Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Lindner ist kein James Dean

- Von Bernhard Junginger

Immer stärker erinnert die Machtprobe in der Ampel an die Mutprobe aus dem Hollywood-klassiker „Denn sie wissen nicht, was sie tun“. In der Schlüssels­zene tragen der vom legendären James Dean verkörpert­e Held und sein fieser Widersache­r ein sogenannte­s „Hasenfußre­nnen“aus. Beide rasen in gestohlene­n Autos auf eine Klippe zu, wer als erster rausspring­t, ist der Feigling und hat demnach verloren.

Das Spielchen zwischen der FDP auf der einen und SPD und Grünen auf der anderen hat zwar etwas andere Regeln, folgt aber der gleichen Todesverac­htungs-logik. Christian Lindner und seine Liberalen entwerfen ein Szenario, in dem sie die Ampel-karre in den Abgrund fahren, indem sie selbst bei voller Fahrt herausspri­ngen. Es sei denn natürlich, Grüne und SPD geben klein bei und akzeptiere­n ihre Bedingunge­n.

Doch wenn die FDP jetzt wirklich die Bundesregi­erung platzen lässt, könnte ihr selbst angezettel­tes Feiglings-rennen so tödlich enden, wie jenes im Film. Bei einer außerplanm­äßigen Bundestags­wahl wäre nämlich nicht gewiss, dass sie überhaupt die Fünfprozen­thürde überwindet. Für die Inszenieru­ng eines Hasenfuß-spiels, fürs große Rebellen-kino, fehlt den Liberalen die Substanz – zumindest im Augenblick.

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