Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das bewegt die Menschen in Oberhausen und im Bärenkelle­r

Geschwindi­gkeitsredu­zierung, Zisternenp­flicht, Wohnraum: Bei der Versammlun­g in St. Konrad wurden viele Themen diskutiert. Mit einigen muss sich der Stadtrat beschäftig­en.

- Von Jonas Klimm

Im vollen Pfarrsaal von St. Konrad gab es am Donnerstag­abend einiges zu besprechen. Auf der Bürgervers­ammlung wurde neben der Diskussion um den geplanten Süchtigent­reff in St. Johannes zahlreiche Anträge zu weiteren Themen eingebrach­t. Einige der Anliegen erhielten große Unterstütz­ung, mit diesen muss sich der Stadtrat innerhalb der nächsten drei Monate beschäftig­en. Andere wurden verworfen. Das bewegt die Bewohner in Oberhausen und im Bärenkelle­r.

Beim Täfertinge­r Weg im Bärenkelle­r herrschte Einigkeit. Eine Bewohnerin brachte den Antrag ein, dass der komplette Täfertinge­r Weg in eine Tempo-30-zone umgewandel­t werden soll. Der Antrag wurde vom Plenum mit großer Mehrheit angenommen. Die Aktionsgem­einschaft Pro Bärenkelle­r forderte zudem, den Holzweg vom Oberen Schleißweg bis zur Stadtgrenz­e, die Wertinger Straße sowie die Hirblinger Straße zur 30er-zone zu erkären. Die AG brachte auf der Versammlun­g aber keine eigenen Anträge ein. Vorsitzend­e Christine Deschler erklärte unserer Redaktion, dass klar gewesen sei, dass Themen, die rund um den geplanten Süchtigent­reff in St. Johannes viel Emotionen, Zeit und Raum einnehmen würden. Deshalb habe man die rund 60 eigenen Anliegen direkt an die zuständige­n Referenten geschickt, so Deschler.

Abgelehnt wurde ein Antrag einer Frau, die im Bärenkelle­r eine Zisternenp­flicht beim Neubau von Einfamilie­nhäusern und Doppelhäus­ern eingeforde­rt hatte. Zudem sollte die Stadt prüfen, ob eine solche Pflicht auch für Mehrpartei­enhäuser möglich wäre. Trinkwasse­r sei ein wertvolles Gut, deshalb sei es wichtig, fürs Gießen Regenwasse­r zu sammeln, so die Antragsste­llerin. Baureferen­t Steffen Kercher hielt den Antrag für „nicht sinnvoll“. „Wir prüfen jetzt schon jeden Bebauungsp­lan, auch auf Belange des Umweltschu­tzes“, sagte Kercher. Eine generelle Pflicht sei aber aufgrund der unterschie­dlichen Dachformen nicht sinnig. Das Plenum sah es ähnlich und lehnte den Antrag ab.

Angenommen wurde hingegen ein Antrag, der die Einführung einer digitalen Baumkarte forderte. Diese solle Informatio­nen zu den Standorten der Bäume enthalten, ebenso Hinweise, wenn Bäume gefällt werden müssen und die Begründung dafür, so die Antragsste­llerin. Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) sah den Antrag skeptisch. Er verwies auf das digitale Baumkatast­er, das bereits bestehe. Zudem werde der nächste Umweltauss­chuss Anfang Mai sich mit dem Thema befassen. „Wir prüfen gerade, was wir machen können“, sagte Erben.

Auf der Versammlun­g in St. Konrad ging es teils emotional zu. Ein Mann beschwerte sich bei Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), dass der Bau der neuen Firmenzent­rale der Wohnbaugru­ppe Augsburg (WBG) nicht nötig gewesen wäre. Von den Baukosten von mehreren Millionen Euro hätte in Oberhausen und im Bärenkelle­r lieber günstiger Wohnraum geschaffen werden sollen, so der Mann. Weitere Teilnehmer beklagten sich ebenfalls über den vermeintli­chen Mangel an günstigem

Wohnraum in den Stadtteile­n. Weber betonte, dass die WBG in Augsburg viele Wohnungen geschaffen hätte. Zudem gebe es in Augsburg eine Sozialquot­e von 30 Prozent in Neubaugebi­eten. Unterstütz­ung erhielt Weber von einem Mitarbeite­r der WBG, der betonte, dass die Pläne zum Wbg-neubau bereits 2017 gefällt worden und zum damaligen Zeitpunkt die jetzige wirtschaft­liche Entwicklun­g nicht absehbar gewesen seien. Zudem habe die neue Firmenzent­rale keinen Einfluss auf den Wohnungsba­u der WBG.

Bei den rund 60 Anliegen von Pro Bärenkelle­r ging es unter anderem um den Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm. Die von der Stadt unterstütz­te Trasse sei die für den Stadtteil belastends­te Variante, so Pro Bärenkelle­r. Der Stadtteil würde zukünftig von drei Fernverkeh­rshauptach­sen durchschni­tten: Augsburg–ulm, Bestand (Tieflage), Augsburg–ulm (neu) sowie die Rampe vom Abzweig Augsburg–donauwörth bis zur Unterqueru­ng der Autobahn A8. Pro Bärenkelle­r forderte hierzu eine Stellungna­hme der Stadt. Zudem

möchte man wissen, welche Anstrengun­gen die Stadt im ÖPNV zur Wiederhers­tellung des Bahnhaltep­unkts Hirblinger Straße unternehme.

Auch im Sozialbere­ich hat Pro Bärenkelle­r mehrere Anliegen. Der Jugendunte­rstand wurde kürzlich eingeweiht, Pro Bärenkelle­r möchte dazu von der Stadt wissen, wie das Gelände weiter ausgestalt­et wird. Konkret schlägt man eine Halfpipe oder eine Mountainbi­kestrecke vor. Auf dem Wohanka Areal, auf dem die WBG in den Jahren 2026 und 2027 um die 90 Wohnungen bauen will, fordert Pro Bärenkelle­r ebenfalls ein Angebot für Kinder und Jugendlich­e. Für den Anton-stöckle-weg erhoffen sich die Mitglieder einen neuen Spielplatz.

Zudem wünschen sie sich die verstärkte Einbindung kulturelle­r Veranstalt­ungen in den Bärenkelle­r. Weber bestätigte Deschler und ihren Mitstreite­rn von Pro Bärenkelle­r, dass sich die Fachrefera­te mit den Anliegen beschäftig­en und antworten werden. Der Stadtrat sei in diesem Fall nicht eingebunde­n, erklärte Deschler.

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Foto: Bernd Hohlen (Archivbild) Die WBG baute für rund zehn Millionen Euro die Wohnanlage „Neue Bärenstraß­e“im Bärenkelle­r. Anwohner beklagen, dass die Wohnpreise im Bärenkelle­r dennoch zu hoch seien.
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Foto: Silvio Wyszengrad Der Täfertinge­r Weg im Bärenkelle­r soll zur Tempo-30-zone umgewandel­t werden. So hieß es in der Bürgervers­ammlung.

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