit den Anliegen beschäftigen und antworten werden. Der Stadtrat sei in diesem Fall nicht eingebunden, erklärte Deschler.