Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Halle wird bei Trainerabschied zur Partyzone
Die Drittliga-handballerinnen des TSV Haunstetten bescheren ihrem Coach Herbert Vornehm nicht nur einen Sieg gegen Steißlingen zum Abschied, sondern auch ein emotionales Rahmenprogramm.
Als die letzte Minute des Handballspiels gegen die TUS Steißlingen lief, hielt es in der Haunstetter Albert-loderer-halle niemand mehr auf den Sitzen. Mit stehenden Ovationen begleiteten die Fans auf der ganz in Rot-weiß getauchten Tribüne die letzten Spielzüge der Tsv-drittliga-frauen auf ihrem Weg zum 24:20-Sieg. Doch an diesem Abend ging es beim TSV Haunstetten nicht nur darum, die erfolgreiche Frauenmannschaft beim letzten Heimspiel zu feiern, sondern vor allem Trainer Herbert Vornehm einen würdigen und unvergesslichen Abschied zu bereiten. Denn der Coach wird sich mit Abschluss der aktuellen Saison nach über 44 Jahren aus dem Trainergeschäft zurückziehen.
Umso mehr hatte sich seine Mannschaft vorgenommen, diesen
Abend, der in eine große Party münden sollte, mit einem sportlichen Sieg einzuleiten. Nach einem ersten Abtasten gelang das den Haunstetterinnen immer besser, ab dem 5:5 spielten sie sich einen Vorsprung heraus, den sie bis zur Halbzeitpause kontinuierlich auf 15:9 ausbauten. Auch danach behielt das TSV-TEAM stets die Kontrolle über das Spiel, sodass nie Gefahr bestand, dass sich die Gäste zum Partycrasher entwickeln könnten. Als Anja Niebert zwei Minuten vor Schluss den Ball zum 24:19 ins Netz donnerte und Steißlingen nur noch ein letzter Treffer zur Ergebniskorrektur gelang, war die Stimmung unter den rund 400 lautstark jubelnden Tribünengästen schon auf dem Siedepunkt. Kaum jemand verließ nach dem Spiel die Halle, alle warteten auf das emotionale Abschiedsprogramm, das die Aktiven um die Spielerinnen Sabrina Fischer und
Patricia Link mit viel Herzblut und Engagement zusammengestellt hatten.
Die ersten Tränen gab es schon
bei der Verabschiedung der Mannschaftskolleginnen, denn ein wichtiges Trio wird den Haunstetter Frauen in der neuen Saison fehlen.
Anja Niebert beendet ihre Laufbahn als aktive Spielerin, Julika Birnkammer und Michelle Schäfer suchen neue sportliche Herausforderungen in der zweiten Liga. Dazu verlässt mit Co-trainer Raimund Hellfeuer die gute Seele des Teams im Hintergrund den Verein. Ihren geliebten Chefcoach Herbert Vornehm mussten die Spielerinnen dann schon fast aus dem Hintergrund ins Rampenlicht zerren, um ihn, der nicht gern viel Aufhebens um seine Person mag, gebührend zu würdigen. Nach der Laudatio von Tsv-präsidenten Andreas Katzer („Eine Ära geht in Haunstetten zu Ende“) porträtierte Sabrina Fischer mit brüchiger Stimme und herzerwärmenden Worten ihren Coach „Hobbel“und den 20-jährigen gemeinsamen Lebensweg. „Für meinen Trainer, Mentor, Zweitpapa und das wichtigste, meinen Freund. Er ist ein Unikat, ein Macher, ein Lochsocken, ein
Menschenfreund. Manchmal zum Haareraufen, manchmal aber auch überraschend, ehrlich und liebevoll. Ein Mensch, der alle von seiner Sache überzeugen konnte“, so Fischer in ihrer Rede.
In welch vielfältiger Weise Herbert Vornehm das schaffte, zeigte danach ein Film mit den besten Sequenzen aus seiner langen Karriere beim TSV Haunstetten auf einer Videowand, bevor der Coach durch ein Rosenspalier, das Dutzende seiner ehemaligen Spielerinnen bildeten, in die Feierzone entlassen wurde. Es ging einem langen Abend entgegen, gemäß dem vom Verein nach ausgegebenem Partymotto in Anlehnung an ein „Hobbel“-zitat: „Stay Vornehm, ihr Grattler.“
Haunstetten Smotzek (1), Link (3), Niebert (3/2), Dieterich (2), Fischer (2), Joerss, Albrecht, Birnkammer (4), Knöpfle (1), Bosch (3), Driske (3), Wedrich, Spindler, Prokop (2), Schmid