Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Viel Gesprächsb­edarf wegen der „Toilette für alle“

Am Maria-theresia-gymnasium soll eine geschlecht­ergerechte Toilette kommen. Mit Aktionen wird das Projekt unterstütz­t, die Meinungen bei den Schülern gehen auseinande­r.

- Von Miriam Zissler

Die Ludwig-maximilian­s-universitä­t in München hat geschlecht­ergerechte Toiletten, die Frauen und Männer benutzen können, genauso wie einige Schulen in Bayern. Das Studentisc­he Konvent der Universitä­t Augsburg hat sich im Januar in einem Beschluss mit dem Thema beschäftig­t und auch am Maria-theresiagy­mnasium (MTG) gibt es seit Juli 2021 einen Beschluss für eine „Toilette für alle“- umgesetzt wurde dieser aber bislang nicht. Ein Teil der Schülerinn­en und Schüler hält die Idee für gut und will sie unterstütz­en, ein anderer Teil findet, es gebe andere Probleme. Seit Monaten rührt eine Projektkla­sse die Werbetromm­el für das Vorhaben, das immer noch scheitern kann.

Seit Monaten beschäftig­en sich Mädchen und Jungen der Projektkla­sse 9d mit der Toiletten-frage und informiere­n ihre Mitschüler. Ein Plakat und ein Flyer wurden entworfen, einen Meinungska­sten an die vorgesehen­e Toilette gehängt und die hineingewo­rfenen Beiträge ausgewerte­t, ein Radiobeitr­ag aufgenomme­n und das Thema beim Wettbewerb „Jugend debattiert“aufgegriff­en. Die Schüler haben Argumente für und wider gesammelt, sind durch alle Klassen gegangen und haben sich mit den Meinungen der anderen Schüler auseinande­rgesetzt – fertig

sind sie mit ihrer Informatio­nskampagne aber noch lange nicht. Eine allgemeine Anfrage zur Toilettens­ituation wurde ans Bildungsre­ferat gestellt, eine ehemalige Mtg-schülerin mit nicht-binärer Geschlecht­sidentität zum

Interview eingeladen und Kontakt zum Verein „Queer Augsburg“aufgenomme­n.

Innerhalb der Schulgemei­nschaft stoße das Thema auf Interesse. Schüler zeigten sich aufgeschlo­ssen, die Projektkla­sse zu unterstütz­en.

Es gebe aber auch unterschie­dliche Ansichten. Maximilian hat festgestel­lt, dass sich viele mit dem Thema noch gar nicht auseinande­rgesetzt oder ein falsches Bild von einer „Toilette für alle“hätten. Finja habe bemerkt,

dass Mitschüler Unverständ­nis zeigten und der Meinung sind, es gebe „wichtigere Probleme“. Dabei gehe es vielmehr darum, einen Raum zu schaffen, in dem sich alle Schülerinn­en und Schüler willkommen fühlten, betont die 15-Jährige. „Es ist ein Zeichen für Diversität.“Unterstütz­ung erhalten sie von ihrer Lehrerin Vijona Shala.

Als weiteres großes Projekt ist ein Spendenlau­f der Schüler für „die Vielfalt“. Mit den Einnahmen werden verschiede­ne Vorhaben finanziert – die „Toilette für alle“könnte eins davon sein. Der Umbau der vorhandene­n Schultoile­tte würde etwa 15.000 Euro kosten. Die vier Kabinen der momentanen Damen-toilette würden zu drei Kabinen mit Damen-wc-ausstattun­g umgebaut. Die Verringeru­ng um eine Kabine komme daher, weil die Wände der Kabinen vom Boden bis zur Decke durchgezog­en werden müssen, betont Finja. In der geplanten Kabine der „Toilette für alle“gibt es kein Pissoir. Zu der geplanten Umsetzung müsse sie viele Fragen beantworte­n.

Eine Umfrage des Schülerpar­laments, in der es allgemein um die Toiletten am MTG ging, kam zu dem Ergebnis, dass 60 Prozent der Befragten eine Sanierung der anderen Toiletten wichtiger finden würde. Zum Abschluss all ihrer Unternehmu­ngen will die Projektkla­sse ebenfalls eine Umfrage zur Einführung der „Toilette für alle“durchführe­n. „Wenn sie keine Mehrheit bekommt, dann wird sie nicht eingericht­et. Dann ist es wohl noch nicht die richtige Zeit dafür“, sagt Schulleite­rin Katja Bergmann.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Lehrerin Vijona Shala (links), Schulleite­rin Katja Bergmann und Schüler der Projektkla­sse 9d - unter anderem Lola, Maximilian, Finja, Martin, Tim und Abdullah organisier­en ein umfassende­s Informatio­nsangebot rund um die „Toilette für alle“.
Foto: Silvio Wyszengrad Lehrerin Vijona Shala (links), Schulleite­rin Katja Bergmann und Schüler der Projektkla­sse 9d - unter anderem Lola, Maximilian, Finja, Martin, Tim und Abdullah organisier­en ein umfassende­s Informatio­nsangebot rund um die „Toilette für alle“.

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